In Bad Münstereifel gibt es nun ein Flutmuseum. Die Exponate erinnern an die Katastrophe vom 14. Juli 2021.
FlutmuseumEin Ort des Erinnerns an die Katastrophe in Bad Münstereifel
Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit – in Bad Münstereifel ist die kleine Zeitreise an der Werther Straße auf nur 100 Metern möglich. Vom frisch verlegten Pflaster in Höhe der Kapuzinergasse geht es aktuell direkt in eine Baustelle.
Und wer kurz dahinter vier Stufen hochgeht, fühlt sich zurückversetzt zum 14. und 15. Juli 2021 zurückversetzt. Flut. Hochwasser. Katastrophe. Bilder, Erlebnisse und Gerüche, die sich eingebrannt haben. Und teilweise von der Gegenwart übertüncht werden.
Exponate in Bad Münstereifel teilweise noch schlammverschmiert
Auf etwa 20 Quadratmetern ist die Flutkatastrophe nun im ehemaligen Hotel Hillebrand wieder präsent und gegenwärtig. Das City-Outlet hat im Flur des Gebäudes – zwischen zwei Outlet-Geschäften – ein Flutmuseum eingerichtet: inklusive getrocknetem Flutschlamm im altertümlichen Kamin.
Dort hatte ihn das Hochwasser am 14. Juli angespült, dort ist er getrocknet und nie entfernt worden. „Es ist ein Ort der Erinnerung“, sagte Marc Brucherseifer, Geschäftsführer des City-Outlets in Bad Münstereifel.
Er ist der Initiator und Ideengeber des Flutmuseums, das künftig im Rahmen der Stadtführungen oder für angemeldete Gruppen geöffnet wird. „Es ist ein besonderer Ort, der eine gewisse Moderation benötigt“, erklärte Brucherseifer.
Im Rahmen des Frühlingsfests Ende April wird es aber einen Tag der offenen Tür geben. Am Sonntag, 30. April, ist das Flutmuseum von 13 bis 18 Uhr geöffnet.
Eimer zum Schlammschippen sind Symbol für Bad Münstereifel geworden
Dann wird auch der knallig-orangefarbene Eimer an der Decke hängen. Was für Außenstehende recht unspektakulär aussieht, ist für Einheimische mit vielen Emotionen verbunden. Vor rund zwei Jahren war die Spende einer bekannten Baumarktkette in Bad Münstereifel omnipräsent. Der Eimer zum Schlammschippen wurde zum kleinen Symbol für die große Katastrophe.
Direkt daneben steht ein größeres Symbol – zumindest für die Bad Münstereifeler. Das lebensgroße Sigikid-Maskottchen des Spiele- und Plüschwarenherstellers war auf einem City-Outlet-Fahrzeug nach der Flut befestigt – praktisch als Kühlerfigur. „Es hat den Menschen hier ein Lächeln ins Gesicht gezaubert und war ein Symbol der Hoffnung“, sagte Brucherseifer – und weist auf die matschverkrusteten Füße des Stofftiers.
Schlamm und Dreck waren für die Flut und die anschließenden Aufräumarbeiten prägend. Entsprechend dürften sie in einem Flutmuseum nicht fehlen – und deshalb fehlen sie auch in Bad Münstereifel nicht.
Im Gegenteil: Der ausgestellte Parkscheinautomat ist dreckverschmiert, auf den Schaufensterpuppen befindet sich eine Staubschicht, eine Wathose hängt dreckig an der Wand und der orangefarbene Eimer weist ebenfalls noch zahlreiche Schlammspritzer auf.
Zahlreiche Fotos und Videos im Flutmuseum zu sehen
Zudem haben die Mitarbeiter des City-Outlets zahlreiche Fotos zusammengetragen, die nun in einer Diashow gezeigt werden. „Ich war am Morgen nach der Flut um 6.15 Uhr in Bad Münstereifel. Mir wurde danach gesagt, ich hätte nur wirres Zeug gestammelt“, erinnerte sich Brucherseifer an den 15. Juli.Viele Eindrücke habe er mit dem Smartphone festgehalten. Die Fotos seien nun selbstverständlich auch zu sehen.
Ein weiteres Symbol des Hochwassers in Bad Münstereifel ist aber nur in Form eines Wandbildes im Museum zu sehen: der rote Container, der von den Wassermassen einmal quer durch die Innenstadt getrieben wurde. Er ist zu einem Flut-Kunst-Mahnmal-Erinnerungsstück auf dem Gelände der Arloffer Thonwerke geworden.
Kurt Reidenbach, Beigeordneter der Stadt Bad Münstereifel, sagte bei der Vorstellung des Flutmuseums: „Es ist unbestritten, dass die Flutkatastrophe eines der verheerendsten Ereignisse in der Stadtgeschichte war. Wir sind dem City-Outlet dankbar, dass es nun an zentraler Stelle – und in direkter Nähe zur Erft – einen Ort des Erinnerns, Gedenkens und Innehaltens ermöglicht.“
Es sei ein Ort der Solidarität und des Zusammenhalts, ergänzte Brucherseifer. Aber auch einer, der zum persönlichen Austausch und zum Innehalten einlade. „Das Museum mit seinen Ausstellungsstücken steht auch für den Neuaufbau und die damit verbundene Aufbruchstimmung. Es verdeutlicht im Kontrast, was seit der Flutnacht schon alles erreicht wurde“, so der Outlet-Chef.