Leverkusen – Oktober ist Erkältungszeit: Nachdem im vergangenen Jahr durch die Hygiene- und Abstandsmaßnahmen die Grippesaison so gut wie ausgefallen ist, sind die Vorzeichen dieses Jahr anders. „Wir haben viele Patienten mit klassischen Erkältungssymptomen“, sagt Hans-Martin Schulze Uphoff, Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und internistische Onkologie in der Hausarztpraxis Schlebusch in der Gezelinallee und Mülheimer Straße. Er vermutet, dass es daran liegt, dass sich die Menschen wieder näher kommen.
Das hat auch Auswirkungen auf die Erreger: „Alles, was bislang keine Chance hatte, findet mittlerweile einen Nährboden.“ Auch, wenn noch keine schweren Grippe-Verläufe dabei waren, ist er mit seinem Team aktuell dabei, möglichst viele Menschen gegen die Influenza zu impfen. Oktober sei der klassische Monat dafür, angefangen hat die Impfsaison bereits im September.
Risikogruppen besonders im Fokus
Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) rät insbesondere älteren Menschen und Immungeschwächten zur Impfung. Vor allem Personen über 60 Jahren wird sie empfohlen, Schwangeren ab dem zweiten Trimester, chronisch Kranken, Pflegenden und Personen, die in Einrichtungen mit viel Publikumsverkehr arbeiten. Sinnvoll sei die Impfung, nach der der Körper rund zwei Wochen benötigt, um Antikörper aufzubauen, zwischen Ende September und November, erklärt die KVNO. So sei man bei Beginn der Grippewelle, die in der Regel im Januar auftrete, gut geschützt.
Und auch im Hinblick auf die nach wie vor bestehende Corona-Pandemie empfiehlt das Robert Koch-Institut eine Influenzaimpfung vor allem für Menschen, die ein besonders hohes Risiko für schwere Verläufe von Covid-19 haben. In der Risikogruppe sei die Impfquote jedoch nach wie vor zu niedrig, bemängelt das RKI.
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Hans-Martin Schulze Uphoff aus Schlebusch zeigt sich zufrieden: „Die Impfbereitschaft ist groß.“ Sie sei im vergangenen Jahr auch gut gewesen, dieses Jahr mindestens genauso. Dementsprechend hat er geplant: „Wir haben großzügig geordert.“ Im vergangenen Jahr habe es noch Lieferengpässe gegeben, die gibt es dieses Jahr nicht. Der Hausarzt sieht seine Praxis „gut aufgestellt“: Genügend Impfstoff, aber ohne darauf sitzen zu bleiben.
Er ist damit auf einer Linie mit dem Paul-Ehrlich-Institut, das die Grippeimpfstoffchargen freigibt. Bis Anfang Oktober wurden bislang 22,8 Millionen Dosen deutschlandweit freigegeben – das ist deutlich mehr als noch vor einem Jahr und sogar knapp 10 Millionen mehr als in der Grippesaison 2018/2019.
Im Rheinland (Gebiet der KVNO) wurden im „Corona-Winter“ 2020/2021 mehr als 1,2 Millionen Grippeschutzimpfungen gezählt – in der Saison zuvor waren es „nur“ knapp über eine Million gewesen, schreibt die Vereinigung. Die Praxen im Rheinland hätten somit im Frühjahr, als die Dosen bestellt werden mussten, auch mehr geordert.Schulze Uphoff, der nach Stationen im Klinikum vergangenes Jahr in die Schlebuscher Hausarztpraxis eingestiegen ist und sie im Sommer 2020 übernommen hat, wirbt für die Influenza-Impfung: Lässt man sich regelmäßig jedes Jahr impfen, habe man einen viel besseren Schutz, auch wenn man mal ein Jahr pausiert, als jemand, der sich gar nicht impfen lasse, betont er. „Das ist eine Investition in die Zukunft.“
Wer erkältet ist oder Schnupfen hat, den impft der Internist nicht gern, sondern sagt ihm, er soll in einigen Tagen wiederkommen. Denn so würde man die meisten Impflinge verlieren, hat der Arzt beobachtet: Ist jemand erkältet und lässt sich impfen, hat er möglicherweise eine stärkere Reaktion oder Schlappheitsgefühle, die er fälschlicherweise der Impfung anlastet.
Gleichzeitig erreichen sein Team viele Anfragen zu der Corona-Drittimpfung, die die Ständige Impfkommission vor wenigen Tagen nun für einige Personengruppen empfohlen hat. „Das ist ein großes Thema, oh ja“, betont der Internist. Alle, die sich gegen Corona impfen lassen wollten, wollten nun auch die dritte Spritze. Viele fragen auch, ob sie gleichzeitig gegen Grippe und Covid geimpft werden können. Hans-Martin Schulze Uphoff legt die Spritzen aber vorsichtshalber auf zwei Termine. „Das ist schon eine Herausforderung, das aktuell zu koordinieren“, sagt er. (mit dre)