Geschäftsführer Thomas Eimermacher macht dem Kämmerer Hoffnung. Aber die Wärmewende wird riesige Investitionen erfordern.
AusblickLeverkusens Versorger erwartet Gewinn wie voriges Jahr
Auf dem Energiemarkt herrschen zwar nach wie vor ungekannte Turbulenzen. Dennoch ist Thomas Eimermacher sehr sicher, was den Gewinn aus dem laufenden Jahr angeht: Der kaufmännische Geschäftsführer der Energieversorgung Leverkusen kalkuliert wiederum mit einem Überschuss von elf Millionen Euro. Das ist das – erstaunlich hohe – Niveau des vergangenen Jahres, das nicht nur den Energiemarkt insgesamt, sondern auch die EVL und vor allem ihre Kunden ordentlich durcheinandergebracht hat.
Der Versorger, der zur Hälfte der Stadt Leverkusen und der Kölner Rheinenergie gehört, hat wegen der viel höheren Beschaffungskosten und der ebenfalls massiv gestiegenen Preise für die Strom-, Gas- und Fernwärmekunden seinen Umsatz enorm ausgeweitet. Und das, obwohl er eben wegen der Preiserhöhungen rund sechs Prozent allein seiner Stromkunden verloren und zusätzlich den Verkauf nach außerhalb für Privatleute eingestellt hat.
Aber die EVL hat auch mehr Gewinn gemacht, und dabei werde es in diesem Jahr bleiben, versicherte Eimermacher am Montagabend im Finanzausschuss. Dort erläuterte er nicht nur das außergewöhnliche Zahlenwerk für 2023, sondern gab auch einen Ausblick einschließlich Gewinnerwartung: Die liege „ziemlich stabil“ bei eben jenen elf Millionen Euro des Vorjahres.
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Je fünf Millionen fließen nach Leverkusen und Köln
Dieses Geld wird größtenteils an die Besitzer ausgeschüttet: Die Rheinenergie – und damit mittelbar die Stadt Köln – sowie die Stadt Leverkusen können mit jeweils fünf Millionen Euro Ausschüttung rechnen. Das Geld wird wiederum im Juni fließen. In Leverkusen wird damit das strukturelle Defizit des Sportparks ausgeglichen. Die EVL bezahlt also zum Beispiel die städtischen Schwimmbäder.
Mit Blick auf die Abwanderung von Kunden verwies Eimermacher auf die Bemühungen der EVL, mit Preisgarantien bei Gas und Strom den Trend zu stoppen. Das habe beim Gas schon prima geklappt: Rund die Hälfte der Kunden habe sich stabile Tarife gesichert. Zum Produkt „Meisterstrom“ machte Eimermacher im Finanzausschuss keine Angaben, verwies aber auf etwas Anderes: Der Marktanteil der EVL sei mit rund 70 Prozent noch immer „erstaunlich hoch“. Im Durchschnitt versorgten kommunale Stadtwerke in Deutschland nur noch die Hälfte der Bürger.
Die EVL braucht mehr Gewinn, um die enormen Investitionen zu stemmen
Trotz ihres guten Standings bei den Leverkusenerinnen und Leverkusenern wappnet sich die EVL für noch schwierigere Zeiten, sagte Eimermacher. Vorige Woche sei beschlossen worden, das Versorgungsunternehmen neu aufzustellen. Das Ziel der Operation: „mehr Gewinn“. Den werde man brauchen, so der kaufmännische Geschäftsführer. Die Wärmewende werde seinem Unternehmen gigantische Investitionen abverlangen. Man müsse mit dreistelligen Millionenbeträgen rechnen. „Das kann kein Versorger und keine Kommune allein stemmen“, so Eimermacher. Allein der Umbau des Heizwerks für die Fernwärme-Versorgung sei ja schon auf 60 Millionen Euro kalkuliert.
Das werde erst der Anfang sein: Um, wie angedacht, den Umfang des Leverkusener Fernwärmenetzes zu verdoppeln, seien „deutlich, deutlich mehr Investitionen“ erforderlich als sie etwa in der Bilanz des vorigen Jahres ausgewiesen sind, so Eimermacher. Da hatte die EVL wegen der enormen Kosten für die Beschaffung von Strom und Gas ihre Ausgaben für Anlagen vorsichtshalber zurückgefahren.
Hans-Jürgen Sprokamp, Eimermachers Kollege vom Entsorger Avea, der mit der Müllverbrennungsanlage Hauptlieferant von Fernwärme in Leverkusen ist, rechnet mit „rund 100 Millionen“ für den Netz-Ausbau. Auch beim kommunalen Entsorgungskonzern, der voriges Jahr einen Ergebnisrückgang hinnehmen musste, regiert die Vorsicht. Den geplanten neuen Kessel für das Müll-Heizkraftwerk baut die Avea nun doch nicht: Bei der Planung habe man mit Kosten von 42 Millionen Euro gerechnet, vor der Auftragserteilung seien es 80 gewesen, so Sprokamp am Montagabend: „Das lassen wir erst einmal sein. Wir kommen auch so zurecht.“