Hochwasser in LeichlingenWo strömte die Flut in die Stadt?
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Wo genau kamen die Wassermassen (wie hier in Balken) in der Flutnacht zum 15. Juli her?
Copyright: Britta Berg
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Leichlingen – Wo kam bloß das ganze Wasser her? Klar: Aus der Wupper, aus allen Bächen, vom langen Starkregen von oben und und dann von unten aus Gullis und Kanälen – und natürlich aus der Wuppertalsperre, die schließlich übergelaufen ist und abgelassen werden musste. Das haben alle Betroffenen in der Flutnacht vom 14. auf den 15. Juli miterlebt und ist bekannt. Der städtische Abwasserbetrieb will es nun aber genauer wissen. Wie, wo genau und wann ist die Wupper übergeschwappt? Aus welchen Richtungen stiegen die Pegel und fluteten die Wasserströme auf die Felder und in den besiedelten Bereich?
Flutwege-Karte Nr. 6 für Pastorat/Innenstadt, auf der man mit Pfeilen Wasserbewegungen einzeichnen kann.
Copyright: Grafik: Abwasserbetrieb
Um die Katastrophe noch besser nachvollziehen zu können und Lehren für künftige Schutzmaßnahmen aus den Ereignissen ziehen zu können, ruft die Stadtverwaltung die Bürgerschaft erneut zur Mithilfe auf. Bereits im August hatte der Abwasserbetrieb Augenzeugen und Hausbesitzer gebeten, maximale Wasserstände der Nacht zu melden. Daran haben sich viele Einwohner beteiligt und so geholfen, Hochwasserkarten anzufertigen.
Strömungs-Karten
Jetzt können die Leichlingerinnen und Leichlinger den Ingenieuren detaillierter schildern, wie die Strömungswege verlaufen sind, woher und wohin das Wasser floss. Dafür stehen auf der Homepage der Stadt ein Fragebogen und Kartenmaterial bereit. Nach Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern sowie Auswertungen von Karten hat die Stadtverwaltung mögliche Fließwege ausgemacht, über die die Wupper aus ihrem Flussbett getreten sein kann. Sie sind auf sieben Teilkarten von Wupperhof über Nesselrath und den Ortskern bis zur Balker Aue, die online abrufbar sind, mit roten Pfeilen markiert. Ob diese Annahmen mit den Beobachtungen der Bewohner übereinstimmen, soll bei der nun gestarteten Umfrage verifiziert werden.
„Wer in der Flutnacht entlang der Wupper den Zufluss des Wassers in der Innenstadt erlebt, fotografiert oder gefilmt hat, wird gebeten, dieses Wissen mit dem Abwasserbetrieb bis zum 14. Februar zu teilen“, so die Verwaltung. „Dafür steht ein Onlineformular zur Verfügung, über das Berichte und Bilder zu den Fließwegen der Wupper hochgeladen werden können.“
Gefragt sind Beobachtungen mit Ort und Uhrzeit sowie Fotos und Videos. Die maximale Datenmenge, die als Anhang mitgeschickt werden kann, beträgt 10 MB. Wer mehr Material einsenden will, bekommt auf Anforderung einen gesonderten Upload-Link für größere Dateien zur Verfügung gestellt.
Auf den sieben Kartenausschnitten können beobachtete Fließwege eingezeichnet und die bearbeiteten Dateien anschließend über das Onlineformular wieder hochgeladen werden. Diese Bausteine aus der Bürgerbeteiligung fließen in die Dokumentation des Jahrhundertereignisses ein, damit die Blütenstadt sich und ihre Einwohner in Zukunft besser gegen solche Naturkatastrophen schützen kann, soweit dies möglich ist. In Zusammenarbeit mit dem Wupperverband wird das Geschehen aus der Flutnacht in Modellen zur Abfluss-Simulation nachvollzogen und analysiert, um daraus Schutzmaßnahmen und Frühwarnsysteme erarbeiten zu können.
Dazu werden die Schaffung von Stauflächen und die Renaturierung von Bachläufen und Uferbereichen ebenso gehören wie Überlegungen zum Deichbau. Und dazu gehören auch das angekündigte Katastrophenschutz-Telefon bei der Feuerwehr und das Zisternen-Konzept der „Blau-Grünen Klimaachse", in dessen Rahmen wie berichtet demnächst U-Boot-große Regenwassertanks unter dem Stadtpark vergraben werden.