Bad Münstereifel – Ob die Sonnenblume es mal bis ins Bad Münstereifeler Stadtwappen schaffen kann, sei dahingestellt: Für Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian ist das Bild des Fotokünstlers Joachim Rieger, das die Sonnenblumen am Ufer der Erft zeigt, zum Synonym für den Wiederaufbau der bei der Flut zerstörten Innenstadt und der Ortschaften im Stadtgebiet geworden.
Die durch die Flut aus der zerstörten Tierbedarfshandlung herausgeschwemmten Sonnenblumenkerne säten sich und blühten im Sommer entlang der Böschungen goldgelb.
Preiser-Marian: „Es scheint wie ein Sinnbild für unseren Mut und unseren Willen zu sein, unsere Stadt wieder und noch schöner aufzubauen.“ Daher durften die Podiumsgäste, die die Stadt zum Empfang „Bilder im Herzen“ in die Konviktkapelle geladen hatten, nach den Kurzinterviews jeweils eine Sonnenblume mit nach Hause nehmen.
Symbolkraft hat auch die von Bürgern vorgeschlagene Freitreppe an der Erft im 175 Millionen Euro umfassenden Paket der 300 Wiederaufbaumaßnahmen. Preiser-Marian: „Dort erhalten wir einen Ort des Erinnerns an die Flut, an dem wir uns irgendwann mit der Erft wieder versöhnen können.“
Das Foto, mit dem Preiser-Marian den Empfang eröffnete, war ein anderes. Es zeigt die Menschenkette auf der Orchheimer Straße, die tagelang Eimer um Eimer voller Schlamm und Schutt weitergereicht hat.
Nachdem der erschütternde Lagebericht der Feuerwehr vom Morgen des 15. Juli 2021, den Preiser-Marian verlas, die Gäste in ihre Erinnerungen an die Schreckensnacht und die Verzweiflung der Tage, Wochen und Monate danach zurückgeführt hatte, waren es Tausende Helfer, die mit ihrer Solidarleistung die Entschlossenheit der Bürger stärkten, die Stadt wieder aufzubauen.
Daher hatte NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach für sich das Foto der helfenden Hände, auf einer Hauswand abgemalt, zum Sinnbild für die Bewältigung der Flutkatastrophe in Bad Münstereifel erkoren.
Stellvertretend hatte die Stadt einen Querschnitt von Bürgern, Politikern und Helfern zum Empfang geladen. In mehreren Gesprächsrunden, moderiert von Martina Lanzrath, reflektierten die Gesprächsteilnehmer den Kraftakt, den die Bürger bewältigen.
Die „Helfenden Hände“ von Bad Münstereifel
In der Runde „Helfende Hände“ kamen Helfer und Spender zu Wort, so etwa Emily Miller von der Osten, die Hunderte von jungen Helfern in die Stadt gebracht hatte. Oder Dr. Waltraud Stening von der Bürgerstiftung, die 3,6 Millionen Euro an Spenden erhalten hatte.
Eindrucksvoll schilderte Pater Valentin von der Apostolischen Schule, dass die Legionäre Christi eigentlich eine spirituelle Oase hatten schaffen wollen. „Doch was die Leute brauchten, war Wasser, Suppe, Brot und das schwarze Gold, der Kaffe am Morgen. Also war dies das Wertvollste, was wir beisteuern konnten.“
Die Hilfsorganisationen kamen ebenso zu Wort wie soziale Dienste, Experten für Hochwasserschutz oder Vertreter der Partnerstadt Ashford, die eine 15.700-Euro-Spende aus England mitgebracht hatten.
Ein Moment ragte besonders heraus: Als sich die Mitarbeiter der Verwaltung bei ihrer Chefin bedankten – und die Gäste in der Konviktkapelle aufstanden, um der ganzen Rathaus-Crew zu applaudieren.