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„Haus der Talente“Bayer-04-Leverkusen will das Heideland bebauen

Lesezeit 4 Minuten
Bayer 04 will im Kurtekotten auf diesem Stück Heide bauen. Foto: Ralf Krieger

Für Bayer 04 ist die Heide im Kurtekotten günstiges Bauland, die Kritiker wolle den Landschaftsverlust verhindern.

Entscheidungen im Bauausschuss: Die großen Parteien machen den Weg für ein Wohn-und Schulheim für angehende Profisportler im Kurtekotten frei

Kurtekotten: Die Grünen sind dagegen, die Klimaliste sowieso und Opladen Plus auch. Aber die Sache scheint dennoch für den TSV Bayer 04 und die Bayer 04 Leverkusen Immobilien GmbH zu laufen, denn SPD, CDU und AfD können sich mit dem Plan des Sportvereins anfreunden, auf einer Wiese im Kurtekotten ein großes Nachwuchs-Sportler-Wohnhaus zu bauen. Darin könnte auch Fußballer-Nachwuchs der Bayer 04-Profis wohnen, während sie etwa aufs Sportgymnasium in Opladen gehen. Das Vorhaben ist nicht grundsätzlich umstritten, sondern weil man auf der Wiese in der Heidelandschaft wenigstens zum Teil zurzeit nicht bauen darf. Sie ist als Grünfläche im Flächennutzungsplan geschützt. Gewisse Genehmigungs-Klimmzüge würden also nötig, bevor das „Haus der Talente“ von Bayer 04 gebaut werden kann. Zum Beispiel wird eine Änderung des Flächennutzungsplans nötig.

Kritik am Bayer-04-„Haus der Talente“

Im Bauausschuss gab es noch einmal Widerspruch zu den Plänen: Das sei die letzte unbebaute Binnendüne in Leverkusen, dazu ein Kaltluftentstehungsgebiet, das bebaut werden soll. Der Bayer-Luftsportclub lehne den Bau in der Einflugschneise und Sicherheits-Landezone ab. Das Artenschutzgutachten, das der Bauherr selbst bestellt habe, überzeuge nicht. Unverständnis herrschte darüber, dass in dem Gutachten in der Einleitung der Satz steht: Der Gutachter lehne die Verantwortlichkeit oder Haftung in Bezug auf Teile des Dokuments oder Fehler darin ab. Das sei so in Ordnung, sagte Stefan Karl von der Verwaltung. Ob aber jedes Ausschussmitglied versteht, was dieser seltsame Satz in einem Gutachten bedeutet, ist unwahrscheinlich.

Opladen Plus und die Grünen und die Klimaliste lehnen nicht das Haus der Talente ab, wohl aber dessen geplanten Standort. Es gebe genug andere Grundstücke, zum Beispiel in Opladen. Bayer 04 schreibt in der Antrags-Unterlage: „Die Grundstücksflächen für die projektierten Wohngebäude befinden sich im Eigentum der Fünfte Bayer Real Estate VV GmbH & Co. KG. Da andere Standorte mit vergleichbarer Lagegunst und Flächenverfügbarkeit nicht zur Verfügung stehen, ist die Planung aus Sicht der Vorhabenträger sowie der Grundstückseigentümerin alternativlos.“ Also: entweder im Kurtekotten, auf dem eigenem Grundstück, oder gar nicht, ein bebaubares Grundstück zu kaufen, schließen Bayer 04 und Bayer 04 Immobilien aus. Mit den Stimmen von SPD, CDU, AfD und der Einzelvertreterin Gisela Kronenberg entschied sich der Ausschuss für den Einleitungs- und Aufstellungsbeschluss zugunsten des Bayer-04-Vorhabens.


Umweltamt soll Stellung beziehen

Beerdigung ohne Sarg: Die Entscheidung, ob in Leverkusen künftig auch Bestattungen ohne Sarg möglich sein sollen, wird noch einmal verschoben –für ein paar Wochen, wie es hieß. Die Bestattungsart, bei der Leichen in einem Tuch eingewickelt in die Erde gelegt werden, wird von Muslimen bevorzugt. Eigentlich schreibt die Friedhofssatzung die Nutzung eines Sargs vor, in dem Leichen wegen der enthaltenen Luft schneller verwesen. Deshalb gibt es Bedenken wegen einer möglichen Gefährdung des Grundwassers. Um die auszuräumen, will man erst das Umweltamt um Stellungnahme bitten, sagte Ulrich Hammer, der Leiter des Grünflächenamts im Bauausschuss.


Bauausschuss will drei Informationsabende

Landschaftsplan: Im Bauausschuss lief die Debatte um den Landschaftsplan weiter. Der Plan dürfte unweigerlich zum Zankapfel werden: Für einige ist in dem von der Verwaltung vorgelegten Entwurf zu viel Naturschutz enthalten, den anderen zu wenig. Ebenso wie der Umweltausschuss entschied jetzt der Bauausschuss für ein wenig mehr Transparenz: Die Stadtverwaltung muss je eine Informationsveranstaltung für jeden der drei Stadtbezirke abhalten. Erst danach soll das Einspruchs-Verfahren laufen, bei dem jeder Bürger Einsprüche und Anregungen zum Planentwurf einreichen kann, die die Verwaltung lesen und bewerten muss. Die Erfahrung zeige, dass Einsprüche oft abgewiesen würden, weshalb Ina Tannenberger (CDU) von der Verwaltung wissen wollte, ob die Ämter auch gewillt seien, Einsprüche zur Kenntnis zu nehmen. Die CDU macht sich nach den Bauern-Protesten für die Landwirte stark.

Roswitha Arnold (Grüne) schlug vor, nicht drei, sondern nur eine Bürgerversammlung abzuhalten. Diese Veranstaltungen liefen oft in die falsche Richtung, weil immer dieselben Leute ihre Reden schwängen. Den Einwand parierten andere im Ausschuss: Damit müsse man in der Demokratie leben.

Der Landschaftsplan liegt seit 2012 auf Eis. Damals hatte die Verwaltung in einer Informationsveranstaltung vor allem aus der Gruppe der Natur- und Landschaftsschützer so viel Gegenwind bekommen, dass man den Plan wieder in die Schublade legte. Die Einsprüche, die Bürger im damaligen Verfahren gemacht hatten, sind zwar bei der Verwaltung eingegangen, beantwortet wurden sie aber nie, obwohl dieses Versprechen vom damaligen Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn (CDU) gegeben wurde. Das bemängelte Benedikt Rees von der Klimaliste. Dazu sagte Baudezernentin Andrea Deppe: „Ist es wirklich wichtig, was vor elf Jahren war?“


Baudezernat hat keine Ampel-Fachleute mehr

Ampeln: Der Autoverkehr in Leverkusen könnte demnächst zäher werden. Das könnte eine Folge der Personalknappheit im Baudezernat von Andrea Deppe sein. Die berichtete im Bauausschuss, dass alle qualifizierten Mitarbeiter gekündigt hätten, die sich um die Ampeln in der Stadt kümmern. Insgesamt gebe es im Amt drei Stellen, die sich um Ampeln kümmern. Es bestehe eine vage Aussicht, dass eine der Stellen demnächst neu besetzt werden könne. Wenigstens kommen keine neuen Ampeln hinzu, denn zurzeit plane man keine neuen Ampelanlagen, so die Dezernentin.