Hellenthal – Es sei lediglich ein erstes Zusammentragen der Schäden, die das Hochwasser in der Gemeinde Hellenthal verursacht hat, betont Bürgermeister Rudolf Westerburg. Doch die Zahlen zeigen, wie heftig die Flut auch dort getobt hat. Allein die Schäden an kommunalem Eigentum seien mit15 bis 20 Millionen Euro zu beziffern, das habe die erste Aufstellung ergeben.
Schäden auch durch Trocknungsgeräte
„Doch auch die musste bereits nach kurzer Zeit wieder aktualisiert werden“, sagt Westerburg. Denn viele Schäden werden erst mit der Zeit offensichtlich. „Da kommt jede Stunde Neues dazu, die Dinge ergeben sich nach und nach“, so der Bürgermeister. Die Feuchtigkeit sitze jetzt in den Kellerwänden und beginne erst später auszublühen. „Auch sind die Folgeschäden der Trocknungsgeräte noch nicht berücksichtigt“, sagt er.
Es sei noch gut zu erkennen, wo das Wasser sich seinen Weg gebahnt habe – auf den Wiesen, in den Wäldern, auf den Straßen. Kleine Rinnsale wie der Ramsbach oder der Kirmesbach seien auf einmal zu mehrere Meter breiten Strömen angewachsen, die das Wasser in die Täler führten, sodass schließlich die Olef zum reißenden Strom wurde. Über Preth- und Platißbach ist das Wasser in den Kernort Hellenthal gekommen.
Hier seien vor allem die Straße „Im Flachsland“, die am Platißbach entlangführt, und die Kölner Straße betroffen gewesen, berichtet Westerburg. Manscheider und Wolferter Bach sowie viele weitere Zuläufe haben den Reifferscheider Bach zum Überlaufen gebracht, der von Wiesen über Reifferscheid und Blumenthal eine Schneise der Verwüstung bis zur Einmündung in die Olef zog.
Mehr als 420 Gebäude betroffen
Die Straßen in den Bereiechen seien beschädigt, die Straßenbeleuchtung zerstört. Mehr als 420 Gebäude seien in der Gemeinde von der Flut betroffen. Es seien rund 250 Keller vollgelaufen, in rund 120 Häusern habe das Wasser bis im ersten Geschoss gestanden. Acht bis zehn Gebäude gelten derzeit als akut einsturzgefährdet. Zwei Sportplätze und drei große Brücken seien betroffen, fünf Fußgängerbrücken seien gleich komplett verschwunden.
Hochwasserschutz
Eine drängende Zukunftsfrage treibt auch Hellenthals Bürgermeister Rudolf Westerburg um: Was kann im Hochwasserschutz getan werden? „Da muss man sich schnell drum kümmern“, sagt er deutlich. Der Hochwasserschutz müsse verbessert werden, damit Schadensereignisse wie diese nicht solche Folgen für das gesamte Schleidener Tal haben. „So schrecklich es ist, diese Erkenntnis müssen alle mitnehmen“, betont Westerburg. Das dürfe nicht durch politische oder behördliche Diskussionen verzögert werden.
Über die Platißtalsperre müsse man konkret nachdenken, so Westerburg. Diese hätte das Wasser von Preth- und Platißbach auffangen können und damit die Wassermenge verringert, die schließlich in Gemünd ankam. „Das wird Geld kosten, da muss man auch mit den Grundstückseignern reden“, sagte er.
200 Fließgewässer gebe es in der Gemeinde Hellenthal. Ab der Wasserscheide bei Neuhaus gingen diese auch in die Kyll, die in Stadtkyll und Jünkerath in Rheinland-Pfalz für Überschwemmungen gesorgt hat. „Durch den Kronenburger See ist die Wassermenge der Kyll kleiner geworden“, erklärt Westerburg. Das seien Dinge, die dazu führten, dass geringere Wassermengen im Unterlauf der Flüsse ankämen. (sev)
Das Stromnetz sei beschädigt gewesen, inzwischen aber wieder intakt. Telefon und Breitband sind in Teilbereichen noch gestört. „Das Problem sind vor allem die Ersatzteile. Die Mengen, die durch die Flut benötigt werden, werden nirgendwo bereitgehalten“, sagte Westerburg. Das sei derzeit ein bundesweites Problem.
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An kommunalen Gebäuden habe es vor allem die Feuerwehrgerätehäuser Hellenthal und Reifferscheid erwischt. Auch vier Feuerwehrfahrzeuge seien betroffen. Eines sei definitiv Totalschaden, bei drei anderen sei noch nicht geklärt, ob sie repariert werden könnten. Die Stadt Meerbusch hat bereits ein voll funktionsfähiges Löschfahrzeug LF 8/6 von Iveco Magirus zur Verfügung stellt, das dort vor einem Monat außer Dienst gestellt worden ist und nun in Rescheid genutzt werden wird.
Auch das 400 Kilometer lange Wanderwegenetz habe gelitten. Etwa 195 Kilometer davon seien zum Teil total zerstört.