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Ehemaliger KonsumDas neue Rathaus in Blankenheim ist fertig – allen Skeptikern zum Trotz

Lesezeit 6 Minuten
Das umgebaute Gebäude in Blankenheim von vorne betrachtet.

Im sprichwörtlichen neuen Glanz erstrahlt das zum Rathaus umgebaute spätbarocke Gebäude im historischen Ortskern.

Vor zehn Jahren begann für die Gemeinde Blankenheim das große Abenteuer. Nun wurde das historische Gebäude eingesegnet.

Die Gemeinde Blankenheim hat ein neues Rathaus. Mit der Einsegnung durch Pfarrer Andreas Züll wurde die Zukunft des denkmalgeschützten Altbaus im historischen Ortskern besiegelt. Der Umzug der Verwaltung erfolgt bis zum Juni.

Ministerin Ina Scharrenbach, in der Landesregierung zuständig für Heimat, Bauen und Digitales, fand im Innenhof des neuen Rathauses die passenden Worte: „Sie, die Gemeinde Blankenheim, haben sich vor zehn Jahren in ein Abenteuer gewagt.“ Als sie damals zum ersten Mal in der seit Jahrzehnten leerstehenden Bauruine gestanden habe, habe sie nur gedacht: „Oh Gott!“ Aber dann, in der Annahme, dass der Eifeler an sich eine gewisse Hartnäckigkeit habe: „Das wird schon.“ Scharrenbach sollte richtig liegen.

Skepsis, aber das wird schon – so oder so ähnlich dachten wohl einige der geladenen Gäste zum feierlichen „Pre-Opening“ des Rathauses im einstigen Konsum. Neben Landrat Markus Ramers waren auch der Bundestagsabgeordnete Detlef Seif und der Landtagsabgeordnete Klaus Voussem (beide CDU) gekommen, das Rathaus-Team, Vertreter der bauausführenden Firmen und die Mitglieder des Gemeinderats.

Alles zum Thema Ina Scharrenbach

Blankenheimer CDU wehrte sich gegen das Projekt – vergeblich

Darunter waren auch fast alle der zwölf Christdemokraten, die in der denkwürdigen Gemeinderatssitzung vom 17. Juni 2021 vergeblich versucht hatten, den Umbau des ehemaligen Konsum zu verhindern. Die Kostenkalkulation war damals von rund 5 auf 7,42 Millionen Euro gestiegen. Sie unterlagen mit 15 zu 12 Stimmen. Auch ein von der CDU angestrengter Bürgerentscheid gegen diesen Beschluss war zunächst vom Gemeinderat mehrheitlich abgelehnt worden, die Klage der Christdemokraten vor dem Verwaltungsgericht scheiterte.

Jennifer Meuren, Ina Scharrenbach und Markus Ramers stehen um den Baum, dahinter sitzen und stehen Gäste der Feier.

Den „Kreisbaum“ pflanzten symbolisch Jennifer Meuren (l.), Ina Scharrenbach und Markus Ramers.

Mehrere Besucher haben im Innenhof Platz genommen, Landrat Markus Ramers steht am Rednerpult.

Im Innenhof fand die Feierstunde zum Pre-Opening statt. Er soll auch künftig für kleinere Veranstaltungen genutzt werden – und als Ort zum Aufenthalt für die Mitarbeiter.

Lange ist's her, konnte man angesichts der über alle damaligen politischen Lager hinweg vier Jahre später verbreiteten Feierstimmung im Innenhof meinen. Der Umbau kostete nach drei Jahren Bauzeit am Ende 8,5 Millionen Euro. 5,23 Millionen Euro steuerte Ina Scharrenbachs Ministerium bei.

Neben weiteren rund 20 Millionen Euro, die Bund und Land in den vergangenen Jahren in die Gemeinde Blankenheim investiert haben, so die Ministerin mit einem gewissen Nachdruck in ihrem Grußwort.

Dank der Zuschüsse ist das Projekt für Blankenheim ziemlich günstig

Doch zum vor Beginn der Baumaßnahmen befürchteten und auch im Rosenmontagszug so karikierten „Millionengrab“ sei der Umbau nicht geworden, sagte Bürgermeisterin Jennifer Meuren. Es gab schließlich weitere Zuschüsse, etwa von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.

Und dank des Verkaufs des aktuell noch genutzten Rathauses für um die zwei Millionen Euro – es soll zu Wohnungen umgebaut werden – blieb am Ende der Eigenanteil der Gemeinde im sechsstelligen Bereich.

Meuren sprach mit Blick auf die Umbauhistorie von einem „Meilenstein in der Geschichte der Gemeinde Blankenheim“, der erreicht sei: „Der Eröffnungstag ist wohl einer dieser Tage, an den viele nicht geglaubt haben.“

Blankenheim hat mit einem Schlag eines der ältesten und modernsten Rathäuser im Kreisgebiet bekommen.
Markus Ramers, Landrat

Es war auch ein Anlass für sie darauf hinzuweisen, dass man als Gemeinde mit dem Umbau als „Impulsgeber“ für den Erhalt der alten Bausubstanz bei gleichzeitiger moderner Nutzung vorangehen wollte. Entstanden seien im Hauptgebäude und den Anbauten hochmoderne Arbeitswelten.

Landrat Markus Ramers würdigte das ebenfalls: „Blankenheim hat mit einem Schlag eines der ältesten und modernsten Rathäuser im Kreisgebiet bekommen.“ Er hatte zur Eröffnungsfeier etwas Grünes mitgebracht.

Scharrenbach, Meuren und Ramers pflanzten Schattenspender an

Der Kreis stifte einen „Kreisbaum“, auf dass er zum Schattenspender für die Verwaltung werde, so Ramers. Die Idee führte durchaus zu Heiterkeit im Publikum: Meinte er etwa den Schatten der Kreisumlage, der auf die Gemeindefinanzen fällt? Bis die Verschattungsfunktion wirksam wird, braucht der junge grüne Sprössling, den Ramers, Meuren und Scharrenbach gleich symbolisch anpflanzten, jedenfalls noch ein paar Jahre.

Ramers zeigte sich vom neuen Verwaltungsgebäude im Altbau überzeugt. An die Beschäftigten gewandt, sagte er: „Ihr bekommt hier die besten Arbeitsbedingungen, die es geben kann.“ Und weiter: „Es gab in der Bauzeit Lieferengpässe, Kostensteigerungen, Corona und das Hochwasser 2021. Das Rathaus trotzdem so hinzubekommen – das sieht einfach toll aus.“

Ein Extra neben anderen ist dabei für das Team der Verwaltung der Innenhof – vor allen Dingen dann, wenn um die Mittagszeit die Sonne herein scheint. Dann wird die Pausenfläche, die auch als Arbeitsraum genutzt werden kann, dank Außen-WLAN-Anschlüssen, zur Sonnenbad-Ecke. Apropos Energie: Aus dem Dachgeschoss zur Ahrstraße gibt es einen wunderbaren Blick hoch zum Zuckerberg, dem Pfarrhaus und der Burg darüber. Wenn das keine Vorgabe für Beistand von oben ist…


Stimmen zum neuen Rathaus

Wilfried Wutgen (SPD): „Dass es innen und im Innenhof zu dunkel wird – alles widerlegt. Blankenheim kann froh sein, dass eine Bauruine so erhalten wird.“

Maria Sigel-Wings (Bündnis 90/Grüne): „Ich bin überglücklich, dass dieses ortsbildprägende Gebäude eine so gute Zukunft gefunden hat. Etwas Besseres hätte man sich nicht vorstellen können.“

Kevin Sarner (CDU): „Ich finde es gut, dass man so Altes und Neues kombinieren kann. Und es ist auch gut, dass das alte Rathaus jetzt zum Wohnhaus umgebaut werden kann.“

Gisela Caspers (SPD): „Ich bin stolz darauf, dass wir das als Gemeinde hingekriegt haben. Und dass man nicht einfach auf die alte Bausubstanz was Neues draufgesetzt hat. Das wertet das alte Haus und die gesamte Straße auf.“

Erwin Nelles, langjähriger Fachbereichsleiter und ehemaliger Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters: „Ich habe damals die Verkaufsverhandlungen mit dem Eigentümer des Konsum geführt. Für die Gemeinde überwog die Verantwortung gegenüber dem historischen Ortskern die wirtschaftlichen Bedenken, die es gab.“

Rolf Hartmann war von 2005 bis 2020 Bürgermeister in Blankenheim. In seiner letzten Amtszeit wurde der Kauf des alten Gebäudes an der Ahrstraße beschlossen: „So ein Projekt braucht zwei Amtszeiten, um es als Bürgermeister durchzuziehen. Was wäre denn damals die Alternative gewesen?“

Wolfgang Beyß, Architekt: „Wir liegen am Ende mit den Kosten knapp zehn Prozent über unserer Kalkulation aus dem Jahr 2021. Das ist für ein solches Projekt nicht schlecht. Dabei war die Bausubstanz, als wir anfingen, schlechter als gedacht.“


Der Rathausbau stand nicht immer unter einem guten Stern

Der Umbau eines Gebäudes aus dem Jahr 1738 geht nicht ohne Schwierigkeiten einher – dazu zählen auch vorher völlig unbekannte Probleme. Das Haus an der Ahrstraße 50 war zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Hotel, dann Gericht und Gefängnis, nach dem Zweiten Weltkrieg ein Lebensmittel- und Textileinzelhandelsgeschäft, bevor es jahrzehntelang leer stand.

Bei den Sondierungsbohrungen für die Geothermie, die jetzt die Wärmepumpe des Altbaus und der beiden neuen Anbauten mit Energie versorgt, stieß man in 190 Metern Tiefe auf eine Wasserader. Ein Spezialbaustoff aus Österreich musste verbaut werden um unliebsame Überraschungen aus dem Blankenheimer Untergrund auszuschließen.

Auch der steile Hang an der Rückseite des Innenhofs bereitete den Planern Probleme: Eigentlich sollte er mit Natursteinen gesichert werden, doch das Risiko eines Hangrutsches wurde als zu groß eingeschätzt. Stattdessen wurde eine brutalistisch wirkende, massive Betonwand vor den Hang gesetzt, die auch die vorstehende kleine Parkebene darüber trägt. Wilder Wein oder Efeu könnten das Grau im Laufe der Zeit etwas überdecken.