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Altenpflege in LeverkusenCorona macht einen harten Job noch schwerer

Lesezeit 3 Minuten
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Kolleginnen sind da, manchmal Kinder: Ralf Fritzsche im Büro seines Pflegedienstes an der Mülheimer Straße in Schlebusch.

Leverkusen – Ein harter Job ist noch härter geworden. Im mobilen Pflegedienst ist die Zeit noch knapper, der Aufwand größer. Ralf Fritzsche ist seit 27 Jahren im Geschäft. Aber was er und seine 25 Pflegekräfte, die jeden Tag von Haus zu Haus, von Patient zu Patient eilen, in diesen Wochen zu leisten haben, „das gab es noch nicht“.

Jeder der 167 Patienten muss zunächst einmal befragt werden. Fieber, Halsweh, irgendwelche anderen Erkältungssymptome? Oder Verlust des Geschmackssinns? „Das müssen wir alles checken und dokumentieren“, berichtet Fritzsche. Treffe irgendetwas davon zu, muss ein Schnelltest gemacht werden „und wir müssen das natürlich melden“.

Corona-positiv ohne Symptome

Bisher sei das „eher selten“ vorgekommen. Aber vor reichlich einer Woche habe sich gezeigt, wie trügerisch die Sicherheit vor Corona sein kann: Ein Ehepaar sei positiv. Irgendwelche Symptome hätten die beiden nicht gehabt. „Der Mann war beim Hausarzt und ist dort getestet worden.“ Danach habe sich herausgestellt, dass sich auch seine Frau angesteckt hat. „Beide sind jetzt im Krankenhaus“, berichtet Fritzsche. Zum Glück gehe ihnen bisher recht gut. Eine 24-Stunden-Pflegekraft sei nach positivem Test abgezogen worden. Aber insgesamt sei man bisher glimpflich durch die Pandemie gekommen.

Was nicht heißt, dass es keine Probleme gibt. Die inzwischen geltende Pflicht für ambulante Pflegekräfte, sich alle drei Tage einem Corona-Schnelltest zu unterziehen, sei nicht nur aufwendig, trotz ärztlicher Schulung „ein bisschen unangenehm“, sondern auch teuer. „Wir strecken das Geld dafür vor“, berichtet Fritzsche. Seit November seien rund 8000 Euro nur für Tests angefallen. Und die Frage sei, wie lang er noch in Vorlage treten muss. Zwar seien die Schnelltests billiger geworden: „Anfangs waren es elf Euro pro Stück, jetzt sind es sieben.“

Unfassbar teure Handschuhe

Dafür seien die Preise für Hygieneausrüstung in unvorstellbare Höhen geklettert. Vor allem die Nitril-Handschuhe, die wegen der Vorschriften massenhaft gebraucht werden, seien absurd teuer geworden: „Die Hunderter-Packung kostet jetzt 15 bis 17 Euro. Früher haben wir drei bis fünf Euro bezahlt“, so Fritzsche. Eine Erfahrung, die er mit Schwester Petra Salamon teilt. Die Organisatorin beim Christopherus-Pflegedienst kauft nicht mehr die früher üblichen Zweihunderter-Einheiten ein. Die gebe es aber auch kaum noch.

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In der Corona-Pandemie ist das Vorratslager immer wertvoller geworden: Die Preise für Handschuhe zum Beispiel sind auf Rekordhöhe.

Der im Frühjahr spürbare Mangel etwa an Masken sei behoben, wissen Fritzsche und Salamon. Aber ein bis drei Euro für eine FFP-2-Maske schlügen angesichts der Mengen ins Kontor. Eine hart arbeitende Pflegekraft müsse die nach einem Tag wegwerfen, sagt Salamon: „Man schwitzt, man atmet schwer. Dann sind die durch.“

Keine Angst mehr vor der Maske

Das Masken-Tragen an sich seit trotz aller Beschwernisse „zur Normalität geworden“, ergänzt sie. Im Frühjahr hätte mancher Betreute ablehnend reagiert: Eine Vertrauensperson plötzlich hinter einer Maske – das habe viele gestört. Jetzt sei das anders. „Man würde gefragt, wenn man keine Maske trägt.“

Vollschutz wiederum müssen Pflegekräfte nur anlegen, wenn ein Betreuter positiv auf das Coronavirus getestet wurde oder unter Quarantäne steht. Den Anzug sollten sie dann aber lieber frühestens im Treppenhaus anlegen, sagt Schwester Petra. Sollten die Nachbarn so etwas mitbekommen, sorge das für große Verunsicherung. Erst recht bei den vielen Infektionen.

Im 80-köpfigen Christopherus-Team habe es noch keine Probleme gegeben, sagt Salamon. Auch der Pflegedienst Fritzsche sei bisher gut durch die Pandemie gekommen. Der gerade verlängerte Lockdown schaffe ein anderes Problem, so Fritzsche: „Alleinerziehende Mütter können eigentlich nicht arbeiten“, weil es an Betreuung für ihre Kinder fehlt. In Schlebusch geht man damit pragmatisch um: Kinder kommen ins Büro an der Mülheimer Straße für eine alternative Notbetreuung.

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