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Schwermetalle im VeybachMechernicher Umweltsünde soll endlich beseitigt werden

Lesezeit 4 Minuten
Ein Luftbild zeigt den Bereich, wo die Wasseraufbereitungsanlage entstehen könnte. Im Hintergrund ist die Stadt Mechernich zu erkennen.

Zwischen der zweigleisigen Eifelstrecke der Bahn (r.) und der L61 befindet sich die ehemalige Mechernicher Kläranlage. Dort könnte die Anlage zur Aufbereitung des mit Schwermetallen belasteten Wassers aus dem Burgfeyer Stollen entstehen.

Burgfeyer Stollen: NRW-Wirtschafts- und das Umweltministerium einigen sich mit Erftverband über Reinigung des Mechernicher Bergwerkswassers.

Auch Jahrzehnte nach dem Ende des Bleiabbaus in Mechernich gelangen noch täglich Schwermetalle über das Wasser des Burgfeyer Stollens, ein ehemaliger Entwässerungsstollen im Mechernicher Bleiberg, in die Umwelt. Das Land Nordrhein-Westfalen und der Erftverband arbeiten derzeit an einer gemeinsamen Lösung für die Wasser-Aufbereitung. „Hierzu ist die Errichtung einer geeigneten Wasser-Behandlungsanlage vorgesehen“, teilte der Erftverband (EV) nun mit.

Die Aufbereitung ist erforderlich, um Schwermetalle aus dem Wasser zu eliminieren. Neben Blei sind das auch Zink, Nickel und Cadmium, die über Veybach, Erft und Rhein bis nach Rotterdam transportiert werden. Auf rund 60 Tonnen pro Jahr addiert sich dabei die Schwermetall-Last des Veybachs, der ab dem Mundloch des Burgfeyer Stollens als einer der am stärksten belasteten Bäche in Deutschland gilt.

Landesministerien und Erftverband arbeiten an gemeinsamer Lösung

„Ich bin sehr froh, dass wir für alle Bürger und die Umwelt das Thema nun endlich zu einem guten Ende führen können“, sagte Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick: „Alle Renaturierungsmaßnahmen an der Erft wären ja für die Katz, wenn man an der Schadstoffeinleitung nichts ändern würde.“

Das Mundloch des Burgfeyer Stollens. Rechts misst ein Pegel die Wassertiefe.

Etwa 60 Tonnen Schwermetalle gelangen mit dem Wasser aus dem Burgfeyer Stollen jährlich in den Veybach und in die Erft.

Das Vorgehen zur Errichtung und zum Betrieb der Wasser-Behandlungsanlage soll in einer gemeinsamen Absichtserklärung, einem „Letter of Intent“, zwischen Umweltministerium, Wirtschaftsministerium und dem Erftverband festgeschrieben werden, die derzeit erarbeitet wird. „Wir sind ja schon seit Jahren an dem Thema dran“, sagte Schick, der bereits seit einem Vierteljahrhundert Bürgermeister der Stadt Mechernich ist und sich aktuell wohl in seiner letzten Amtszeit befindet. „Ich sehe das daher auch als ein persönliches Erfolgserlebnis an“, so Schick.

Man kann den Bürgern der Stadt Mechernich diese aus dem Bleiabbau resultierenden Ewigkeitskosten nicht aufbürden.
Dr. Hans-Peter Schick, Bürgermeister von Mechernich

Die Eliminierung der Schwermetalle aus dem Wasser des Burgfeyer Stollens liege im Allgemeinwohlinteresse, heißt es in der Erklärung des Erftverbands: Das Land habe deshalb signalisiert, die Finanzierung sicherzustellen.

Bürgermeister: Kostenfrage war bislang immer der Knackpunkt

„Das war in der Vergangenheit ja immer der Knackpunkt“, erinnerte Schick: In einem früheren Gutachten sei zwar ebenfalls schon vorgeschlagen worden, dass das Land die Baukosten der Wasser-Behandlungsanlage übernehmen soll: „Wir als Stadt sollten aber die Folgekosten tragen.“ Dagegen habe er erfolgreich interveniert. Der Bleiabbau sei bis in die 1950er Jahre privatwirtschaftlich betrieben worden. „Man kann den Bürgern der Stadt Mechernich daher diese daraus resultierenden Ewigkeitskosten nicht aufbürden“, betonte Schick.

Der Erftverband sei nun bei gesicherter Finanzierung bereit, Planung, Bau und Betrieb der Anlage zu übernehmen, gab Schick, der auch Verbandsratsvorsitzender des Erftverbands ist, zusammen mit EV-Vorstand Prof. Heinrich Schäfer bekannt. Die Übernahme muss allerdings noch durch die Gremien des Verbandes genehmigt werden. „Eine Beschlussfassung könnte aber noch in diesem Jahr erfolgen“, teilte der Erftverband mit.

Der Zeitplan für den Bau der Anlage in Mechernich ist noch offen

Wann mit dem Bau der erforderlichen Wasser-Behandlungsanlage begonnen werden könnte, ließ auch Schick offen: „Das letzte Gutachten ist ja bereits mehr als zehn oder zwölf Jahre alt – da muss die Kostenrechnung auf jeden Fall auf einen aktuellen Stand gebracht werden.“

Bereits vor mehr als 25 Jahren hat der Erftverband verschiedene Versuche unternommen, das Stollenwasser zu reinigen und damit die Schwermetallbelastung zu reduzieren. Laut Erftverband wurden diese Versuche 1998 eingestellt. 2011 habe man die Pilotanlage im Bereich Burgfey modernisiert und den Testbetrieb wieder aufgenommen. Bereits 2020 schätzte der Verband die Investitionskosten für eine Aufbereitungsanlage zur sogenannten Vollstrombehandlung bei einem Durchfluss von bis zu 330 Litern pro Sekunde auf rund 7,3 Millionen Euro. Die jährlichen Betriebskosten für die Anlage bezifferte der Verband damals mit mehr als 600.000 Euro.

Laut Bürgermeister Schick komme als Standort für die Anlage der Bereich der ehemaligen Kläranlage nahe des Mechernicher Tierheims in Betracht: „Dafür müsste dann noch eine Zuleitung vom Burgfeyer Stollen unter der L61 realisiert werden“, so Schick.


300 Liter Wasser pro Sekunde: Giftige Schwermetalle gelangen in Veybach

Die bergbaulichen Aktivitäten am Mechernicher Bleiberg reichten von der Römerzeit bis in die 1950er-Jahre. Um das Erz aus größeren Tiefen unterhalb grundwasserführender Schichten fördern zu können, wurde Anfang des 19. Jahrhunderts zur Entwässerung der Burgfeyer Stollen hergestellt.

Rund 300 Liter Wasser pro Sekunde fließen in Burgfey das ganze Jahr über aus dem Stollen in den Veybach. Der Gesamteintrag von Schwermetallen wird dabei auf rund 60 Tonnen pro Jahr geschätzt, darunter allein rund 7,5 Tonnen Nickel.

Die Schwermetalle haben einen negativen Einfluss auf die Umwelt, insbesondere auf das Makrozoobenthos. Dies ist die Gesamtheit der wirbellosen tierischen Organismen in der Wassersohle. Dazu gehören Schnecken, Fadenwürmer, Libellenlarven oder Krebstiere. Von der Reinigung des Wassers würden der Veybach und die folgenden Gewässer wie Erft und Rhein profitieren, so der Erftverband.