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Bahn-ElektrifizierungDie nächste Hiobsbotschaft für die Fahrgäste auf der Eifelstrecke

Lesezeit 3 Minuten
Blick aus Richtung Scheven zum Kaller Tunnel. Im Vordergrund sind die Gleise der Eifelstrecke zu sehen.

Damit im 472 Meter langen Kaller Tunnel die Oberleitungsdrähte installiert werden können, muss das Gleisbett um einige Zentimeter abgesenkt werden.

Der Start des elektrischen Verkehrs auf der Strecke zwischen Köln, Euskirchen und Trier könnte sich weiter als bislang bekannt verzögern.

Erst vor ein paar Wochen hat die Deutsche Bahn (DB) im rheinland-pfälzischen Eifelstädtchen Kyllburg den Startschuss für die Arbeiten zur Elektrifizierung der Eifelstrecke gefeiert. Eine Hiobsbotschaft musste dabei schon damals DB-Infrastruktur-Vorstand Berthold Huber verkünden: Wegen Lieferproblemen von Transformatoren und weil sich auf Ausschreibungen keine Unternehmen gemeldet haben, werde sich der Abschluss der Arbeiten noch bis zum Jahr 2028 hinziehen – und damit rund zwei Jahre länger dauern, als es die ursprüngliche Planung vorgesehen hatte.

Bislang seien lediglich fünf der 13 Bauleistungslose vergeben worden, heißt es von der Bahn: Im nordrhein-westfälischen Teil der 164 Kilometer langen Eifelstrecke sind aktuell nur die beiden Abschnitte zwischen Euskirchen und Nettersheim vergeben. „Dabei ist zu beachten, dass der Kaller Tunnel sowie der wichtige Knotenpunkt Bahnhof Euskirchen bisher nicht vergeben wurden“, macht der Eifeler Bahnexperte Jens Wießner, Vorsitzender des Vereins Eifelquerbahn, deutlich.

Bau-Verzögerungen sind Thema bei der Zweckverbands-Versammlung

Damit im 472 Meter langen Tunnel zwischen Kall und Scheven die Oberleitung Platz hat, muss das Gleisbett abgesenkt werden – ein technisch durchaus aufwendiges Verfahren. Auch für die drei Abschnitte zwischen Hürth-Kalscheuren und Euskirchen habe noch kein Auftragnehmer gefunden werden können.

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Für den rund 100 Kilometer langen Streckenabschnitt in Rheinland-Pfalz suche die zuständige DB-Tochter InfraGO AG noch für drei der sechs Bauabschnitte entsprechende Fachfirmen.

Arbeiter bei der Montage eines Flachmasts mit angelenktem Ausleger am Eingang zum Wilsecker Tunnel bei Kyllburg.

Beim offiziellen Start der Elektrifizierungsarbeiten in Kyllburg demonstrierten Arbeiter den Aufbau eines Flachmasts für die elektrische Oberleitung.

Doch damit noch nicht genug: Wenn sich am Freitag in Köln die Mitglieder des Zweckverbands go.Rheinland zur nächsten Verbandsversammlung treffen, geht es unter Punkt 18.3 der öffentlichen Tagesordnung um die „Auswirkungen der verspäteten Elektrifizierung“. Und die könnten für die Bahn und alle noch verbliebenen Fahrgäste weitreichende Folgen haben. Denn durch die Verzögerungen im Bauablauf kollidieren die Arbeiten an der Eifelstrecke mit anderen, bereits terminierten Bauarbeiten der Bahn im Raum Köln/Bonn/Aachen.

Arbeiten auf Voreifel- und Erfttalbahn liegen aktuell voll im Zeitplan

Immerhin: Die Voreifelbahn zwischen Bonn und Euskirchen und auch die Erfttalbahn von Euskirchen nach Bad Münstereifel liegen nach derzeitigem Stand voll im Zeitplan. Im Gegensatz zur Eifelstrecke konnten hier bei der Ausschreibung Firmen gefunden werden, die den Bau der Oberleitungen und der weiteren notwendigen Einrichtungen zur Elektrifizierung der Strecken übernehmen. Bis Mitte 2028 sollen zum Beispiel auf der Voreifelbahn diese Arbeiten abgeschlossen werden.

„Zeitgleich mit der Fertigstellung der Voreifelbahn endet auch die Generalsanierung des Hochleistungskorridors Linker Rhein“, heißt es in der Sitzungsvorlage des Zweckverbands go.Rheinland: „Hieran schließt sich direkt die 17-monatige Sanierung der Kölner Brücken an.“ Damit verbunden sei eine Totalsperrung zwischen Hürth-Kalscheuren und Köln Hauptbahnhof.

Strecke zwischen Kalscheuren und Köln Hbf 17 Monate lang gesperrt

„Ab Mitte 2028 wird es für etwa fünf Monate keine Möglichkeit mehr geben, auf der Schiene von Euskirchen in Richtung Köln zu fahren“, macht Wießner eine für alle Bahnkunden negative Prognose: Der direkte Weg über Hürth-Kalscheuren sei dann wegen der Sanierung der Kölner Brücken und der damit verbundenen Sperrung der Strecke zwischen Hürth-Kalscheuren und Köln Hauptbahnhof nicht möglich. „Aber auch die Umleitung über die Bördebahn nach Düren scheidet aus, da zeitgleich die Sanierung des Hochleistungskorridors von Köln nach Aachen geplant ist. Das stellt insbesondere die DB Regio mit ihrer Werkstatt in Köln vor große Probleme“, sagt Wießner.

Während ab Dezember 2028 zumindest der Weg über die Bördebahn und Düren wieder frei sein werde, bleibe die direkte Verbindung nach Köln aber weiterhin gesperrt.

„Insgesamt droht in diesem Zusammenhang, dass ein geordneter elektrischer Betrieb auf der Eifelstrecke und der Voreifelbahn voraussichtlich erst nach Fertigstellung der Kölner Brückensanierung zum Fahrplanwechsel im Dezember 2029 wahrscheinlich werden könnte“, so das Fazit des Zweckverbands go.Rheinland. Aber auch diese Prognose sieht Wießner durchaus skeptisch: „Weitere Verzögerungen sind nicht auszuschließen.“