Ein Arloffer Ehepaar berichtet über den Wiederaufbau – Bad Münstereifels CDU-Fraktionschef Martin Mehrens vermisst eine Erftmauer.
„Das Trauma ist unterschwellig da“Bad Münstereifeler Ehepaar über mühsamen Wiederaufbau
„Ich werde das Rauschen des Wassers nie vergessen. Hinter unserem Haus hörte es sich an wie am Niagarafall“, sagt Bernhard Franz. Er wohnt mit seiner Frau Rosemaria Schmitz in Arloff – genauer gesagt im Floting. Das Haus aus dem Jahr 1998 sei in der Nacht der Flutkatastrophe wortwörtlich eine Insel gewesen.
Beim Bau des Hauses habe man sich damals dafür entschieden, eine 30 Zentimeter dicke Schicht Lavagestein in die Baugrube zu kippen. Der Grund: relativ hohes Grundwasser. Diese 30 Zentimeter waren im Juli 2021 wohl mitentscheidend. „Das Wasser machte unmittelbar an der letzten Kellerstufe halt. Sonst wäre auch das Erdgeschoss überflutet worden“, berichtet Franz.
So habe lediglich der komplette Keller unter Wasser gestanden. Dort sind die Arbeiten auch eineinhalb Jahre nach der Katastrophe noch nicht abgeschlossen.
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Die Flut bleibt in Bad Münstereifel
Das Gästezimmer ist zwar schon wieder eingerichtet, aber sonst sieht es in dem Einfamilienhaus noch nach Arbeit aus. Im Sicherungskasten ist in den Ecken immer noch der Flutschlamm zu sehen. „An manchen Stellen kann man so oft putzen, wie man will. Die Flut bleibt“, sagt Rosemaria Schmitz.
Damit meint sie längst nicht nur die sichtbaren Spuren, die die Katastrophe hinterlassen hat: „Was für viele Menschen in der Region noch schwierig ist, ist der Regen. Wenn es richtig viel regnet, dann fällt es schwer, ruhig zu bleiben. Das Trauma ist unterschwellig noch da.“
Das, was gewesen ist, sei nicht vergessen, sei immer wieder Gesprächsthema, sagt die Arlofferin. „Der Ort hat sich schon verändert“, fügt Bernhard Franz, der Hausmeister in der Kita Kirspenich ist, hinzu. Die Einrichtung war bei der Flut ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogen worden.
Seitdem sind die drei Gruppen auf drei Standorte verteilt – eine am Teichmann-Haus zwischen Kalkar und Antweiler, eine in Antweiler selbst und die dritte im evangelischen Gemeindehaus. In der dritten Januarwoche soll es nun zurück in den eigentlichen Standort an der Fabrikstraße gehen. „Das ist ein ganz wichtiges Signal für den Ort“, sagt auch Martin Mehrens.
20 Häuser in Bad Münstereifel immer noch unbewohnbar
Der Bad Münstereifeler CDU-Fraktionschef hatte nach der Flut viel für seinen Heimatort getan, ist immer noch erster Ansprechpartner für die Menschen im Dorf. Und gerade in Arloff gibt es laut Mehrens noch einige Baustellen.
Etwa 20 Häuser seien noch nicht wieder bewohnt – ob einige jemals wieder bewohnt sein werden, steht nicht fest. „Dass die Zäune entlang der Erft noch alle stehen, ist für mich ein Wunder“, sagt Mehrens. Und Hochwasserschutz sehe auch anders aus. Den hat der Christdemokrat im Blick – genau wie die Vorsorge für den nächsten Starkregen.
„Da müssen wir alle Beteiligten schnellstmöglich an einen Tisch bekommen. Die Holzgasse darf nicht noch einmal so absaufen“, so Mehrens. Dort stand zuletzt 2014 fast einen halben Meter hoch das Wasser. „Das kam aber nicht aus der Erft, sondern von den Hügeln in Richtung Steinbachtalsperre“, erklärt Mehrens, der auch bei der Grundschule Neues zu verkünden hat.
Dort soll Ende des Monats ein Stück Normalität zurückkehren. Die Arbeiten im Erdgeschoss seien fast abgeschlossen. Und Bernhard Franz und Rosemaria Schmitz?
„Wir müssen uns besser schützen“
Die freuen sich auf 2023. „Es kommen immer wieder schöne Sachen dazu. Auch in unserem Keller“, sagt Rosemaria Schmitz, die sich gut daran erinnern kann, dass in ihrer Kindheit die Erft oft Hochwasser hatte. „Da konnten wir eben nicht durch die Erlenhecke zur Schule gehen“, erzählt sie.
Ein Punkt, den Mehrens sofort aufgreift. In der Bahnhofstraße habe auch oft Wasser gestanden. Dort müsse es auch eine Brücke gegeben haben. „Da müssen wir ran. Wir müssen sehen, dass wir uns besser vor Gewässer-Hochwasser, aber auch vor Starkregen schützen“, so der CDU-Chef. Weitere Flutprotokolle finden Sie hier.
Flut, Abriss und Neubau in Schweinheim
„Wir sind aktuell jeden Tag auf der Baustelle“, sagt Andrea Blinkert. Auch an Silvester läuft am Nachmittag die Betonmischmaschine. Ihr Mann Andreas ist fleißig. Auf dem Dachstuhl thront der Richtbaum. Der Neubau wurde nötig, weil Öl das Haus der Schweinheimer Familie nach der Flut unbewohnbar gemacht hatte. Nach dem Abriss im Januar machte sich die Familie relativ schnell an den Neubau. Da Andreas Blinkert vom Fach ist, wird viel in Eigenregie erledigt. Im Sommer, also zwei Jahre nach der Flut, soll der Einzug über die Bühne gehen.