- Am Samstagabend lud die „Kultur-Stadt-Lev“ (KSL) zur Gala im Forum.
- Die Veranstaltung wurde ihrem Rahmen allerdings alles andere als gerecht. Vielmehr geriet sie zu einer Farce.
- Am Ende fehlten Verve, Charme und Tiefgang.
Leverkusen – Der Anlass gab eigentlich alles her: Nicht nur die gute Stube Leverkusens, sondern vielmehr eines der architektonisch und konzeptionell herausragenden Kulturhäuser des Landes wurde ein halbes Jahrhundert alt. Als das Forum im September 1969 eröffnet wurde, existierte schließlich kein vergleichbarer Bau weit und breit, in dem sich gleich mehrere Kultureinrichtungen und Begegnungsstätten – Musik- und Theaterbühne, Volkshochschule, Kommunales Kino, Restaurant – befanden. Und das alles auch noch gewandet in ein ausgetüfteltes Sechseckmuster, dem Studenten der Architektur und Kunstgeschichte noch heute mit Besuchen Rechnung tragen.
Indes: Die Gala der das Forum betreibenden „Kultur-Stadt-Lev“ (KSL), mit der dieses Jubiläum nun begangen werden sollte, geriet zur Farce. Weil sie sich recht schnell als eine Veranstaltung ohne Verve, Charme und Tiefgang entpuppte. Was es dagegen reichlich gab: Langeweile und verpasste Chancen.
Moderator stößt an seine Grenzen
Einen ganzen Abend inmitten eines allzu aufgesetzten 1970er-Jahre-Vintage-Interieurs mit „Ahoi-Brause“-Tütchen, Talkrunde und Improvisationstheater zu bestreiten, funktioniert eben nur dann, wenn die Protagonisten entsprechend gut sind. Moderator Oli Materlik aber gelang es kaum, die verschiedenen Gesprächspartner, die da während dreier Fragerunden vor ihm Platz nahmen, wirklich interessant und vor allem relevant in Szene zu setzen. Natürlich: Das ausgesuchte und geladene Personal war mit dem Planer des Forums, mit ehemaligen technischen Leitern, mit Leverkusener Künstlern und politisch Aktiven durchaus sinnvoll ausgesucht.
Es fehlten allerdings schlichtweg die richtigen Fragen. Weswegen letztlich die Vollprofis Wilfried Schmickler, Henning Krautmacher und Ralf Schmitz – also bundesweit bekannte Kabarett-, Comedy- und Musikstars dieser Stadt –, herhalten und mit bewundernswerter Gelassenheit und Souveränität für die wenigen Höhepunkte sorgen mussten.
Krautmacher sorgt für Lacher
Schmickler etwa, der alte Hitdorfer Revoluzzer, offenbarte, dass das Forum Anfang der 70er Jahre ihm und seinen politisch interessierten Kumpels als „Kulturtempel der Bourgeoisie“ und „Vorhof zur Hölle“ galt. Das war mustergültiger Humor. Und das war hoch amüsant. So wie man das von einem Typen seines Kalibers gewohnt ist.
Ebenso wie von Krautmacher: Seine Anekdötchen rund um jenes Haus, in dem er selber bereits lange vor der Höhner-Zeit als Jungspund-Musiker aufgetreten war, ließen aufhorchen und lachen. All diese dankenswerten Intermezzi der Spannung waren die gute Miene der erfahrener Bühnen-Haudegen zum schlechten Spiel.
Harmlose Plauderei regierte
Abseits davon wurde es dann beklagenswert: Der Forums-Architekt Ulrich S. von Altenstadt hätte alleine wesentlich mehr Aufmerksamkeit bekommen müssen. Die Aneinanderreihung kulturpolitischer Floskeln seitens der politischen Akteure und Verwaltungsmitarbeiter gehört vielleicht in Ausschuss- und Ratssitzungen, nicht aber auf die Bühne einer solchen Gala. Es sei denn, der Moderator wird unbequem und hakt an brisanten Stellen nach. Materlik aber ist Comedian, kein Journalist. Das Ergebnis: Harmlose Plauderei regierte.
Zudem hätten ein paar kurze Beiträge in den Talkrunden-Pausen seitens Schmicklers oder Schmitz’ leicht für ein ungleich höheres Amüsement gesorgt als die gespielten Szenen der Darsteller von der Improtheatertruppe Frizzles. Die hatten damit zu kämpfen, auf einer Bühne weitab des Publikums stehen und einen Saal bespaßen zu müssen, der sich als zwei Nummern zu groß erwies. So blickte man immer wieder auf Besucher, die: mit den Augen rollten. Gähnten. Den Kopf schüttelten. Gen Sechseck-Decke schauten. Und die für all das auch noch Geld bezahlt hatten.
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Letztlich trübte diese Gala als Dreh- und Angelpunkt des Feierwochenendes die mitunter hervorragenden Darbietungen, die es drumherum gab: den Auftritt der faszinierenden Tanztheater-Compagnie De Circo aus Barcelona etwa, die mit ihrer Jonglage und wortwörtlichen Kulissen-Reiterei ungleich rasanter war als die Talkrunde. Und die Clownerie der belgischen Compagnie Krak im Studio, die sogar für eine Premiere im Forum sorgte: Erstmals stand ein Wohnwagen auf der Theaterbühne. So etwas ist: vergleichsweise aufregend.