Die Bezirksregierung hat die Erörterungstermine für die Grundwasser-Entnahme-Anträge von Currenta bestimmt.
Grundwasser fürs Leverkusener WerkBald wird über Currentas Antrag geredet
Grundwasser ist ein Gut, das prinzipiell allen Bürgern gehört, deshalb wohl hat der Antrag auf Förderung von insgesamt 74.940.000 Kubikmetern im Jahr alleine im Werksbereich des Leverkusener Chemparks Widerspruch erregt. In Hitdorf hat Currenta zusätzlich die Erlaubnis für die Förderung von 22,5 Millionen Kubikmeter aus Brunnen am Rheinufer beantragt. Zusammen sind das knapp 100 Millionen Kubikmeter Wasser, eine nach menschlichem Maß unvorstellbare Menge, die aus elf Brunnen in Leverkusen und Köln-Flittard im Bereich des Chemparks und weiteren drei Brunnen in Hitdorf gepumpt werden soll: Bei normalem Pegel transportiert der Rhein auf Höhe Leverkusen dieses Volumen in elf Stunden.
Am Dormagener Chempark auf der anderen Rheinseite will Currenta noch einmal ungefähr 250 Millionen Kubikmeter abpumpen. Das sind drei Anträge, mit denen Currenta also insgesamt die Erlaubnis für fast 350 Millionen Kubikmeter Wasser haben möchte, über die die Bezirksregierung Köln entscheiden muss.
Bezirksregierung muss über zahlreiche Einwände entscheiden
Nachdem der Antrag vor über einem Jahr bekannt wurde, gingen bei der Bezirksregierung 31 Einwendungen im Antragsverfahren ein.
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Jetzt sind die Termine bekannt gegeben worden, an denen die Bezirksregierung als Genehmigungsbehörde, Currenta und die Einwender über die Probleme reden, die sie im Currenta-Antrag sehen. Das sind die Erörterungstermine, die alle im Plenarsaal der Bezirksregierung in Köln gehalten werden. Sie sind als nicht-öffentliche Veranstaltungen anberaumt; die Gesetzeslage lässt das auch bei Verfahren von so großem öffentlichem Interesse zu.
Im ersten Termin am 20. November 2023 wird der Dormagener Antrag besprochen, diejenigen, die etwas zu dem Wasser-Antrag in Leverkusen und Köln-Flittard eingewandt haben, sind für den 4. Dezember 2023 geladen.
Currenta will sich Grundwasser für 30 Jahre sichern
Ein Kritikpunkt an dem Vorhaben Currentas ist die beantragte Dauer der Erlaubnis: Currenta möchte, dass sie für 30 Jahre gelten soll. Eine der öffentlich bekannten Einwendungen in dieser Sache stammt von Nyke Slawik, der Leverkusener Bundestagsabgeordneten der Grünen. Sie hat in ihrer Stellungnahme die angestrebte Laufzeit bemängelt: Niemand könne wissen, wie sich bis dahin der Klimawandel auswirke.
Auf das Thema der Laufzeit bezieht sich eine andere Einwenderin. In einer, dem „Leverkusener Anzeiger“ vorliegenden Stellungnahme, heißt es: „Angesichts des nicht mehr von der Hand zu weisenden Klima-Wandels wird es auch in der Wasserversorgung noch erhebliche Veränderungen geben. Diese sind von den entsprechenden Umweltorganisationen immer wieder hinlänglich beschrieben worden, Vorboten dessen erleben wir schon in den Dürreperioden der letzten Jahre.“ Currentas Stellungnahme: Man brauche Rechtssicherheit zur Planung und zum Betrieb des Chemparks. Andere Einwender bemerkten, dass angesichts der beantragten Menge durch den Chempark zuerst an die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung zu denken sei.
BUND: Vermutlich geht es um Verdünnung von Abwasser
Auch der Chempark in Krefeld Uerdingen hat sich um neue Wasserrechte gekümmert. Die für Krefeld zuständige Bezirksregierung Düsseldorf hat dort 2022 die Entnahme von jährlich maximal 178 Millionen Kubikmeter Rheinwasser genehmigt – nicht für 30, nur für 15 Jahre.
Die Wasser-Experten vom BUND-NRW-Landesverband vermuten, dass der Chempark enorme Mengen Wasser benötigt, um seine Abwässer so weit zu verdünnen, bis Grenzwerte eingehalten werden. Grenzwerte werden in Gramm pro Liter Abwasser festgelegt, das heißt, je mehr Wasser, desto besser wird ein Grenzwert eingehalten.
Tageshöchstmengen für bestimmte umweltschädliche Stoffe sind nicht festgelegt. Dazu hat ein Currenta-Sprecher gesagt, dass diese Annahme jeglicher Grundlage entbehre. Das Grundwasser brauche man zum Beispiel zur Dampfproduktion und zum Kühlen. Aber auch das ist ein Kritikpunkt: Statt die „abfallende“ Wärme aus Produktionsprozessen sinnvoll zu verwenden, wird sie über das Abwasser in den Rhein abgegeben, was ganz allgemein für die Ökologie und die Wasserqualität schädlich ist.
Rund ums Werk Leverkusen erzeugt Currenta mit den Brunnen den „Werks-Trichter“, damit das schmutzige Grundwasser unterm alten Bayerwerk nicht in den Grundwasserkörper abfließen kann. Rund um die Altlast erzeugt man einen Grundwasser-Sog mit einer Brunnengalerie.