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Hilft bei schweren Covid-19-VerläufenKlinikum erhält 90.000-Euro-Lungenmaschine

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Cardiohelp Klinikum3

Dr. Christian Mey, Prof. Dr. Gerd Molter und Geschäftsführer Hans Peter Zimmermann (v.r.) mit dem Lungengerät "Cardiohelp".

Leverkusen – Es ist kompakt wie eine Handtasche, kostet 90000 Euro und rettet Leben: Das Klinikum Leverkusen hat dank Fördermittel von Bund und Land ein ECMO-Gerät angeschafft, das auf der Intensivstation bei schweren Covid-19-Verläufen oder Herz- und Lungenversagen hilft.

Dahinter verbirgt sich der Begriff „extrakorporale Membranoxygenierung“: Kann bei schwerstem Lungenversagen die Lunge nicht mit Sauerstoff versorgt werden, übernimmt das Gerät quasi deren Funktion. Dabei wird das Blut außerhalb des Körpers (daher „extrakorporal“) mit Sauerstoff angereichert. Der Patient oder die Patientin werden über Schläuche in einer Vene in der Leiste und am Hals an das Gerät angeschlossen: Fünf bis sechs Liter Blut können dann pro Minute durchlaufen und mit Sauerstoff versetzt werden.

Das Gerät kommt als „letzte ultimative Therapieoption“ zum Einsatz, wenn herkömmliche Beatmungsmaschinen, mit denen einem Großteil der lungengeschädigten Patienten geholfen werden kann, nicht ausreichen, erklärt Prof. Dr. Gerd Peter Molter, Direktor der Klinik für Anästhesie und operative Intensivmedizin. Er betont, dass das Gerät nicht nur wegen der Corona-Pandemie angeschafft wurde, aber unter aktuellen Gesichtspunkten komme ihm „eine besondere Bedeutung zu“. Auch die Fördermittel, die den Kauf ermöglichten, sind aufgrund Corona freigegeben.

Gerät kann Lunge entlasten und ersetzen

Dr. Christian Mey, Zuständiger Oberarzt für die Intensivstation mit Covid-19-Patienten erklärte, dass das Gerät zwar eine Lunge ersetzen könne, aber nicht die Lungenkrankheit selbst heile. Doch das Gerät gebe dem Organ die Möglichkeit sich zu erholen. Ungefährlich und ohne Nebenwirkungen ist der Einsatz nicht. Aufwendig sowieso, sagte Mey. Die angebrachten Schläuche seien „dick wie Gartenschläuche“, die Pflegerinnen und Pfleger müssten auch geschult im Umgang sein.

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Bislang hat das Klinikum in Schlebusch das ECMO-Gerät gemietet, zwei bis dreimal im Jahr kam es im Schnitt zum Einsatz. Zukünftig geht der Arzt von einem Bedarf von vier bis acht Mal im Jahr aus. Die nächsten Krankenhäuser, die gleich mehrerer solcher Geräte besitzen, sind die Uniklinik Köln und das Krankenhaus Merheim als überregionale Zentren, erläutert Mey.

Doch nicht nur bei schweren Covid-19-Verläufen mit Lungenversagen kann das Gerät helfen, auch bei Herzinfarkten, erklärt Prof. Dr. Peter Schwimmbeck, Chef der Kardiologie in Schlebusch. Das Gerät ersetze dann quasi die Herz-Lungen-Maschine. Er beobachtet mit Sorge, dass es in den vergangenen Monaten – wieähnlich im Frühjahr – „sehr viel schwere Infarkte“ gegeben habe. Die Leute würden Angst machen, ins Krankenhaus zu kommen, bedauert er. Einig sind sich die Mediziner: Ein ECMO-Gerät vor Ort zu besitzen sei ein „Meilenstein in der Versorgungsmöglichkeit der Leverkusener Patienten“.