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MechernichApothekerin, Gastronomin und Metzgerin machen nach dem Unwetter klar Schiff

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Kommern – Es stinkt. Der beißende Ölgestank steigt einem schon einige Meter vor der Apotheke an der Kölner Straße in Kommern in die Nase. Das Hochwasser hatte im Keller der Apotheke am Donnerstag fünf Kunststofftanks mit je 1500 Litern Öl platzen lassen.

Am Montag steht im Kellerbereich des Treppenhauses das Wasser immer noch zentimeterhoch. Der Schaden, den das Hochwasser angerichtet hat, ist enorm.

„Ich kann es nicht abschätzen, aber ich befürchte, dass es eine hohe sechsstellige Summe sein wird“, sagt Apothekerin Margried Pieper.

Seit 37 Jahren betreibt sie die Apotheke: „So etwas habe ich noch nicht erlebt. 1988 hatten wir schon mal Wasser im Keller, aber das Öl macht alles viel schlimmer.“ Im Keller habe das Wasser mehr als zwei Meter hoch gestanden.

Im Erdgeschoss hätten sich sämtliche Medikamentenschränke mit dem kontaminierten Wasser vollgesogen. „Das ist jetzt Sondermüll. Auch die Medikamente sind alle hinüber – alles Sondermüll“, klagt Pieper.

Eine Chance, etwas zu retten, habe es nicht gegeben. „Das ging alles viel zu schnell“, sagt die Apothekerin. Im schlimmsten Fall habe sich das Fundament des Hauses mit dem Wasser-Öl-Gemisch vollgesogen. „Dann hätten wir ein richtiges Problem“, so Pieper, die nun im hinteren Bereich das Apotheke einen Hochwasserschutz errichten lassen will.

Wann sie die Apotheke wieder öffnen kann, steht noch in den Sternen. Eigentlich hätte sie am morgigen Mittwoch Notdienst gehabt.

„Der fällt nun im wahrsten Sinne ins Wasser. Mein Kollege von der Adler-Apotheke in Mechernich übernimmt ihn für mich“, sagt Pieper. Sie will in den kommenden Tagen mit ihrer zehnköpfigen Belegschaft weiter aufräumen und putzen. Irgendwann stoße das Team allerdings an seine Grenzen.

Pieper: „Der gesamte Estrich muss raus. Das können wir nicht leisten.“ Einige Häuser weiter ist Metzgerin Trude Felser verhalten optimistisch, was die Wiedereröffnung ihres Ladens am Arenbergplatz angeht. „Noch haben wir keinen Strom und können dementsprechend die Kühltheke nicht ans Laufen bringen. Doch der Elektriker arbeitet mit Hochdruck an einer Lösung“, sagt Felser.

Von einem Metzger-Kollegen habe sie einen Verkaufswagen zur Verfügung gestellt bekommen. So kann sie ab dem heutigen Dienstag wenigstens provisorisch wieder Fleischwurst und Schinken verkaufen.

Sonderaktionen

Auch in Schwerfen und Sinzenich waren die Anrainer des Rotbaches vom Hochwasser betroffen. Wie Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen erklärte, wird die Stadt am heutigen Dienstag und am Donnerstags in beiden Orten den (Sonder-)Müll außerplanmäßig abholen.

„Die Stadt übernimmt die Entsorgung des kaputten Mobiliars“, so Hürtgen. Da er damit rechne, dass einiges an Abfall zusammenkomme, habe man die beiden Abholtage mit den Mitarbeitern des Bauhofs vereinbart. Auch Elektroschrott werde am Dienstag und Donnerstag vom Bauhof kostenlos entsorgt. (tom)

Den Montag verbrachte sie mit Putzen – wie die vergangenen Tage auch. „Die Solidarität und Hilfsbereitschaft ist enorm. Nachbarn stellen uns warmes Wasser zur Verfügung, damit wir putzen können und bieten ständig ihre Hilfe an. Das ist großartig“, sagt sie.

Sabrina Schepers blickt dank der Unterstützung der Kommerner wieder optimistisch in die Zukunft. „Genau deshalb liebe ich diesen Ort“, sagt Schepers, die mit ihrem Mann Michael die Gaststätte „Stollen“ an der Kölner Straße betreibt.

Am heutigen Dienstagabend soll das erste frischgezapfte Bier wieder über den Tresen gehen. „Wir sind zuversichtlich, dass das klappt. Die Küche bleibt aber noch kalt“, kündigt Schepers an.

Auch der Biergarten kann noch nicht geöffnet werden, da sich das mit Öl kontaminierte Wasser auch in den zahlreichen Blumenkästen festgesetzt hat. „Man riecht es ja auch, dass hier noch nicht alles wie vorher ist“, sagt die Gastronomin. Die Hotelgäste, denen sie wegen des Hochwassers absagen musste, hätten alle Verständnis gezeigt.

Derweil wird der Müllberg auf dem Arenbergplatz in der Kommerner Orstmitte kleiner. Am Montagvormittag rückte ein Frontlader an und lud große Mengen Müll auf mehrere Lastwagen, die ihn dann nach Strempt fuhren.

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