Burscheid – Am Ende wird es genau die schwungvolle Trauerfeier, die sich Stefan Caplan wohl gewünscht hatte. Bei der Instrumentalversion des Bläck-Fööss-Hits „Dat Wasser vun Kölle“ wippen etliche der 200 Trauergäste am Dienstag im Haus der Kunst mit den Füßen, schunkeln vorsichtig und bewegen sich auf ihren Stühlen im Takt. „Oh, leever Jott, jevv uns Wasser“, heißt es in dem Lied – und der Herrgott, so er denn verantwortlich ist, hört auf Caplans Wunsch. Vor der Tür ist es richtig ungemütlich, dünner Regen fällt, die Schirmständer vor dem Saal sind gefüllt.
Vorkehrungen für Trauerfeier selbst getroffen
Am Samstag schon wurde Caplan auf dem Burscheider Friedhof im Kreis von Familie und Freunden in einem äußerst bescheidenen Urnengrab beerdigt. Nun also noch eine Trauerfeier für die Menschen seiner Stadt. Kurz vor seinem Tod am 23. Oktober, den er erwartet, der fast alle anderen Burscheiderinnen und Burscheider aber völlig überrascht hatte, traf er mit seiner Ehefrau Shideh Shoja Vorkehrungen, wie der Abschied Burscheids von ihm – dem langjährigen Bürgermeister – am liebsten ablaufen solle.
Und sein Wunsch sei es gewesen, erzählt Caplans Amtsvorgänger Hans Dieter Kahrl, dass eben keine Trauerlieder gespielt werden. Und so läuft neben den Bläck Fööss auch gefühlig Hoffnungsvolles von Udo Lindenberg – „Hinterm Horizont geht’s weiter“ –, Herbert Grönemeyer – „Der Weg“ – und Ludwig van Beethovens „Bagatelle Es-Dur“.
Alt-Bürgermeister Kahrl erzählt zu Beginn der Trauerfeier vom Macher Caplan, der das Verwaltungsschiff erfolgreich durch Finanz- und Coronakrise gesteuert habe. Stefan Caplan habe „stets ein offenes Ohr“ für die Belange der Bürgerinnen und Bürger Burscheids gehabt. Sein Markenzeichen seien kleine Zettel gewesen, die er immer griffbereit hatte, um sich Fragen und Sorgen zu notieren. Wenn er nicht gleich eine Antwort parat gehabt habe, so habe er eine Klärung nicht nur zugesagt, sondern auch geliefert. „Ich wusste immer: Burscheid ist bei ihm in allerbesten Händen“, sagt Kahrl.
NRW-Kommunalministerin Ina Scharrenbach beginnt ihre Rede mit „Unser lieber Stefan“, und obwohl sie ihn nach eigener Aussage noch nicht lange gekannt habe, so habe sie ihn doch in der kurzen Zeit sehr zu schätzen gelernt. „Er war ein Kümmerer mit dem Talent, Probleme und Missstände zu erkennen, und dem Drang, sie beheben zu wollen“, sagt Scharrenbach.
Leidenschaftlich für Burscheid eingesetzt
Immer wieder habe sie Caplan am Telefon gehabt und stets habe sich dieser leidenschaftlich für Burscheid eingesetzt, erinnert sie sich: „Stefan Caplan hinterlässt Spuren im Alltag in Burscheid und in den Herzen und Köpfen der Menschen in seiner Stadt.“
„Stefan“, sagt Stephan Santelmann, Landrat des Rheinisch-Bergischen Kreises, anschließend, „war einer der Besten“. Bei allem Einsatz für seine Stadt habe er auch immer das Wohl der Nachbarkommunen im Sinn gehabt. „Und eines hat Stefan bestimmt nicht gescheut“, sagt Santelmann: „Harte Arbeit.“
„Freund, Wegbegleiter, Ratgeber und Unterstützer“
Frank Stein, Bürgermeister in Bergisch Gladbach, erinnert sich, wie er mit Caplan noch „vor ganz kurzer Zeit geredet, diskutiert, gelacht und geschmunzelt“ habe. „Er war mehr als ein Kollege. Er war Freund, Wegbegleiter, Ratgeber und Unterstützer“, sagt Stein.
Dabei habe Caplan nie davor gescheut, unangenehme Wahrheiten auszusprechen: „Er war Mitglied im Verein der Freunde der klaren Ansprache“, drückt Stein das aus. „Aber es ging ihm immer um die Sache, nie um persönliche Animositäten.“
Dirk Runge, der bis zu einer Neuwahl die Amtsgeschäfte von Caplan übernommen hat, berichtet zum Ende der Trauerfeier, die so fröhlich endet, vom Chef, der jetzt fehlt, einem „außergewöhnlichen und rastlosen Chef, der sich 24 Stunden am Tag für Burscheid eingesetzt hat“. Caplan sei kein normaler Beamter gewesen, sagt Runge: „Wir werden noch ganz ganz oft an ihn denken.“