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Verwaltungen im Kreis EuskirchenDarum werden Facebook und Instagram immer wichtiger

Lesezeit 9 Minuten
Ein Mann im schwarzen Hemd sitzt vor zwei Computerbildschirmen.

Social Media wird für Verwaltungen immer wichtiger. Beim Kreis Euskirchen ist Sven Gnädig Social-Media-Manager. Der Kreis bespielt Instagram und Facebook.

Social Media spielt in fast allen Rathäusern im Kreis Euskirchen eine wichtige Rolle – die Kommentarfunktion ist teilweise ausgeschaltet.

Instagram, Facebook, Youtube, TikTok und Co. – Social Media spielt auch in den Rathäusern eine immer größere Rolle. Die Verwaltungen informieren auf dem digitalen Weg über Neuigkeiten oder aktuelle Gefahrenlagen oder auch freie Stellen. Dabei werden die Infos ganz gezielt auf die jeweilige Zielgruppe zugeschnitten.

Alleine der Kreis Euskirchen hat bei Instagram mehr als 11.000 Follower, die Stadt Zülpich mehr als 1300, Schleiden 1780 und Mechernich 2352. „Für uns sind die Sozialen Netzwerke wichtig, um die Bürger im Kreis mit einer direkten Ansprache zu erreichen“, sagt Sven Gnädig von der Pressestelle des Kreises, der sich eigens zum Social-Media-Manager fortgebildet hat. Dass der Kreis deutlich mehr Follower habe als das eine oder andere Ministerium, sei eine Bestätigung, dass dieser Weg der richtige sei, so Gnädig.

Facebook und Instagram: Mechernich verzichtet auf die Kommentarfunktion

In Mechernich werden Facebook und Instagram genutzt – und das laut Manuela Holtmeier ganz bewusst und ganz Zielgruppen orientiert, um beispielsweise potenzielle Mitarbeiter auf den Sozialen Netzwerken anzusprechen und für die Arbeit in der Verwaltung zu begeistern. Zudem gibt es laut der Teamleiterin Politik/Bürgermeisterbüro einen Youtube-Kanal.

„Wir nutzen die Kanäle, um über aktuelle Themen der Verwaltung zu informieren, um das gesellschaftliche Leben in unserer Stadt abzubilden, um in Krisensituationen schnell Informationen verbreiten zu können und natürlich auch für das Recruiting“, sagt Holtmeier. Beim Recruiting wisse man den Wert von Social Media zu schätzen – gerade mit Blick auf die Möglichkeit, jüngere Menschen zu erreichen.

Dabei verzichte man aber auf Interaktion. „Wir haben uns sehr bewusst dafür entschieden, die Kommentarfunktionen zu deaktivieren, wohlwissend, dass wir damit auch auf Reichweite verzichten. Auf Social Media ist die Hemmschwelle für Beschimpfungen und Diskriminierungen leider sehr gering“, sagt Holtmeier: „Um einen respektvollen Umgang auf unseren Kanälen zu gewährleisten, bräuchte es daher ein mitunter zeitintensives Community-Management. Dafür fehlen uns aber die Ressourcen.“

Zülpicher Verwaltung nutzt Instagram und Youtube-Kanal

Die Stadt Zülpich hat seit Mai 2023 einen eigenen Account bei Instagram. Darüber hinaus ist ein Youtube-Kanal eingerichtet, der künftig bespielt werden soll. In Kürze soll dort laut Pressesprecher Torsten Beulen ein Videozusammenschnitt über die Festlichkeiten zum Wiederaufbau des Weiertores veröffentlicht werden.

Instagram werde vor allem genutzt, um Informationen schnell an die Bevölkerung weiterzugeben. „Zusätzlich veröffentlichen wir dort aber auch exklusive Inhalte, beispielsweise an Weihnachten, zum Muttertag oder an Karneval“, so Beulen: „Ebenso nutzen wir die Plattform, um über die Story-Funktion auf Veranstaltungen der Vereine in unserem Stadtgebiet aufmerksam zu machen.“

Newsletter aus dem Rathaus der Römerstadt eine Erfolgsgeschichte

Keine klassische Social-Media-Arbeit, aber ein anderes digitales Mittel hat die Zülpicher Verwaltung vor drei Jahren eingeführt: den Newsletter. Auch über diesem Weg werden Informationen aus dem Rathaus gestreut. Laut Beulen hat eine vierstellige Zahl an Menschen den Newsletter abonniert. Die Erfahrungen mit Instagram seien bisher „durchweg positiv“. Die Zahl der Follower sei seit dem Start stetig steigend.

Zülpich nutzt den Social-Media-Dienst auch, um offenen Stellen zu bewerben. „Wenn es nicht gerade um die Suche nach Auszubildenden geht, ist unsere Zielgruppe jedoch recht groß“, sagt der Pressesprecher: „Deshalb nutzen wir vielfältige Wege zur Bewerbung von offenen Stellen.“ Dazu zählt beispielsweise auch das Stellenportal der Agentur für Arbeit.

Weilerswist nutzt bisher keine sozialen Netzwerke

Die Verwaltung der Gemeinde Weilerswist nutzt gegenwärtig keine sozialen Medien. Das könnte sich aber ändern, weil mit Clarissa Timme Anfang Oktober eine neue Verwaltungsmitarbeiterin die Aufgaben für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit übernommen hat. „Ich würde gerne neue Impulse setzen. Vielleicht kann ich zukünftig etwas zu dem Thema beitragen“, so Timme.

Social Media im Rathaus: Euskirchen prüft Einführung von TikTok-Kanal

Die Stadt Euskirchen nutzt Instagram und Facebook. „Zurzeit wird geprüft, das Angebote auf TikTok auszuweiten“, sagt Heike Eich, bei der Stadt Euskirchen für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, auf Anfrage. Damit wäre Euskirchen die erste Verwaltung im Kreisgebiet, die auch auf dieses Social-Media-Angebot setzt, das vor allem bei der jungen Generation hoch im Kurs steht. Der Kreis Euskirchen verzichtet nach Angaben der Pressestelle darauf – wegen unklarer Datenschutzrichtlinien.

Die Verwaltung nutze die Kanäle, um die Bürger quer durch alle Themen zu informieren. „Wir werben für die Veranstaltungen der Stadtverwaltung, stellen Neuerungen vor, berichten über Dinge, die die Stadtverwaltung in Euskirchen macht und stellen politische Entscheidungen dar“, so Eich.

In den meisten Fällen sei das Feedback positiv. Eich: „Störend ist der zynische Tonfall, den manche wenige Kommentatoren anschlagen, auch um negative Stimmung zu verbreiten. Oftmals merkt man bei diesen Kommentatoren auch, dass diese sich wenig bis gar nicht mit dem Sachverhalt befasst haben. Das kann dann insgesamt für das Niveau der Diskussion und den fairen Austausch problematisch sein.“

Bad Münstereifel: Unsachliche und aggressive Kommentare sind selten

Auch in Bad Münstereifel werden Instagram und Facebook genannt, um Neuigkeiten aus dem Rathaus oder dem Bad Münstereifeler Stadtgebiet zu verbreiten. „Insgesamt sind die Erfahrungen positiv, insbesondere hinsichtlich der Reichweite. Über Social Media stellen die Bürger Fragen, nennen Anregungen und Meinungen. Unsachliche und aggressive Kommentare sind selten und stammen üblicherweise aus einem geringen, wiederkehrenden Kreis von Personen“, sagt Johannes Mager von der Pressestelle der Stadt Bad Münstereifel.

Auch Stellenanzeigen werden auf den Sozialen Netzwerken ausgespielt. „Dadurch kann der Kreis potenzieller Bewerberinnen und Bewerber vergrößert werden, da klassische Stellenportale wie Printmedien von jüngeren Menschen oftmals nicht genutzt werden“, so Mager.

Dahlemer Verwaltung verzichtet auf Social Media

Die Dahlemer Verwaltung verzichtet laut Bürgermeister Jan Lembach auf Soziale Netzwerke. „Durch unsere Internetseite und das Mitteilungsblatt sehen wir die Bürger derzeit ausreichend informiert“, sagt er. Man sei für die Anliegen der Bürger jederzeit persönlich ansprechbar – vom Bürgermeister bis zum Bauhof-Leiter.

„Das wird von den Bürgerinnen und Bürgern weiterhin gerne genutzt“, so Lembach. Das Personalmanagement der Gemeindeverwaltung sei eine Erfolgsgeschichte, auch ohne Social Media, betont der Verwaltungschef. So habe sich in den vergangenen zehn Jahren die Mitarbeiterzahl bei der Verwaltung auf 130 verdoppelt.

Hellenthal: Soziale Netzwerke werden genutzt, wenn es schnell gehen muss

Die Gemeinde Hellenthal nutzt Facebook und Instagram – beispielsweise, um auf Veranstaltungen, auf freie Stellen in der Verwaltung oder Straßensperrungen hinzuweisen. Zudem werden laut Katharina Mahlstedt von der Hellenthaler Verwaltung auch Berichte von der Arbeit der Verwaltung und des Bauhofs ausgespielt.

Die Sozialen Netzwerke seien zudem ein probates Mittel, wenn es mal schnell gehen müsse – beispielsweise, wenn witterungsbedingt die Abfuhr der Mülltonne verschoben werden müsse.„Die Erfahrungen und Resonanz sind durchweg positiv“, so Mahlstedt.

Kall: Social Media prägt die Welt

„Social Media prägt unsere Welt und ganz besonders die öffentliche Kommunikation. Insofern ist es für uns wichtig, auch auf diesen Wegen zu kommunizieren“, sagt Markus Auel, Allgemeiner Vertreter der Gemeinde Kall: „Unser Ziel ist eine moderne, transparente Verwaltung, die die gleichen Kommunikationskanäle bedient wie die Bürger.“ In Kall werden – wie fast überall – Instagram und Facebook genutzt, um mit den Bürgern zu interagieren.

Bei Facebook herrsche in den Kommentaren ein oft „schärferer Ton“ als bei Instagram, sagt Alice Gempfer, vom Team für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Der eine oder andere Kommentar sei für die Verwaltung auch schon mal Anlass, um mit den Bürgern in direkten Kontakt zu treten.

Blankenheim: Eigene App in Ergänzung zu Instagram und Facebook

Blankenheims Bürgermeisterin Jennifer Meuren ist auf Social Media sehr aktiv. Auch die Verwaltung nutzt Facebook und Instagram für Veranstaltungen, Infos über Projekte und Stellenausschreibungen. Instagram werde vor allem für touristische Aspekte der Gemeinde genutzt, so Meuren.

Negative Kommentare gibt es laut der Verwaltungschefin kaum. „Wir antworten aber auch nur, wenn es sachlich richtig gestellt werden muss“, so Meuren. Ein kleines Highlight sei die Blankenheim-App, auf der man ebenfalls viele Informationen rund um die Gemeinde erhalte, so Meuren.

Nettersheim setzt nur auf Facebook, aber Instagram könnte folgen

In Nettersheim setzt man in Sachen Social Media aktuell nur auf Facebook. Allerdings arbeite man bereits an einem Instagram-Account, sagt Uschi Mießeler, Leiterin Stabsstelle. Zudem habe man die „Heimat-App“, der bereits mehr als 1000 Nettersheimer folgen – Tendenz steigend.

„Wir haben aber auch festgestellt, dass Informationen nur digital nicht ausreichen und dass wir damit längst nicht alle Bürgerinnen und Bürger erreichen. Daher ist auch unser Gemeindeblatt, das zweiwöchentlich kostenlos an alle Haushalte herausgegeben wird, eine wichtige Informationsquelle“, so Mießeler.

„Ich habe keine Rechte für die städtischen Auftritte bei Facebook und Instagram“, sagt Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings: „Ich möchte mir nicht den Vorwurf machen lassen müssen, dass ich die städtischen Kanäle für Eigenpropaganda nutze.“ Unmittelbar nach der Flut habe der CDU-Bürgermeister Zugriffsrechte gehabt, um die Menschen mit Informationen zu versorgen. Das sei mittlerweile geändert worden.

Was sich nicht geändert habe: Die Social-Media-Kanäle der Stadt werden genutzt, um Informationen an die Menschen zu bringen – oft in Verbindung mit der städtischen Homepage, auf der längere Texte stehen. „Wir erreichen die Generation, die sich nicht mehr auf Insta oder Facebook, sondern auf anderen Kanälen rumtreibt, derzeit nicht, weil wir das einfach nicht personell abgebildet bekommen“, so Pfennings. Die Erfahrung mit Social Media seien gut. Vor allem während der Flut seien die Kanäle als Informationsquelle wichtig gewesen.


Azubis der Kreisverwaltung kaperten Social-Media-Kanäle

Für einige Tage waren die Social-Media-Kanäle des Kreises Euskirchen plötzlich nicht mehr in den Händen der Pressestelle. Einige Auszubildende hatten Instagram und Facebook gekapert und bespielten es mit von den Azubis konzipierten Inhalten – wie es sich bei einer Kaperung gehört: mit echter Piratenmusik aus „Fluch der Karibik“.

Die Übernahme war mit der Pressestelle abgesprochen, auch wenn in einer der ersten Insta-Storys ein anderer Eindruck erweckt wurde. Da wurden Wolfgang Andres und Sven Gnädig nämlich bei Wasser und Brot auf den Balkon ausgesperrt. Das Konzept für die Aktion, die aus Sicht der Azubis einen Blick hinter die Kulissen ihrer Arbeitswelt geben sollte, war mit Florian Ramolla erstellt worden.

Social Media als gleichberechtigtes Standbein in der Kommunikation

Der Kreis Euskirchen nutzt Facebook und Instagram nicht mehr nur, um Informationen aus dem Kreishaus unter die Bürger zu bringen, sondern auch, um neue Mitarbeiter für die Arbeit in der Kreisverwaltung zu begeistern und auf offene Stellen aufmerksam zu machen. Und potenzielle Mitarbeiter findet man laut Kreis vor allem auf Instagram. Offene Stelle, speziell Ausbildungsplätze, poste man eigentlich nur auf Instagram, weil dort die entsprechende Generation deutlich aktiver sei als auf Facebook.

„Social Media ist für uns im Kreishaus ein gleichberechtigtes Standbein in der Kommunikation“, sagt Sven Gnädig von der Pressestelle: „Der Austausch mit den Menschen ist für uns unheimlich wichtig, weil viele Menschen es längst als selbstverständlich wahrnehmen, dass sie über Social Media mit einer Behörde kommunizieren können.“ Das sei bei der Übernahme der Azubis auch tatsächlich passiert.

Die Ansprache der Azubis kam bei „ihrer“ Generation an, die wiederum Fragen stellten, beispielsweise zur Ausbildung in der Verwaltung, die von den Azubis beantwortet wurden. Die Interaktion über Facebook mit der Bevölkerung sei aber grundsätzlich deutlich intensiver als bei Instagram, berichtet Gnädig. Vor allem dann, wenn es beispielsweise um ein Thema gehe, wie Terminnot im Straßenverkehrsamt.