Millionen von Euros und viel Versiegelung ließen sich sparen, wenn der halbe Westring zum Radweg würde, meint der ADFC.
MobilitätLeverkusener ADFC will halben vierspurigen Westring zum Radweg umbauen
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Der halbe Westring bietet sich für einen Abschnitt der Rad-Route nach Monheim an, findet der ADFC-Vorsitzende Kurt Krefft.
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Ließe sich eine weitere drohende große neue Versiegelung in der Stadt verhindern, und zwar ohne jeden Nachteil, sogar mit finanziellem Gewinn? Der ADFC (Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club) sagt ja, aber es bräuchte den Einsatz und Mut in Verwaltungen.
Es geht um die beschlossene Rad-Komfortroute zwischen Monheim und Wiesdorf. Dort hat man sich schon darauf festgelegt, dass sie auf einem der längsten Abschnitte zwischen der Olof-Palme-Straße und Rheindorf auf dem Dhünn-Deich parallel zum Bendenweg verlaufen soll. Das ist landschaftlich vielleicht schön, aber man müsste dafür den Deich erheblich verbreitern, weil der fast zwei Kilometer lange Radweg auf dem Deich viel zu schmal ist.
Leverkusener ADFC hält den Radweg auf dem Westring für möglich
Der ADFC-Vorsitzende Kurt Krefft ist mal wieder sauer über die Planungen der Stadt: „Einen Deich zu verbreitern, dauert mit allen Genehmigungen mindestens 30 Jahre, das wäre fatal, dann kommt die ganze Route nicht“. Außerdem müsste man den langen Radweg auf dem Deich um etwa 1,3 Meter verbreitern, eine Neuversiegelung von 2000 Quadratmetern. Laut Krefft ließe sich das verhindern.
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Die Rad-Komfort-Route soll nach Meinung der Verwaltung auf dem Deich an der Dhünn verlaufen. Dafür müsste die Deichkrone und damit der gesamte Deich verbreitet werden.
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Der ADFC hat eine andere Idee und will den halben Westring zum Radweg machen. Die zwei Asphaltbänder sind in der Mitte durch einen Grünstreifen getrennt. Der ADFC schlägt vor, die zwei Spuren als Radweg umzuwidmen, die auf der Seite zur Dhünn hin liegen. Die Rad-Komfortroute soll keine Route für Touristen sein, sondern eine vernünftige Möglichkeit, um mit dem Rad schnell zur Arbeit und zum Einkaufen oder zur Schule fahren zu können.
Leverkusen: Keine neue Versiegelung
Würde man den Westring umwidmen, müsste nichts neu versiegelt werden, sagt Krefft, denn die Spuren, die dann von Fahrrädern genutzt würden, seien viel breiter, als es die Vorschriften für die Komfortroute vorgeben. Der Asphaltstreifen sei so breit, sagt Krefft, dass die Stadt sogar noch am Rand etwas entsiegeln könnte – wenn sie wollte und wenn sie denn das Thema Westring nur in Angriff nehmen wollte.
Ein ganz wichtiges Argument: Die Wupperbrücke würde für alle reichen, für Radweg und Straße. Laut Planung der Stadt müsste für den Radweg eine eigene Brücke gebaut werden, sollte er auf dem Dhünn-Deich verwirklicht werden. Krefft: „Die gesamte Rad-Komfortroute soll acht Millionen Euro kosten, diese eigene Fahrrad-Wupperbrücke würde davon die Hälfte verschlingen.“ Krefft hatte die ADFC-Idee in einer internen Sitzung zur Rad-Pendlerroute im Rathaus vorgebracht. „Da haben alle geschwiegen“, bis heute sei keine Reaktion gekommen.
Für die Leverkusener Stadtverwaltung ist das alles nicht machbar. Auf Anfrage teilt ein Sprecher mit: „Die Idee musste verworfen werden, weil der Westring Ausweichstrecke für die Autobahn ist und dort nicht dauerhaft eine Fahrspur für den Autoverkehr gesperrt werden kann. Grundsätzlich ist zudem Straßen NRW Baulastträger.“
Als Krefft das hört, treten dem ADFC-Vorsitzenden Schweißperlen auf die Stirn. Er sagt: „Bei der Ausrede Ausweichstrecke kann ich nur lachen, das ist kein Argument. Die Ausweichstrecke für die A 59 ist doch nur zwischen dem Kreisel am Entsorgungszentrum und der Rheindorfer Straße vierspurig.“ Ansonsten bestünde die Ausweichstrecke aus ganz normalen zweispurigen Straßen. Andere Autobahn-Ausweichstrecken seien auch nur zweispurig, zum Beispiel die ehemalige B51 zwischen Schlebusch und Burscheid. Und dass die Straße dem Land NRW gehört, ließe sich mit etwas gutem Willen und Einsatz sicher ändern: „Sie müssten die Fahrrad-Spur dann ja nicht mehr unterhalten, auch Straßen NRW könnte so Geld sparen.“
Der ADFC-Vorsitzende, steht beim Fototermin am Westring und macht ein enttäuschtes Gesicht: „Manchmal kommt es mir vor, als ob in der Leverkusener Verwaltung aktiv am Misslingen der Verkehrswende gearbeitet wird.“ Man müsse sich nur ansehen, was in anderen Städten in den vergangenen Jahren alles verwirklicht worden sei.