Leverkusen – „Heute geht es um die Kinder unserer Stadt“, beginnt Heike Krutoff ihren Vortrag vor dem Schulausschuss. Und um ein Gebäude: Im Falle der Bürgerantragsstellerin das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. Das ist bekanntlich vom Hochwasser schwer getroffen, ein Großteil der Schüler nach Rheindorf ausgelagert.
Im Namen mehrerer Eltern fordert Krutoff die Politik auf, mehr Druck auszuüben, dass dieser Zustand nicht mehr allzu lange anhält. „Setzen sie der Verwaltung ein ambitioniertes und klares Ziel“, fordert sie. In ihrem Antrag nennt sie den 1. Dezember. „Das mag vielleicht ein bisschen sehr ambitioniert sein“, gesteht die Mutter. „Aber bis nach den Weihnachtsferien sollte es einer Stadt wie Leverkusen doch gelingen, zumindest einen Teil des Gebäudes bezugsfertig zu bekommen.“
Fertig im Februar
Das widerlegt die Stadtverwaltung, indem sie erstmals den Zeitplan für die Sanierung des Gymnasiums veröffentlicht: Die überfluteten und teilweise mit Öl verunreinigt Kellerräume werden aktuell bis auf den Rohbau zurückgebaut werden. Alle technischen Geräte müssen ausgebaut werden, dann werden die Flächen umfassend gereinigt, das soll bis Ende Oktober oder Anfang November erfolgt sein.
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„An diese Reinigung schließt sich eine obligatorische Trocknungszeit an“, erläutert die Stadtverwaltung. Währenddessen werde die Neuinstallation der technischen Gewerke beginnen, das soll bis Ende Januar dauern. „Sofern keine unvorhergesehenen Schwierigkeiten auftauchen, sollte die Wiedernutzung der Schule Anfang Februar möglich sein“, schließt die Stadtverwaltung. Also zum neuen Schulhalbjahr.
Höchstes Engagement
Dem unterschwelligen Vorwurf, die Stadt tue noch nicht alles, um die Zeit so kurz wie möglich zu halten, widersprechen alle Beteiligten. Zumal nicht nur diese, sondern noch zwei weitere Schulen in Opladen betroffen sind. „Alle Beteiligten arbeiten hier mit höchstem Engagement bis an die persönliche Belastungsgrenze“, schreibt die Stadt. Schneller ginge es nicht.
Dennoch nimmt man den Antrag der Eltern ernst: „Was wir hier hören, spiegelt die Situation in all den betroffenen Familien wieder“, sagt Alexander Finke (SPD), einer vierstelligen Personenzahl. „Wir müssen diskutieren, was wir machen können, wir müssen Pläne öffentlich machen.“ Das müsse für alle drei Schulen gelten. Dabei nickt die Bürgerantragsstellerin. Die Idee einer früheren Teilöffnung hält Finke für interessant. Valeska Hansen (FDP) kann sich das nicht vorstellen. Und überhaupt stört sie der Antrag: „Jetzt können wir auch noch vier Monate durchhalten. Lassen Sie die Leute doch einfach mal arbeiten!“
Antrag für erledigt erklärt
Letztendlich einigt sich die Runde darauf, dass die schulpolitischen Sprecher regelmäßig informiert werden. Und dass die Remigiusschule und das Freiherr-vom-Stein wirklich zum Start des zweiten Halbjahres und die Theodor-Heuss-Realschule – wie geplant – zum neuen Schuljahr 2022 fertig sein sollen.
Im parallel tagenden Bauausschuss, wo der Antrag ebenfalls diskutiert wird, geht es noch entschiedener zu: Der Bürgerantrag wird schlicht für erledigt erklärt. Baudezernentin Andrea Deppe und Fachbereichsleiter Maria Kümmel hatten dort noch einmal dezidiert vorgetragen, wie zehn städtische Gebäude Schäden in Höhe von rund 33 Millionen Euro davongetragen haben. Die Verwaltung tue alles, um schnell Abhilfe zu schaffen.
Das bescheinigte ihr auch Klaus Wolf (Die Grünen), der den Bürgerantrag der Eltern und deren Terminforderung schlicht als „unsolidarisch“ bezeichnete. Auch andere Schulen seien betroffen, auch andere Schüler und Eltern gestresst. Was Ina Biermann-Tannenberger (CDU) unterstrich: „Ich möchte keine Schulen bevorzugen. Die fachliche Beurteilung muss Sache der Fachämter sein.“ Transparenz für Politik und Öffentlichkeit versprach Andrea Deppe. Eine Internetseite werde jetzt freigeschaltet, die jederzeit Auskunft über den aktuellen Sachstand gebe. (mit ger)