An vielen Stellen sieht die Radler-Lobby deutliche Mängel statt einer Verkehrswende.
ADFC RadwegetestWo es im Verkehr so richtig eng wird
Anhaltender Regen, Wind und mäßige Temperaturen - das sind wohl nicht die besten Bedingungen für eine Fahrradtour durch Leverkusen. Für überzeugte Radler und Radlerinnen ist aber selbst das häufig keine Ausrede. Schlechte Wetterbedingungen sind demnach eher ein kleineres Problem, anders als die Radinfrastruktur der Stadt, wie der ADFC-Leverkusen am Samstag zeigen wollte. Auf Missstände hinweisen wollte der Fahrrad-Club im Rahmen einer Radtour über die „schönsten“ Fahrradwege Leverkusens. Dass die Tour auf den ersten April fiel, war eher Zufall statt Planung. Passend war es dennoch, denn manche aufgezeigten Missstände sind wirklich ein Witz.
Die Führung übernahm an diesem Tag Kurt Krefft, erster Vorsitzender und verkehrspolitischer Sprecher des Vereins. „Das ist keine Fahrradtour im üblichen Sinne“, betonte er als frisch zertifizierter Tourleiter gleich zu Beginn. Ziel der Aktion: „Ich möchte Ecken zeigen, wo es verkehrspolitisch für Fahrradfahrer eng wird.“
Der Startpunkt für die Radtour lag unter der Stelzenautobahn. So hatte man gleich eins der großen No-Gos für die angestrebte Verkehrswende vor Augen: die Stelze, beziehungsweise ihr geplanter Ausbau. Der ADFC-Leverkusen gehört zu den Unterstützern der Aktion „Keinen Meter mehr“. „Wir sind auf Habachtstellung und arbeiten mit der Stadt zusammen, die jetzt mehr initiativ geworden ist“, sagte Krefft. Noch läuft das Planfeststellungsverfahren zum Ausbau der Stelzenautobahn, genauso wie die Petition dagegen. Das Ziel von 10.000 Stimmen gegen den Autobahnausbau ist noch nicht erreicht: „Es würde reichen, wenn nur zehn Prozent der Leverkusener unterschreiben.“
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Geduldsproben an Ampeln
Dann ging es auch schon los mit der Tour, Abfahrt um 11.11 Uhr. So endete der Regenschutz von der Stelze. Für Peter Bunse, einer der wenigen Teilnehmer an diesem Tag, kein Problem: „Ich bereite mich darauf vor, mein Auto abzuschaffen. Da muss ich versuchen, die Schmerzgrenze nach unten zu fahren“, sagte der Rad-begeisterte Rentner, der auch Mitglied beim ADFC ist.
Entlang des Dhünnwegs bis zum Calevornia radelte die Gruppe nur wenige 100 Meter, bis sie auf das nächste Problem stieß: eine Ampel mit automatischer Schaltung, die den Verkehrsfluss behindert. Die Stadt stellt die Ampelanlage nicht auf Anforderungsknöpfe um, „da es zu teuer ist“, meint Krefft. Besonders nervig sei dies an der Kreuzung Karl-Carstens-Ring in Schlebusch, an der man bis zu 2,5 Minuten wartet.
Hat man einmal die Bismarckstraße am Calevornia überquert, fährt man auf der Flensburger Straße in Leverkusens erster Fahrradzone, die es seit November letzten Jahres gibt. Hier liegt die Höchstgeschwindigkeit bei 30 Stundenkilometer, Radfahrer dürfen nebeneinander fahren. Für ein fahrradfreundlicheres Leverkusen sind für Schlebusch weitere Fahrradzonen und für Alkenrath Fahrradstraßen geplant. Die wurden bereits vor zwei Jahren beschlossen.
Zur Umsetzung kam es bisher nicht, berichtet der erste Vorsitzende. Ein Grund: Das Geld für die Beschilderung fehle. Seine Lösung: „Man kann das Geld aus dem Straßenverkehr nehmen“. Die Teilnehmer Peter Bunse und Heinz Süßenbach vermuten: „Im Ausschuss sitzen wahrscheinlich nur Autofahrer.“ Trotz der Missstände lassen sie sich nicht vom Fahrradfahren abhalten.
Peter Bunse sagte: „Es muss was passieren, man muss hartnäckig bleiben. Man sieht bei anderen Kommunen, dass es klappen kann. In Solingen zum Beispiel gibt es bereits Kreuzungen mit Vorrang für Radfahrer.“ Was die Stadt Leverkusen brauche, sei „Mut, Sachen zu ändern“, ist sich der verkehrspolitische Sprecher Krefft sicher. Das fängt bei kostengünstigen Maßnahmen wie der Abschaffung des Gehweg-Parkens an, so könne man „Bürgern und Bürgerinnen der Bürgersteig zurückgeben.“
Nach etwa 4,5 Kilometern der Tour sollte der erste Leverkusener Handtuchspender für Radfahrer auf die Teilnehmer warten. Das war jedoch als Aprilscherz gedacht. Aufgrund einer Fahrbahnsenkung am Straßenrand auf der Herbert-Wehner-Straße in Schlebusch entstehen bei Regen beim Vorbeifahren von Autos Wasserfontänen, bei denen der eine oder andere Fahrradfahrer schon mal eine ungewollte Dusche über sich ergehen lassen musste.
Im Anschluss an den Zwischenstopp ging es für die Radler weiter nach Opladen, Alkenrath und Küppersteg. Insgesamt 25,5 Kilometer legten die Radfahrer dabei zurück. Weitere verkehrspolitische Radtouren sind geplant.