Leverkusen – „HET BOЙHE – Nein zum Krieg“, heißt es bei dieser weiteren Demonstration am Samstag auf dem Friedrich-Ebert-Platz, die vom Leverkusener Integrationsrat angemeldet wurde. Syrien, Irak, Jemen, Somalia, Sudan, Äthiopien und jetzt auch noch die Ukraine: Angesichts dieser Namen wollen viele ihre Fassungslosigkeit darüber zum Ausdruck bringen, dass die Menschheit aus Krieg, Gewalt und Leid offenbar immer noch nicht gelernt habe, sagt Redner Sam Kofi Nyantakyi.
Er beginnt mit einem Zita. Schon John F. Kennedy habe ge-sagt: „Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzten, oder der Krieg setzt der Menschheit ein Ende.“ Viele der rund 100 Teil-nehmerinnen und Teilnehmer sind persönlich sehr getroffen und betroffen von den Geschehnissen der letzten Tage.
Telefonate mit Angehörigen
Unter anderem auch die in der Ukraine geborene Leverkusener Künstlerin Elena Büchel. Sie berichtet in ihrer Rede zutiefst gerührt und berührend von Telefonaten mit ihren Angehörigen vor Ort: „Sie haben sich inzwischen in den Keller zurückgezogen. Sie leben auf der Route, die die Panzer aus Belarus Richtung Kiew neh-men. Sie sehen dabei zu, wie sie immer weiter von Norden nach Süden ins Land rollen.“
Noch einmal betont sie: „Immer weiter und weiter.“ Viele sind mit ihrer Familie und ihren Kindern zur Demo gekommen und zeigen sich berührt von dieser Vorstellung.
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Nicht nur Spenden helfen
Noch in der Sowjetunion ist Bella Buchner geboren, ihr Ehemann ist Ukrainer. Sie versucht den großen ganzen Zusammenhang zu sehen: „Leute denkt auch mal selber nach, was ihr tun könnt!“ Ehe man hierzulande vom Gas Russlands abhängig werde, sollte man lieber anfangen, es zu sparen, falls woanders nicht genug zu bekommen sei.
Und auch sonst hat Bella Buchner eine klare Vorstellung davon, was jede und jeder ganz konkret tun könne, um jetzt zu helfen: Es ginge nicht mal nur ums Spenden. Es helfe beispielsweise auch schon, jetzt keine Falschnachrichten zu verbreiten.
Nyke Slawik (Grüne) warnt
„Wir dürfen Putin mit keinen Käufen mehr unterstützen. Jede Solarzelle und jedes Windrad, das jetzt ans Netz geht, bringt uns Unabhängigkeit“, gibt die Grüne Bundestagsabgeordnete Nyke Slawik ihr recht. Besonders die Meldung, dass Russland nach Angaben des Kreml offen für Friedensverhandlungen sei, müsse man mehr als kritisch betrachten: „Das ist eine reine Illusion.“ Nyantakyi ergänzt: „Krieg war nie eine Lösung und wird es auch nie sein.“
Mit einer neuen Lautsprecheranlage, die die Menge wesentlich besser zu beschallen vermag als das noch am Vortag der Fall gewesen ist, startet er einen Sprechchor vor dem Rathaus: „Nie wieder Krieg! Nie wieder Krieg! Nie wieder Krieg!“
Manche betreiben Parteipolitik
Nachdem dann der erste Redebeitrag einer Vertreterin der Marxitisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD) ausgebuht worden ist, der nicht nur wegen chronischen Gegenfragen und Themenwechseln nach hinten los geht, versucht Gottfried Schweitzer nochmal sein Glück. Er trifft mit seiner Haltung dann mehr die Meinung seines Publikums: „Ich finde alle Truppen dieser Welt sollten in den Ländern bleiben, wo sie herkommen. Keiner muss Super-Weltpolizei spielen.“
Trotz allem wird dadurch auch bei dieser Demo wieder deutlich: Hier nutzen einzelne Akteure und Akteurinnen den Krieg in der Ukraine als thematisches Sprungbrett, um ihre Parteipolitik zu betreiben.
Flüchtende werden kommen
Nachdem OB Uwe Richrath am Vortag bereits gefordert hatte, Geflüchtete aus der Ukraine aufzunehmen, rechnen viele der hier Anwesenden fest mit einer großen Zahl an Menschen, die nun aus der Ukraine nach Deutschland kommen werden. Einige berichten sogar, dass sie bereits private Notunterkünfte bei der „Initiative Gastfreundschaft Ukraine“ online registriert haben. Ilias Emmanouel von den Jusos, dessen Familie früher schon einmal Ukrainer aufgenommen hat, appelliert eindringlich: „Engagiert euch jetzt in der Flüchtlingshilfe!“