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Internat Bad MünstereifelKardinal Woelki geschockt von „System des Machtmissbrauchs“

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Das erzbischöfliche Konvikt „Collegium Josephinum.

Bad Münstereifel – In einem katholischen Internat in der Eifel haben kirchliche Mitarbeiter über Jahrzehnte Jungen gequält und missbraucht. Zu diesem Ergebnis kommt ein wissenschaftlicher Bericht im Auftrag des Erzbistums Köln, der am Mittwoch vorgestellt wurde.

Kardinal Woelki geschockt

Demnach gab es am Collegium Josephinum in Bad Münstereifel bis in die 1970er Jahre hinein Gewalt gegen Minderjährige in unterschiedlicher Form und ein „System des Machtmissbrauchs“. Kardinal Rainer Maria Woelki sagte, die Ergebnisse der Studie seien schockierend und erfüllten ihn mit großer Trauer. Er bat die Opfer erneut um Vergebung. „Die Gewissheit, dass in Einrichtungen unseres Erzbistums über viele Jahre jungen Menschen schlimmes Leid zugefügt wurde, noch dazu auch von Priestern, gehört zu den schwersten Erkenntnissen, mit denen ich in meinem bischöflichen Dienst umgehen muss, und erfüllt mich mit großer Trauer“, sagte der Kardinal.

Zahlen zu den Missbrauchsfällen erhebt die Untersuchung nicht. Seit Beginn des Projektes haben rund 100 Ehemalige des Konvikts schriftlich oder mündlich ihre Erfahrungen mitgeteilt. Das Datenmaterial umfasste nach Abschluss der Interviewphase rund 1.000 Seiten. Die Mehrzahl der Mitwirkenden hat Gewalt erlebt oder als Zeuge miterlebt. „Diese Gruppe der Ehemaligen bewertete selbst erlebte oder beobachtete Gewalt als dominantes Merkmal des Umgangs der Fachkräfte mit den Jungen, das ihren Lebensalltag im Konvikt prägte“, so das Kölner Erzbistum in einer Pressemitteilung.

Von Faustschlägen bis zu sexuellen Übergriffen

Zu den berichteten Gewalttaten zählen sexuelle Übergriffe, sexueller Kindesmissbrauch bzw. Missbrauch von Schutzbefohlenen, Erziehungsgewalt durch Ohrfeigen, Misshandlung z. B. durch Faustschläge und Tritte sowie durch psychische Gewalt, etwa durch verbale Demütigungen und Abwertungen. Diese Erfahrung beeinträchtigt manche Betroffene bis in die Gegenwart schwer. Nach ihren Schilderungen wurden sieben Fachkräfte, die mit einer Ausnahme alle Priester im Konvikt waren, namentlich der Ausübung von sexueller Gewalt beschuldigt.

Veranstaltung wegen Drohanrufen abgesagt

Die Information der Öffentlichkeit zu den Missbrauchsfällen war am vergangenen Mittwoch abgesagt worden. Grund waren offenbar Drohanrufe. Der Schutz und die Integrität der primär Betroffenen habe nicht garantiert werden können. (jv/dpa)