Leverkusen – Die Austrittswelle, unter der die Katholische Kirche wegen der unangemessenen Aufarbeitung der Missbrauchsfälle im Erzbistum Köln leidet, werde natürlich nicht einfach so hingenommen, berichtet Stadtdechant Heinz-Peter Teller.
Es gebe aus Köln die Bitte an die Priester, sich um die Menschen zu bemühen, die der Kirche den Rücken gekehrt haben. Die Geistlichen könnten sogar von einer Handreichung Gebrauch machen. Das sei eine Art Formbrief, aus dem man auch Ausschnitte verwenden könne, um den richtigen Ton bei den von Kardinal Rainer Maria Woelki enttäuschten Katholiken zu treffen.
Bloß keine Textbausteine
Für Teller ist das nichts. Der Stadtdechant bevorzugt die persönliche Ansprache und will sich auch den Zeitpunkt nicht vorschreiben lassen. „Direkt danach“ könne man die verlorenen Katholiken auf keinen Fall anschreiben – „dann heißt es: Ach, jetzt wo Ihr die Kirchensteuer nicht mehr kriegt, werdet Ihr wach.“
Gründe für einen Austritt sieht Teller, der im Kölner Diözesan-Pastoralrat sitzt, dem zentralen Beratungsgremium des Erzbischofs, durchaus. Der Umgang mit den Missbrauchsfällen entspreche derzeit nicht den hohen moralischen Anforderungen der Kirche.
Was Corona anrichtet
Bis ins Mark, so hat es der Stadtdechant beobachtet, hat die Corona-Pandemie nicht nur die Gemeinden, sondern die ganze Gesellschaft erschüttert. Die Kirche habe enorm davon profitiert, dass sich nach dem ersten Lockdown mit den geschlossenen Gotteshäusern so viele Menschen engagiert hätten. „Ohne ehrenamtliche Helfer wären keine Gottesdienste möglich gewesen“, da legt sich Heinz-Peter Teller fest.
Diskussionen, wie sie dann abzuwickeln sind, gebe es wegen der vielen Infektionen allerdings bis heute. 2G, 3G – darüber habe man sich auseinander setzen müssen. Dabei sei klar: „Leute, die nicht geimpft sind, kannst du nicht einfach wegschicken. Die Kirche ist wie ein Lebensmittelgeschäft, nicht wie ein Theater oder ein Konzertsaal.“ Deshalb müsse jeder Zugang haben, unabhängig von seinem Impfstatus. Natürlich habe man auch mit Impfgegnern zu tun – „die Gemeinde ist ein Abbild der Gesellschaft. Und Gottes Garten ist bunt.“
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Pandemie-Effekte gebe es im Gemeindeleben auch: Trauungen, auch Taufen würden jetzt nachgeholt. Aber das liege nicht an der Kirche: „Du hattest ja nichts, wo du feiern konntest.“