Leverkusen – An der Parfümerie Mallach hängen pinke Luftballons. Es ist der Tag der Wiedereröffnung zehn Monate nach dem verheerenden Hochwasser. Nur 20 Meter weiter die Schlebuscher Fußgängerzone herunter schneiden Uwe Richrath und Marc Kretkowski ein rotes Band durch. Das ist die offizielle Inbetriebnahme von Leverkusens erstem E-Lastenrad, das zum Verleih angeboten wird. Die Terminkorrelation ist Zufall. Eine Verbindung gibt es trotzdem. „Wir haben hier an diesem Ort gesehen, was passiert, wenn wir nichts tun gegen den Klimawandel“, sagt der Oberbürgermeister. Schlebusch ist untergegangen in den Fluten der Dhünn.
Mosaikstein in der Verkehrswende
Das „Wupsi Lastenrad“ soll nun ein weiter Mosaikstein sein in der Verkehrswende weg vom umweltschädlichen Auto-Individualverkehr. „Busse von A nach B reichen nicht, um die Leute weg vom Auto zu bringen“, stellt Kretkowski fest. „Wir müssen mehr anbieten.“ Nach Carsharing und Leihfahrrädern mit und ohne E-Antrieb bietet die Wupsi nun also Lastenfahrräder an. Insgesamt zehn Stationen werden in den nächsten Wochen fertiggestellt, fünf davon bereits in den nächsten Tagen: Am Königsberger Platz (Rheindorf), an der Hauptstraße 105 (Wiesdorf), am Wupsi Kundencenter und der Torstraße (beide Opladen) und eben mitten in der Schlebuscher Fußgängerzone auf Höhe der Hausnummer 34.
Jedes Rad hat einen örtlichen Paten, der sich darum kümmert, dass der Akku geladen ist und bei Problemen den Betreiber verständigt. In Schlebusch ist das der nahe Unverpacktladen.
Jede dritte Fahrt ersetzt eine Autofahrt
In Köln gibt es bereits Lasten-Leihräder. „Hier wurden in vier Jahren 15.000 Kilometer zurückgelegt“, sagt Ernst Raupach, Geschäftsführer der Firma Green Moves, die die Lastenräder betreibt. „Vielleicht ist das ein Ansporn für Leverkusen, das auch zu schaffen.“ Und jede dritte Fahrt davon ersetze laut Erhebungen eine Fahrt, die sonst mit dem Auto gemacht worden wäre.
Wer sich daran beteiligen will, muss sich zunächst die kostenfrei App der Wupsi runterladen und sich registrieren. Damit kann vor Ort das Rad aufgeschlossen und der Akku freigeschaltet werden – beides dient dem Schutz vor Diebstahl. Das Rad kostet dann zwei Euro pro angefangener halbe Stunde, bis maximal 18 Euro pro Tag. VRS-Abo-Kunden zahlen nur einen Euro pro halbe Stunde – dieses Angebot gilt als Kennenlernpreis vom 1. bis 15. Juni für alle Nutzer.
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Wofür man das Rad brauchen kann? Für alles, wofür man sonst in der Stadt ein Auto nehmen würde: Größere Einkäufe, eine Fahrt zum Baumarkt, Kinder in die Kita bringen. Bis zu 80 Kilogramm dürfen in der Ladefläche untergebracht werden, für Kinder gibt es sogar Anschnallgurte. Auch längere Ausflüge sollten dank des Motors so möglich sein. Wer allerdings zum ersten Mal ein Lastenrad fährt, sollte vielleicht eine Proberunde fahren, bevor er die Kinder einlädt. An die Länge und Steuerung des Rads muss man sich erst einmal gewöhnen.