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Buchungsfehler und kein DisplayLeverkusener Lastenrad-Test endet auf halber Strecke

Lesezeit 5 Minuten
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Die Zeit in der Warteschleife der Hotline überbrücken die Kinder mit einem Eis. 

Leverkusen – Zugegeben, schon die Versuchsanordnung kommt mir relativ unrealistisch vor. Würde ich das im echten Leben machen? Mit meinem Fahrrad zur etwa zwei Kilometer entfernten Schlebuscher Fußgängerzone fahren, um es da gegen das E-Lastenrad der Wupsi einzutauschen, damit dann zu Schule, Kita, Supermarkt und anschließend Kinder und Einkäufe nach Hause fahren – um dann wieder zurück nach Schlebusch zu strampeln um die Räder zu tauschen? Eigentlich ist das Angebot doch eher für Menschen gedacht, die in direkter Umgebung der Leihstation wohnen und Transporte aller Art ohne Auto erledigen wollen. Aber einen Versuch ist es wert, schließlich wollen auch wir Benzin und Emissionen sparen.

Drei Apps auf dem Smartphone

Um nicht ganz unvorbereitet anzukommen, lade ich mir zu Hause schon die Wupsi-App auf das Smartphone, die wiederum auf die Anwendung Nextbike verweist, auch dort melde ich mich an. In Schlebusch angekommen fällt zunächst der Zustand des erst Mitte Mai hier installierten Rades auf: In der Plane, die die Ladefläche überspannt, hat der Regen eine Pfütze hinterlassen, die wiederum vermutlich Kinder zu Matschspielen mit Stöcken und Erde aus der danebenliegenden Baumscheibe animiert hat. Schön sieht das nicht aus, aber einmal umgekippt sieht die Plane nur noch halb so schlimm aus und der Innenraum ist tadellos sauber.

Dreck neu

Das E-Lastenrad der Wupsi in Schlebusch hat eine dreckige Plane, darunter ist es aber sauber.

Nun geht es ans Entsperren, was mit den zuhause runtergeladenen Apps nicht direkt funktioniert – Nextbike bittet um persönliche Daten und Zahlungsinformationen, ich wähle „Handyrechnung“ und das System sagt, dass die Zahlungsart nun hinterlegt sei. Dennoch bittet die App weiter darum, das Profil zu vervollständigen, bevor ich eine Buchung durchführen kann. Was fehlt, ist mir nicht klar, aber das mag an mir liegen.

Fall von Vandalismus

Stattdessen versuche ich es dann mit dem QR-Code, der auf dem Rad aufgedruckt ist. Der führt zur App „WupsiLastenRad“. Also lade ich auch die noch und gebe alle Daten ein. Nach einigem Suchen finde ich auch den Schalter, mit dem ich der App erlaube, meinen Standort zu verwenden, und dann komme ich voran: Das System findet das Rad und ich drücke auf „Jetzt buchen“. Tatsächlich lässt sich das Schloss öffnen, ich verstaue es im Ladekorb und folge den Anweisungen auf dem Rad: Den Schalter am Akku einschalten. Dann das Licht auf dem Display einschalten. Nur: Ich kann kein Display finden.

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Bei genauem Hinschauen hängt am Lenkrad ein Kabel mit einem kleinen Stecker lose herum. Hier hätte vermutlich das Display sein sollen. Im Nachhinein bestätigt die Wupsi: Der „Bordcomputer“ wurde entwendet. „Ein sehr ärgerlicher Fall von Vandalismus“, sagt Wupsi-Sprecherin Kristin Menzel. Zum Glück ein Einzelfall. Die Wupsi hat dieses Rad nun für die Buchung gesperrt, bis ein neues Display angebracht werden kann.

Insgesamt gibt es mittlerweile zehn Leih-Lastenräder der Wupsi im Stadtgebiet, zwei warten noch am Wiesdorfer Reallabor auf die Fertigstellung ihrer eigentlichen Aufstellplätze in Rheindorf und Lützenkirchen. 177 Mal wurden sie zusammen bereits genutzt, vor allem in den vergangenen zwei bis drei Wochen verzeichnet die Wupsi einen deutlichen Anstieg. „Dafür, dass einige auch erst seit zwei Wochen stehen, ist das ein sehr erfreuliches Ergebnis“, sagt Menzel.

Wacklige Fahrversuche

Display hin oder her: Mittlerweile ist die Abholzeit der Ferienbetreuung an der Schule schon um fünf Minuten überschritten, also fahre ich dennoch los. Erst etwas wackelig, aber mit mehr Tempo stabilisiert sich das Rad und man gewöhnt sich an die ungewöhnliche Länge. Die Tochter ist begeistert, springt direkt rein in den Korb und schnallt sich pflichtbewusst an. Weiter geht es zur Kita. Die stufenlose Gangschaltung funktioniert, aber von einem Elektroantrieb spüre ich nichts. Später erfahre ich, dass der Akku sich tatsächlich ohne das fehlende Display nicht aktivieren lässt.

Den Berg hoch geht nicht

Das ist nicht weiter schlimm, weil der Weg eben ist. Aber eines ist klar: Den Leimbacher Berg komme ich mit dem schweren Rad, zwei Kindern und den geplanten Einkäufen auf keinen Fall ohne Antrieb hoch. Der Sohn nimmt auch gerne Platz und auf dem Rückweg fällt mir ein, dass beim Pressetermin zur Vorstellung des Fahrrads der Unverpacktladen „Fairliebt und Hüllenlos“ in der Fußgängerzone als „Pate“ genannt wurde. Die Inhaberin kümmere sich darum, dass der Akku geladen sei und melde Probleme bei der Wupsi, hieß es. Also steuere ich den Laden an. Der allerdings hat Ruhetag, hier bekomme ich keine Hilfe.

Rad lässt sich nicht abschließen

Ein Blick in die App verrät mir einen Hilfe-Kontakt. Und außerdem sehe ich da die Meldung, dass meine Reservierung für das Rad abgelaufen sei. Das wundert mich, da es ja neben mir steht. Während ich in der Warteschleife der Hotline hänge, holen sich die Kinder ein Eis. Im zweiten Versuch komme ich durch und schildere das Problem mit dem fehlenden Display. „Das gebe ich so weiter“, sagt eine nette Frau. Was ich denn jetzt machen solle, frage ich. „Die Buchung ist doch bereits beendet“, sagt die Frau und bietet mir an, zu vermerken, dass ich das Rad nicht richtig nutzen konnte, entstandene Gebühren werden erstattet. Aber das Rad steht ja immer noch neben mir.

Dann muss doch das Auto her

Also bringe ich es zurück zu seinem Parkplatz und will es wieder festschließen. Das Problem: Meine Buchung besteht tatsächlich nicht mehr (oder hat nie bestanden). Und das Schloss schließt sich ausschließlich automatisch, wenn man auf „Buchung beenden“ drückt. Um es nun nicht unabgeschlossen stehen zu lassen, starte ich eine neue Buchung und beende sie umgehend wieder. Tastsächlich surrt das automatische Schloss und das Rad ist sicher angekettet. Kinder und Einkäufe holt dann der Mann mit dem Auto ab. Das war es dann mit Benzin und Emissionen sparen.

Gemischtes Fazit

Fazit: Die Registrierung hat eine ganze Zeit gedauert, aber das wäre beim nächsten Mal sicher nicht mehr der Fall, die Lastenrad-App, auf die der Code auf dem Rad selbst verweist, ist einfach zu bedienen, wenn sie einmal installiert ist, Und das fehlende Display ist ärgerlich, aber da habe ich wohl einfach Pech gehabt. Die Fahrt in der Ebene hat Spaß gemacht.

Also zurück zur Anfangsfrage: Würde ich das nochmal machen? Ja. Schließlich habe ich den Kindern versprochen, dass wir noch einmal mit dem Rad fahren, wenn es denn richtig fährt. Aber sicher nur, wenn ich keinen Zeitdruck habe.