Warum stehen inmitten einer ruhigen Wohngegend Figuren aller Art in einem Garten?
Über 100 FigurenDas hat es mit dem verwilderten „Puppen-Garten“ in Leverkusen auf sich
Unweit der Bullenwiese, der Waldsiedlung und der Stadtbahnhaltestelle Schlebusch könnte es ruhiger kaum sein. Eine Wohnsiedlung aus Einfamilienhäusern, wenig Auto- und Menschenverkehr und viel Grün.
Doch wo sich die Straßen Dünnwalder Grenzweg und Schlebuscher Heide kreuzen, wird man während eines Spaziergangs durch die beschauliche Gegend aus seinen Tagträumen gerissen. Hinter einem nicht allzu hohen Zaun findet sich ein großer Garten, in dem sich eine Vielzahl von Skulpturen, Puppen und anderen Figuren aneinanderreihen. Fast automatisch bleibt man stehen.
Wem gehört das Grundstück? Einem Sammler, einem Künstler? Was sind die Beweggründe desjenigen, Figuren aller Art inmitten einer ruhigen Wohngegend in seinem Garten auszustellen? Wir haben uns auf eine Spurensuche begeben.
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Was hat es mit dem „Skulpturen-Garten“ in Leverkusen-Schlebusch auf sich?
Ein Schild, das die Aufschrift „Yogaya Gelassenheit muss man üben“ aufweist, steht mitten im Garten und dient uns als erstes Indiz, mehr über den Garten herauszufinden. „Yogaya“ ist der Name des Yogastudios auf der Mühlheimer Straße in Schlebusch, gegenüber der Buchhandlung Gottschalk und dem Bioladen.
Doch auf Nachfrage lässt Studiobetreiber Michael Wiese wissen: „Wir, bzw. unser Yogastudio, haben damit nichts zu tun. Aber lustig ist es.“ Das Schild zeige das alte Logo des Yogaya. Wiese wähnte es seit Jahren auf dem Müll, da die Studiobetreibenden es einst zum gewerblichen Sperrmüll gegeben haben.
„Offenbar mag aber jemand unser Studio so gern, dass er/sie dafür Werbung macht, allerdings ohne unser Wissen bzw. unseren Auftrag“, fährt Wiese fort.
Doch ein erster Blick aufs Klingelschild des Hauses, zu dem der Garten gehört, und ein weiterer ins Telefonbuch liefern Antworten.
Leverkusen: Garten in Schlebuscher Wohnsiedlung ist auch Atelier
Der Besitzer des Hauses, zu dem der Garten gehört, und Mann hinter dem Skulpturengarten ist Richard Bausewein, ein in Wiesdorf geborener Künstler. Sein Garten ist zeitgleich sein Atelier. Über 100 Werke sind dort über den Gartenzaun hinweg zu erspähen.
In der deutschen Kunstwelt ist Bausewein kein Unbekannter. Seine Skulpturen standen bereits im Garten des Bundeskanzleramts und im Bundesjustizministerium, in den Botanischen Gärten der Bonner Universität oder in der RWTH Aachen. Alle Skulpturen, die seinen Garten verlassen, sind Dauerleihgaben.
30 Jahre lang lebte und arbeitete Bausewein in München, schließlich zog es ihn aber wieder zurück in die Heimat. Er hat Bildhauerei an der Kunstakademie in München gelernt. Am Telefon erzählt er uns, was es mit seinem lebendigen Garten auf sich hat.
Leverkusener Künstler kommuniziert „über den Gartenzaun“
Über 100 Skulpturen, Tonfiguren, Puppen oder auch Metallkonstruktionen finden sich laut Bausewein in seinem Garten. Auf die Frage, warum er seinen Garten auf diese Weise ausstaffiert, sagt er, ihn würden die Reaktionen der Menschen darauf interessieren. Seine Wiese fällt Passanten auf, sie bleiben vor dem Gartenzaun stehen und machen Fotos.
Da Bausewein im Freien an seinen Werken arbeitet, kommt er oft mit Hundebesitzern oder Spaziergängern ins Gespräch. „Kommunikation über den Gartenzaun“ nennt er das. Die meisten sagen ihm, er solle so weitermachen mit seinem Garten und der Kunst, sie reagieren positiv auf die teils aufwühlenden Werke.
Auf Nachfrage, was es etwa mit den Ketten auf sich hat, die einigen Tonskulpturen um den Hals gelegt sind, lässt Bausewein wissen, diese hätten keinen tieferen Sinn, sollten nur Emotionen unter den Betrachtenden hervorrufen.
Bauseweins Kunst findet man an prominenten Orten in der Stadt
Wer keinen Blick über den Gartenzaun nahe des Dünnwalder Grenzwegs werfen möchte, findet Bauseweins Kunst an vielen prominenten Orten in Leverkusen verteilt. So etwa im Rathaus, im Vorraum des großen Sitzungssaals, im Calevornia im Sauna-Bereich oder auch im Bürgermeisteramt Schlebusch.
Eine Frage gilt es aber noch zu beantworten: Was hat es mit dem Yogaya-Schild auf sich, das in der Mitte des Gartens prangt und für das Schlebuscher Yogastudio wirbt? „Das passte zu meinem meditativen Konzept“, sagt Bausewein dazu, er selber gehe aber nicht in das Studio. So sah er das Schild einst auf dem Sperrmüll und nahm es mit.