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Wette auf MeisterschaftLeverkusener will zu jedem Auswärtsspiel mit dem Fahrrad fahren

Lesezeit 4 Minuten
Mann mit Fahrrad an einer Straße

Aus Schlebusch durch Deutschland: Frank Müller will in der kommenden Saison zu allen Bundesliga-Auswärtsspielen von Bayer 04 mit dem Rad fahren

Erst war es nur so dahingesagt, doch jetzt wird es Ernst: Frank Müller will in der kommenden Saison zu jedem Auswärtsspiel mit dem Fahrrad anreisen.

Zu Bayer 04 Leverkusen geht Frank Müller, seit sein Vater ihn mit sieben Jahren auf der Schulter ins Stadion getragen hat. Rennrad fährt er seit 20 Jahren. So richtig aufeinander getroffen sind seine beiden Leidenschaften aber erst im vergangenen Jahr – zumindest, wenn man mal vom Fußball auf dem Gepäckträger Richtung Bolzplatz in Jugendzeiten absieht.

Gespräch mit Stefan Kießling

Beim Stadtradeln hat der begeisterte Rennradfahrer sich im Bayer-04-Radteam angemeldet. Und die meisten Kilometer gesammelt. Dafür bekam er vom Verein ein neues Fahrrad und eine Einladung zur Saisoneröffnung. „Da habe ich Stefan Kießling getroffen und scherzeshalber gesagt: Wenn wir Deutscher Meister werden, fahre ich mit dem Fahrrad zu den Auswärtsspielen.“ Das war damals so dahingesagt.

„Zu dem Zeitpunkt hat ja niemand damit gerechnet, dass das wirklich passieren könnte.“ Im November, an Müllers 49. Geburtstag, war Bayer 04 bereits weit vorne an der Tabellenspitze. Da hat er das Versprechen im Freundeskreis wiederholt. Und als wenig später Radio Leverkusen im Internet nachfragte, was man im Fall der Meisterschaft tun würde, hat er es auch dort eingetragen: Dann werde er in der kommenden Saison zu jedem Bundesliga-Auswärtsspiel mit dem Fahrrad anreisen.

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Deutschlandkarte mit Kilometerangaben

So sieht Müllers Planung aktuell aus: In der Annahme, dass der 1. FC Köln den Abstieg nicht mehr in letzter Sekunde abwenden kann und der Bundesligist die Relegation gewinnt.

Seit dem 14. April ist klar: Die Fußballer haben ihren Teil vollbracht, jetzt ist Müller dran. Und der Schlebuscher plant zwischen den anstehenden Reisen nach Dublin und Berlin schon die kommende Saison: Auf einer digitalen Landkarte hat er bereits die zu erwartenden Bundesligisten mit Kilometerdistanz von Leverkusen aus markiert, insgesamt rund 5000 Kilometer. Der weiteste Trip aktuell: 566 Kilometer zu Union Berlin. Die allerdings könnten ja den Relegationsplatz noch mit dem 1. FC Köln tauschen. „Das wäre natürlich der Joker“, sagt Müller lachend. 546 Kilometer gespart.

Gespanntes Warten auf den Spielplan

Wohin die Auswärtsspiele nächste Saison gehen werden, steht nach der Relegation am 28. Mai fest. Fahrtechnisch würde sich Müller auch über Fortuna Düsseldorf freuen: „Da hat sogar mein 13-jähriger Sohn gesagt, dass er dafür trainieren würde.“ Viel interessanter wird es für ihn aber, wenn der Spielplan veröffentlicht wird. „Ich hoffe, dass die weiten Fahrten nach Berlin, Kiel oder München nicht unbedingt im Januar angesetzt werden“, sagt der 49-Jährige. Denn sein Ziel ist es, die Strecke nach Möglichkeit am Stück zu fahren, ohne Übernachtung.

Das fällt bei Dunkelheit und Kälte schwerer, als etwa an einem schönen Septembertag. Anderseits: „Eine nette Tour in NRW oder nach Mainz oder Frankfurt im September würden vielleicht ein paar Freunde oder andere Fans mitmachen.“ Dann kommt es natürlich auch noch auf die Anstoßzeit an. Samstag um 15.30 Uhr in München zu sein, wird schwieriger, als sonntags um 19.30 Uhr. Und für mögliche Spiele am Freitagabend spart der Kaufmann in der chemischen Industrie schon Urlaubstage.

Ich fände es toll, wenn jemand aus Kiel sagen würden: ‚Ich fahre dem Frank 50 Kilometer entgegen und zeigen ihm die schönste Strecke in die Stadt‘
Frank Müller

Müller ist wild entschlossen, seinen Plan durchzuziehen. Halsbrecherische Aktionen werde er aber nicht machen. „Wenn ich Fieber habe oder auf dem Weg nach Freiburg Schnee und Glatteis ist, fahre ich natürlich nicht.“ Für den Fall werde er sich aber schon etwas einfallen lassen: „Dann muss ich halt 500 Kilometer auf der Rolle fahren oder so.“

Natürlich reizt ihn die sportliche Herausforderung, aber Müller möchte seinen Auswärtstouren noch mehr Sinn verleihen. Zum einen will er nach Saisonende versuchen, Sponsoren zu gewinnen, die entweder pro gefahrenen Kilometer oder pauschal Geld für einen guten Zweck spenden. „Ich habe noch nie ein Ehrenamt gemacht und sehe das jetzt als ein ehrenamtliches Projekt, mit dem ich auch Gutes tun möchte“, sagt Müller. Das Geld soll an die Stiftung „Die Gute Hand“ gehen, die in Schlebusch das Haus Nazareth betreibt. Verfolgen können Interessierte seine Planungen über seinen Instagram-Kanal „frank_faehrt_auswaerts“.

Außerdem möchte er sich mit Fans aus Leverkusen und dem ganzen Land vernetzen. „Ich fände es toll, wenn jemand aus Kiel sagen würden: ‚Ich fahre dem Frank 50 Kilometer entgegen und zeigen ihm die schönste Strecke in die Stadt‘ und dann trinkt man dort noch einen Cappuccino zusammen.“