Leverkusen – Da lag es nun im Rat vor, das Angebot des Museumsvereins Morsbroich, binnen anderthalb Jahren ein dauerhaft tragfähiges Konzept für Schloss Morsbroich und sein Museum zu entwickeln, mit persönlichem und finanziellem Einsatz des Vereins, dafür aber vorerst unabhängig von politischer Einflussnahme.
Der Stadtrat tut sich schwer
Und der Stadtrat? Tat sich schwer damit, die Offerte der engagierten Honoratioren anzunehmen und spontan zuzusagen. Denn erst in der vergangenen Woche war den Ratsfraktionen der Vorschlag über Oberbürgermeister Uwe Richrath zugegangen. So hielt dann der Vorwand her, man habe sich in den Fraktionen nicht beraten können, und so viel Demokratie müsse ja wohl schon noch sein.
Es waren gerade die Kulturpolitiker in den Reihen des Rates, die auf der Bremse standen und darauf achteten, dass sie hier nichts ihrem Einfluss entzöge. Dass Richrath betonte, er werde regelmäßig von der geplanten Projektgruppe aus Vereinsvertretern und externen Fachkräften unterrichtet und seinerseits wieder im Kulturausschuss berichten, schien ihnen nicht auszureichen.
Sowohl Bernhard Marewski (CDU) als auch Roswitha Arnold (Grüne) forderten eine Vertagung der Entscheidung in die nächste Ratssitzung Ende August. Sie habe sich „unendlich gefreut“ über dieses Engagement fürs Museum, beteuerte Arnold. Das Gutachten der Wirtschaftsprüfer, die für eine Einsparung im Kulturhaushalt in Millionenhöhe das Museum als effektivsten Ansatz für Kürzungen identifiziert hatten, sei nicht umsetzungsfähig.
Dem Leverkusener Kulturbereich droht der Kahlschlag
Der Kulturetat werde den Kernhaushalt nicht retten und Kürzungen in der Kultur lehne sie komplett ab, betonte die Kulturausschussvorsitzende mit einigem Pathos: „Dem Leverkusener Kulturbereich droht der Kahlschlag. Das machen wir nicht mit!“ „Das ist doch Quatsch“, hielt Erhard Schoofs (Bürgerliste) dagegen und erinnerte daran, dass Arnold mit ihren Grünen zugestimmt habe, als der frühere Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn (CDU) eine jährliche Millionenkürzung bei der Kultur für die Gütergleisverlegung in Opladen aushandelte. Aus allen möglichen sozialen Bereichen sei in Leverkusen das Geld rausgepresst worden, nur das Museum solle unantastbar sein? „Hier wird nicht ehrlich diskutiert.“
CDU-Fraktionsvorsitzender Thomas Eimermacher warnte vor Stimmungsmache. Es sei sehr bedauerlich, dass am Wochenende Briefe kursierten, in denen Mitglieder des Museumsvereins regelrecht diffamiert und verunglimpft worden seien. Dass dieser Verein jährlich sechsstellige Summen für das Museum spende, sei von den Gutachtern der KPMG in deren Bericht nicht einmal erwähnt worden.
Anders als OB Richrath, der für eine Atempause geworben hatte, um zwischenzeitlich keine Fakten zu schaffen, während der Museumsverein noch Lösungen suche, lehnte Eimermacher wie auch andere Ratsmitglieder eine Denkpause für den Kulturbereich ab. Abseits vom Schloss und seinem Museum gebe es noch viel zu diskutieren.
Bisher kamen keine brauchbaren Vorschläge zustande
Heike Bunde (SPD), die das „einmalige bürgerschaftliche Engagement“ bei diesem „sehr ambitionierten Projekt“ lobte, forderte gleichwohl ein, dies müsse sich am Ende in ein Gesamtkonzept für den Eigenbetrieb Kulturstadt Leverkusen einfügen. Nach der betriebswirtschaftlichen Betrachtung durch die externen Gutachter sei eine kulturfachliche Diskussion erforderlich, denn bisher seien keine brauchbaren Vorschläge auf den Tisch gekommen.
Während Markus Pott (Opladen plus) Bedenken hatte, den Museumsverein über ein Jahr lang alleine walten zu lassen, begrüßte Erhard Schoofs (Bürgerliste) das Vereinsangebot, dem er eine Chance geben wolle. Zugleich sei er aber skeptisch, dass die wirklich erforderlichen Einsparungen auf diesem Wege erzielt werden könnten. „Wenn das scheitern sollte, müsse wir trotzdem am Ende zum Schwure kommen.“
Von einer Vertagung über das Vereinsangebot wollte er so wenig wissen wie Monika Ballin-Meyer-Ahrens (FDP), die sich über das Angebot freute, externen Sachverstand nutzen zu können. Ob eine Vertagung der Ratsentscheidung auf Ende August sich schädlich auswirken würde? Vereinsvorsitzender Gottfried Zaby verwies im Rat auf den „ziemlich engen Zeitplan“, den man sich gesetzt habe.
Nach den Sommerferien soll eine Entscheidung her
Wenn zwei Monate später der Startschuss erfolge, dann liege das Ergebnis auch zwei Monate später vor. Gegen die Stimmen des Oberbürgermeisters, der FDP und der Bürgerliste wurde die Vertagung beschlossen. Nach den Sommerferien soll also entscheiden werden, ob der Museumsverein eine Chance für sein Rettungsangebot bekommt.
Ob es dann noch steht, ist eine andere Sache. Vor den Türen des Ratssaals echauffierte sich Museumsvereins-Vorstandsmitglied Manfred Hüttemann lautstark über diese Behandlung: „Dann war’s das. Dann bin ich jetzt raus!“