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Update

Landratswahl im Kreis Euskirchen
Darum fordert Sabine Preiser-Marian Markus Ramers heraus

Lesezeit 8 Minuten
Sabine Preiser-Marian spricht, Ingo Pfennings reibt sich das Kinn und lächelt.

Vom Rathaus ins Kreishaus? Sabine Preiser-Marian gibt ihre Kandidatur bekannt – zur sichtbaren Freude von Parteichef Ingo Pfennings.

Die CDU geht mit der Bad Münstereifeler Bürgermeisterin ins Landrats-Rennen im Kreis Euskirchen. Damit ist klar: Die Kurstadt braucht eine neue Spitze. 

Sie habe lange mit sich gerungen. Gut ein halbes Jahr lang habe sie überlegt, ob sie diesen Schritt gehen solle. Denn dem Rathaus in Bad Münstereifel kehre sie nur schweren Herzens den Rücken. Doch das wird Sabine Preiser-Marian im Herbst müssen: Sie möchte nämlich Landrätin im Kreis Euskirchen werden.

Das hat die 54-Jährige am Dienstag in einer Pressekonferenz in der CDU-Kreisgeschäftsstelle in Euskirchen offiziell bekanntgegeben. Diese Kandidatur schließt jedoch eine erneute Bewerbung als Bürgermeisterin  aus.

Die CDU-Mitglieder müssen der Kandidatur am 27. März in Kommern noch zustimmen. Der Vorstand der Kreispartei jedenfalls, so deren Chef Ingo Pfennings, habe Preiser-Marian am Montag nicht nur einstimmig, sondern auch „hoch erfreut“ nominiert. Somit steht die nach Stand der Dinge wohl aussichtsreichste Herausforderin von Landrat Markus Ramers (SPD) so gut wie fest. Ramers hat seine erneute Kandidatur bei der Kommunalwahl im September bereits bekanntgegeben. „Sabine ist die Kandidatin, die wir von Anfang an wollten“, sagt Pfennings.

Sabine Preiser-Marian muss ihren Bürgermeisterinnen-Posten in Bad Münstereifel aufgeben

Preiser-Marian kündigt an, dass es im Fall ihrer Wahl nicht nur einen Personalwechsel an der Spitze der Kreisverwaltung geben werde, sondern auch eine Art Politikwechsel. „Es ist an der Zeit, dass den Kommunen geholfen wird“, nennt sie ihr Hauptanliegen. So sei es dann auch der heftige Streit wegen der Kreisumlage zwischen den Spitzen in den Rathäusern auf der einen und der Kreisspitze auf der anderen Seite in den vergangenen Wochen gewesen, der sie letztendlich zur Kandidatur bewogen habe.

Markus Ramers im Gespräch mit Sabine Preiser-Marian

Nun sind sie Gegner im Wahlkampf: Amtsinhaber Markus Ramers und Herausforderin Sabine Preiser-Marian.

Um es zeitlich genauer einzuordnen: Es sei die Pressekonferenz in Mechernich vor wenigen Wochen gewesen, in der die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister harte Einsparungen des Kreises forderten, damit sie wegen der geplanten Umlage von insgesamt bis zu 230 Millionen Euro in diesem Jahr nicht die Steuern erhöhen und den Service senken müssen. Preiser-Marian: „Das war für mich der Ausschlag zu sagen: Ich mach's.“

Sie sei sich durchaus bewusst, dass sie im Falle ihrer Wahl schon im kommenden Jahr auf der anderen Seite des Tisches sitzt und im Zweifel einen Haushalt vertreten muss, der den Kommunen nicht gefällt. „Natürlich weiß ich das. Auch ich kann keine Wunder bewirken, ich kann aber Verbesserungen anstreben und ich weiß auch, was den Bürgermeistern weh tut“, stellt sie den Unterschied zwischen sich und Ramers, der nie Bürgermeister war, heraus. „Daher kann ich auch so manche Entscheidung nicht verstehen, die der Landrat vorgenommen hat“, so Preiser-Marian.

Auch mit den Fraktionen im Kreistag werde es immer wieder mal Diskussionen geben: „Aber man kann und muss immer wieder darüber reden.“ Alle wüssten doch, dass es auch schmerzhafte Entscheidungen gebe: „Wir sind alle in der Misere, der Kreis auch Stück weit, weil er von Bund und Land die Vorgaben erhält.“

Es ist an der Zeit, dass den Kommunen geholfen wird.
Sabine Preiser-Marian, designierte CDU-Landratskandidatin

Nach zehn Jahren als Bürgermeisterin bringe sie aber die Erfahrung und die Sicht der Kommunen mit, die es brauche, so die designierte CDU-Kandidatin. Als Bürgermeisterin einer Kommune im Haushaltssicherungskonzept wisse sie, wovon sie spreche. „Ich bin Krise gewöhnt“, sagt Preiser-Marian mit Blick auf die finanziellen Nöte der besonders gebeutelten Kurstadt, auf die Corona-Pandemie und die Flutkatastrophe, die in Bad Münstereifel eine verheerende Zerstörung hinterließ.

Was nimmt sie sich für den Fall eines Wahlsieges vor? „Genau hinzugucken, wie wir die Kommunen positionieren können und wie der Kreis Dienstleister für die Kommunen sein kann“, sagt Preiser-Marian. Damit spricht sie das an, was die Verwaltungsspitzen in den Rathäusern derzeit beim Kreis vermissen.

CDU-Fraktionsvorsitzende Ute Stolz spart nicht mit Kritik an Landrat Markus Ramers (SPD)

Der Austausch sei auch wichtig, um Doppelstrukturen zu vermeiden, dass also Aufgaben sowohl vom Kreis als auch von den Kommunen übernommen werden, was viel Geld koste, aber unter dem Strich wenig bringe. Das könne verhindert werden, wenn man mehr miteinander spreche – und zwar über die regelmäßigen Bürgermeisterkonferenzen hinaus.  

„Das regt mich auf, seitdem ich Bürgermeister bin“, springt ihr Pfennings bei, der auch Stadtoberhaupt von Schleiden ist: Es fehle über diesen protokollarischen Termin hinaus an Austausch auch jenseits einer Tagesordnung.

„Eine Landrätin täte dem Kreis auch ganz gut“, fügt Preiser-Marian hinzu. Frauen fehlten in der Politik „an allen Ecken und Kanten“. Und dass nicht ausschließlich, um vermeintlich weiche Themen wie Jugend, Kinder und Familie zu besetzen. „Ich lege großen Wert darauf, die Wirtschaft zu stärken“, so die Diplom-Kauffrau. Zuhören, Bürokratie abbauen, Prozesse beschleunigen – das wolle sie forcieren.

Landratskandidatin Sabine Preiser-Marian hofft auf einen fairen Wahlkampf

Der Kreis, so CDU-Fraktionschefin Ute Stolz, sei immer dann stark, wenn die CDU als kommunale Partei „ihre PS auf die Straße bringe“ mit den Fraktionen und Bürgermeistern auf kommunaler und auf Kreisebene: „Es ist mein Wunsch, dass wir wieder eine Kreisspitze haben, die diesen Prozess moderiert und für den Kreis und die Kommunen das Maximale herausholt.“

Dieses Gefühl habe sie beim derzeitigen Amtsinhaber nicht, so Stolz: „Ich habe eher das Gefühl, dass wir in der Politik immer nur antreiben müssen. Der Landrat kommt nicht aus den Puschen und wir hängen als Kreis hinterher.“ Dessen Partei habe in der Frage der Kreisumlage bisher noch keine konkreten Lösungsvorschläge vorgelegt, so die Kallerin: „Ich freue mich, dass wir mit Sabine eine Kandidatin haben, mit der wir zeigen können, dass man Wahlen über Kompetenz gewinnen kann und nicht nur darüber, an der Theke zu stehen.“

Ich freue mich, dass wir mit Sabine eine Kandidatin haben, mit der wir zeigen können, dass man Wahlen über Kompetenz gewinnen kann.
Ute Stolz, CDU-Fraktionsvorsitzende im Kreistag

Die CDU-Spitze zeigt sich optimistisch, dass ihre Listenpartner im Kreistag, FDP und UWV, Preiser-Marian im Wahlkampf unterstützen könnten – vielleicht sogar die Grünen. Im Übrigen werde sie, so Preiser-Marian, „selbstverständlich“ den Namen ihrer Partei auf ihre Plakate drucken lassen. Das hatte Ramers 2020 nicht getan. Sie hoffe auf einen fairen Wahlkampf, sagt sie. Auf eine Schmutzkampagne werde sie sich nicht einlassen.

Vor der Pressekonferenz hat Preiser-Marian die Mitarbeitenden im Rathaus in Bad Münstereifel über ihre Entscheidung informiert: „Das war für mich sehr hart.“ Sie lasse die Bürgerinnen und Bürger sowie die Verwaltung in Bad Münstereifel nicht gerne zurück. „Das hat mir schlaflose Nächte bereitet“, erzählt sie aus der Phase der Entscheidungsfindung.

In Bad Münstereifel hinterlasse sie ein geordnetes Haus, sagt die Kandidatin

Sie lasse aber ein geordnetes Haus zurück: „Der Wiederaufbauplan steht, das Integrierte Stadtentwicklungskonzept steht. Die Fördermittel sind da.“ In den nächsten Jahren könne das alles abgearbeitet werden: „Die Weichen sind gestellt. Jetzt ist es für an der Zeit, die Weichen für den Kreis zu stellen.“ Wenn sie als Landrätin die Kommunen in den Fokus rücke, profitiere davon ja auch Bad Münstereifel.

Der CDU ist mit dieser Nominierung eine kleine Überraschung gelungen. Dass ein Stadt- oder Gemeindeoberhaupt gegen Ramers antreten würde, galt als unwahrscheinlich. Preiser-Marian geht mit ihrer Entscheidung auch volles Risiko.

Eine Wahlniederlage könnte das (vorläufige) Ende ihrer politischen Karriere bedeuten. Gibt es einen Plan B? „Keinen konkreten“, sagt sie: „Es gibt ansatzweise mal Angebote aus der freien Wirtschaft, die ich konkretisieren könnte.“    

Pfennings sieht aber auch durchaus noch Aufgaben in der Politik für die Kräfte, „die gezeigt haben, dass sie Verantwortung übernehmen können“. Er will diesen Gedanken aber nicht allzu lange im Raum schweben lassen: „Wir setzen auf Sieg.“

Pfennings ist die Freude anzusehen. Seit gut zwei Jahren ist der Schleidener mit Bad Münstereifeler Wurzeln CDU-Kreischef. Die bisher größte Herausforderung kann er nun abhaken. Knapp 20 Personen seien in die engere Auswahl für die Landratskandidatur gekommen: „Als sich aber zeigte, dass wir unsere Wunschkandidatin kriegen können, haben wir alle Gespräche mit den anderen Kandidaten abgebrochen.“

Er sei sich sicher, dass die CDU mit und für Preiser-Marian einen aussichtsreicheren Wahlkampf hinlegen werde als bei den vergangenen drei verlorenen Rennen. Im Social-Media-Bereich – eine Domäne Ramers' – werde man sich verstärken, ohne triviale Geschichten rund um die Kandidatin zu stricken. „Markus Ramers ist sympathisch“, so Pfennings: „Aber das ist Sabine Preiser-Marian auch.“


Sabine-Preiser Marian: Ihr Weg bis zur Landratskandidatur

Sabine Preiser-Marian wurde 1971 in Euskirchen geboren und wuchs in der Eifel auf. Sie studierte nach dem Abitur Betriebswirtschaftslehre an der RWTH in Aachen, die sie als Diplom-Kauffrau verließ. Der Schwerpunkt ihres Studiums lag auf Marketing sowie Technologie- und Innovationsmanagement.

Während ihres Studiums arbeitete sie bei der Lemm Werbeagentur in Euskirchen, zuletzt als Vertriebs- und Marketingleiterin, bis 2003. Anschließend wechselte sie zum Weiss-Verlag nach Monschau.

Ihre politische Laufbahn begann Sabine Preiser-Marian im Januar 2006 mit dem Eintritt in die CDU. Sie ist derzeit Beisitzerin im Kreisvorstand und stellvertretende Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes Bad Münstereifel. Im Mai 2014 wurde sie in Bad Münstereifel Ratsmitglied, am 10. November 2015 Bürgermeisterin. 

Sabine Preiser-Marian ist verheiratet, hat eine Tochter und wohnt mit ihrer Familie in Kirspenich.