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Kommentar

OB Richraths Vorwürfe
Leverkusener Azubi beweist seit Jahren Integrationswillen

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Lesezeit 3 Minuten
Ein junger und ein älterer Mann stehen mit anderen zusammen auf einem Platz.

Sekou Sidibe mit seinem Lehrherrn Abbas Süren vor dem Rathaus

In der Mitteilung der Stadt zur Duldung des Dachdecker-Azubi Sekou Sidibe erhebt diese schwere Vorwürfe gegen ihn. Das wirft Fragen auf.

Wir können darauf vertrauen, dass sich die Leverkusener Ausländerbehörde im Fall des Dachdecker-Azubi Sekou Sidibe streng an die Buchstaben der einschlägigen Gesetzgebung gehalten hat. Das ist gut so. Dass es erst der Empfehlung der Härtefallkommission des Landes Nordrhein-Westfalen bedurfte, bevor das Amt umschwenkte: geschenkt. Sekou Sidibe hat jetzt zunächst eine Duldung bis kurz vor Weihnachten und kann seine durch das Handeln des Amtes über dreieinhalb Wochen unterbrochene berufliche Ausbildung fortsetzen. Das zählt.

Aber nicht allein. Was auch zählt ist, welche Signale Oberbürgermeister Uwe Richrath aussendet, wenn er dem seit sechs Jahren in Leverkusen lebenden Mann aus Westafrika vielfältige massive Vorwürfe macht, in erstaunlicher Auslegung der Tatsachen. So ist Sidibe aus Sicht des Sozialdemokraten selbst verantwortlich dafür, dass das „Verfahren für einen Verbleib“ seit seiner Ankunft 2018 gescheitert sei. Außerdem habe er „keine Anstrengung zur erforderlichen Mitwirkung“ (für seinen Aufenthalt in Deutschland, Red.) unternommen, habe „den erforderlichen Integrationswillen bislang nicht erkennen lassen“, kurz: Er ist „in keiner Weise ein Beispiel für gelungene Integration“.

Peter Seidel

Peter Seidel

Seit Oktober 2024 Redakteur in der Lokalredaktion Leverkusen des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Jahrgang 1963. Studium der Romanistik, Anglistik und Geschichte in Kiel, Mailand und Bonn. Seit 1994 für den S...

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Der SPD-Politiker Richrath baut hier wortreich den Popanz eines integrationsunwilligen, unkooperativen Migranten auf. Sekou Sidibe kann er damit nicht gemeint haben. Vielleicht hätte Richrath einmal mit der Sozialpädagogin Marina Boddenberg von der Offenen Jugendberufshilfe in Opladen Kontakt aufnehmen sollen, um zu einem abgewogenen Urteil über den angehenden Handwerker zu kommen. Sie betreut Sidibe seit Februar 2021 und schreibt in einem Brief an die Härtefallkommission über ihn: „Seitdem hat sich Herr Sidibe nicht nur außerordentlich gut in Deutschland integriert, sondern auch einen bedeutenden Beitrag zur Gemeinschaft geleistet.“

Wie man es auch dreht und wendet, man wird den Eindruck nicht los, dass der Oberbürgermeister, der in Sonntagsreden nicht müde wird, das friedliche Zusammenleben von 140 Nationen in der Stadt zu würdigen, hier billig politisch Punkte bei Wählerinnen und Wählern machen will, die der Einwanderung von Menschen aus Afrika, Lateinamerika und Teilen Asiens ablehnend gegenüberstehen. Dabei müsste ihm eigentlich selbst aufgehen, wie widersinnig seine Argumentation ist, wenn er am Ende seine Entscheidung für die Duldung als ein „Votum für den Zuzug von dringend benötigten Fachkräften“ deklariert. Ja wie, ist man geneigt zu fragen: Eben noch war Sekou Sidibe ein integrationsunwilliger Versager und jetzt wollen wir ihn als Fachkraft aber doch hier haben?

OB Richrath mag viel über den jungen Neu-Leverkusener Sekou Sidibe schreiben. Warum es gut ist, dass er hier bleibt, fasst Marina Boddenberg in schönen Worten zusammen. „Sein Verbleib in Deutschland wäre ein Gewinn für uns alle, da er nicht nur durch seine Ausbildung zum Facharbeiter und seine zukünftige berufliche Tätigkeit, sondern auch durch sein soziales Engagement und seine positive Ausstrahlung einen wertvollen Beitrag leistet.“