Euskirchen – Auch der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) leidet unter der Pandemie. Aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus meiden viele Menschen Bus und Bahn und nutzen stattdessen verstärkt das Auto.
Die Euskirchener Stadtverkehrsgesellschaft SVE will in diesen Zeiten ein Zeichen setzen. Zum Fahrplanwechsel am 12. Dezember macht sie ihr Angebot attraktiver, indem sie zusätzliche Linien schafft, auf mehreren Strecken die Taktung verdichtet und einige Ortsteile intensiver bedient oder sogar erstmalig an das Stadtbusnetz anschließt.
„Verbindungen erfahren eine deutliche Aufwertung“
Die Änderungen erläuterten jetzt Geschäftsführer Anno Schichler-Koep, Betriebsleiter Uwe Brinkmann und der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Bürgermeister Sacha Reichelt (parteilos). Er sagte: „Die Neuerungen beruhen auf Beschlüssen des Aufsichtsrates. Er hat sich vorgenommen, vieles im ÖPNV zu verbessern.“ Ziel sei es, mehr Kunden an den Stadtbus zu binden und damit einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
„Die Verbindungen nach Frauenberg, Oberwichterich, Weidesheim, Dom-Esch und Schweinheim und in die Euskirchener Heide erfahren eine deutliche Aufwertung“, ergänzte Schichler-Koep.
- Linie 865
Die neue Linie 865 verbindet künftig die Ortsteile Oberwichterich und Frauenberg mit dem Kreishaus und dem Bahnhof in der Kernstadt, und zwar als Ergänzung zur Linie 807 der Regionalverkehr Köln (RVK) GmbH. Die jeweiligen Busse fahren dieselben Haltestellen an, sodass sich montags bis freitags in der Zeit von 6.05 bis 20.05 Uhr ein Halbstundentakt ergibt. Samstags fahren die Busse im gleichen Zeitraum stündlich, sonntags von 9.05 bis 19.05 Uhr alle zwei Stunden.
„Wir wissen, dass manche Frauenberger und Oberwichtericher sich wünschen, dass der Bus nicht das Kreishaus anfährt wie die Linie 807, sondern die Kirchstraße. Trotzdem haben wir uns dafür entschieden, dass die 865 den gleichen Weg nimmt wie die 807. Alles andere würde zu Irritationen führen. Man sollte auch nicht vergessen, dass es möglich ist, am Kreishaus umzusteigen, um in die Kirchstraße zu gelangen“, erklärte Reichelt.
- Linie 866
Eine weitere neue Linie soll die Verkehrsverhältnisse im Industriepark am Silberberg (Ipas) verbessern. Die Fahrtzeiten sind – auch samstags – morgens, mittags und spätabends auf die Schichtwechselzeiten und auf die Zuganschlüsse am Euskirchener Bahnhof zugeschnitten. „Der Ipas verfügt über ein extrem hohes Potenzial an Fahrgästen. Von dem neuen Angebot versprechen wir uns, dass wir einige Kunden zusätzlich erreichen“, sagte Schichler-Koep. Die Details will die SVE den Unternehmen gesondert erläutern.
- Linie 872
Die 872 wird montags bis samstags stündlich bis zur Siedlung Euskirchener Heide verlängert. „Gerade für Schüler ein interessantes Angebot“, so Reichelt.
- Linie 873
Schweinheim werden die Stadtbusse künftig von Montag bis Freitag stündlich ansteuern, sobald sie wieder zum Wendeplatz am Ortsausgang fahren können, was momentan wegen der Flutschäden nicht möglich ist.
Ebenfalls neu ist, dass die Steinbachtalsperre in der Sommersaison montags bis freitags nachmittags (von 14.05 Uhr an) konsequent im Stundentakt bedient wird. Die letzte Rückfahrt nach Euskirchen beginnt um 18.46 Uhr. Zusätzlich richtet die SVE eine frühe Verbindung (9.05 Uhr) ab Euskirchen ein.
„Diese Änderungen hat der Aufsichtsrat vor der Flut beschlossen. Wir bleiben dabei, weil die Talsperre auch ohne Waldfreibad und Rundweg viel zu bieten hat“, verwies Schichler-Koep auf den Kinderspielplatz und die Minigolf-Anlage.
- Linie 876
Einen neuen Endpunkt erhält die Linie 876 in Dom-Esch, und zwar an der Haltestelle Eschenruhe. Sie fährt, unter anderem über Weidesheim, künftig mehr als doppelt so oft wie bisher, nämlich montags bis freitags tagsüber alle 30 Minuten. Nach 19 Uhr sowie samstags gilt der Stundentakt.
Um weitere Gebiete an den ÖPNV anzuschließen, wird die Route leicht verändert. So fährt die 876 demnächst vom Euskirchener Bahnhof aus nicht mehr über die Bonner Straße, sondern über Pützbergring, Alfred-Nobel-Straße, Von-Siemens-Straße, die K 24 und die Carl-Koenen-Straße zur Haltestelle Kuchenheim Markt.
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Neu eingerichtet werden die Haltestellen Alfred-Nobel-Straße, Baubetriebshof und Sparkassenzentrum. „Damit“, so Schichler-Koep, „können wir Teile des Europarks besser bedienen.“ Die Haltestelle am Industriemuseum in Kuchenheim wird zusätzlich angefahren. Im Gegenzug entfallen auf der 876 die Haltestellen Zuckerfabrik, Auf der Fuhr und Händelstraße, an denen aber weiter die Busse der Linie 874 stoppen.
- Zukunftspläne
„Wir möchten auch die Anbindung der Ortsteile Billig, Kreuzweingarten und Rheder verbessern. Dieses Vorhaben wird aber zurückgestellt, zumal dort derzeit wegen des Schienenersatzverkehrs viele Fahrten stattfinden“, sagte Schichler-Koep.
- Kosten
Zu den Kosten, die durch die zusätzlichen Verbindungen entstehen, wollte Reichelt keine Angaben machen. Die entsprechenden Beschlüsse habe der Aufsichtsrat der SVE, eine 100-prozentige Tochter der Stadt, in nicht-öffentlicher Sitzung gefasst: „Sie unterliegen sozusagen dem Betriebsgeheimnis.“ Durch neue Linien würden die Ausgaben erhöht – „aber das ist es uns wert mit Blick auf unser Ziel, den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren“.