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LeverkusenAn der Autobahn wird der Mutzbach zum Schmutzbach

Lesezeit 4 Minuten
Der Mutzbach fließt auch durch die Werferanlage im Kurtekotten.

Der Mutzbach fließt auch durch die Werferanlage im Kurtekotten.

Eine Untersuchung ergabe, dass der Teich am Lindenhof als Rückhaltebecken genutzt werden könnte.

Der Name Mutzbach klingt irgendwie harmlos, fast putzig, aber vor drei Jahren beim Hochwasser hat er gezeigt, dass er auch eine ganz andere Seite hat. Die SPD im Stadtbezirk I (Manfort, Wies-, Rhein- und Hitdorf) interessiert sich für den Bach und hat von der Verwaltung ein paar Auskünfte eingefordert, schließlich hat das im Nomalfall kleine Gewässer im Lindenhof einen Millionenschaden angerichtet, der noch immer nicht vollständig behoben ist.

Zwar hat die Stadtverwaltung am Jugendzentrum einige Vorkehrungen getroffen, man will hochwasserfeste Fenster einbauen und hat eine Mauer gegen Fluten hochgezogen, Fakt ist aber: Ein ähnliches Regenereignis hätte heute eine ähnliche Überschwemmung zur Folge.

Der Weiher am Lindenhof ist nach wie vor bei Hochwasser gefährdet, überzulaufen. Foto: Ralf Krieger

Der Ablauf des Mutzbachs am Weiher am Lindenhof.

Alles zum Thema Hochwasser, Überschwemmung und Flut

Im Juli 2021 flutete der gut 15 Kilometer lange Mutzbach auf seinem Weg Richtung Dhünn große Teile von Köln-Dünnwald, insbesondere die Siedlung Haan bis zur Leuchterstraße. Nicht nur Keller liefen voll. Am Lindenhof in Manfort staute er sich.

Durch den Ablauf können aus der Teichanlage maximal 413 Liter in der Sekunde durch ein vergittertes Loch in das Rohr abfließen, berichtet die Verwaltung in ihrer Antwort. Wenn sich aber Äste vor das Rohr setzen, kann dort entsprechend viel weniger Wasser ablaufen. 413 Liter sind nicht viel, die entsprechen einem zehnjährlichen Hochwasser, schreibt die Verwaltung. Dennoch bestehe kein Sanierungsbedarf, auch der Abfluss soll nicht vergrößert werden. Das Abflussgitter reinigen die TBL (Technische Betriebe Leverkusen) einmal in der Woche.

Vom Lindenhof fließt der Mutzbach in nördlicher Richtung auf den letzten Kilometern bis zur Dhünn im Rohr weiter: Erst zum Manforter Hof, dann unterm Konrad-Adenauer-Platz, über die Bismarckstraße und die Straße Am Stadtpark. Schließlich endet sein Rohr hinterm Stadtpark in der Dhünn.

Aber der Bachlauf wurde laut Verwaltungsantwort 1964, also vor 60 Jahren, erheblich verändert. Früher, also vor 1912 floss der Mutzbach noch dort entlang, wo sich heute der Hindenburgpark befindet, also mehrere Hundert Meter weiter westlich.

Schon als die Farbenfabriken Bayer 1912 einen Bebauungsplan für die drei geplanten Straßen der Eigenheim-Kolonie ausschrieben, wurde auf die Notwendigkeit hingewiesen, das sumpfige Gebiet aufzufüllen und eine Abflussmöglichkeit durch einen Kanal mit Richtung zur Dhünn zu schaffen. Wann genau der Mutzbach verrohrt wurde, ist unklar. Auf einer Karte von 1926 ist er noch eingezeichnet.

Der Weiher am Lindenhof ist nach wie vor bei Hochwasser gefährdet, überzulaufen. Foto: Ralf Krieger

Der Weiher am Lindenhof: Nach wie vor besteht bei Starkregen Gefahr.

Das alte Rohr unterm Park ist vorhanden, es wird heute als Regenwasserkanal genutzt, schreibt die Verwaltung.

Der Hindenburgpark mit einem alten Eichenbestand ist eine der "grünen Lungen" in der Leverkusener Innenstadt.

Der Hindenburgpark mit einem alten Eichenbestand ist eine Senke, eine der 'grünen Lungen' in der Leverkusener Innenstadt.

Die Idee, den Mutzbach wieder durch den Park fließen zu lassen und das Rohr zu öffnen, hat Charme, zumal sich der historische Bayer-Park bald in städtischer Hand befinden dürfte. Der Park hätte dann einen Bach, das Stadtklima in der Kolonie würde verbessert, der tief liegende Park könnte in der nächsten Regenkatastrophe womöglich als sicheres Überschwemmungsgebiet dienen.

Zurück zum Lindenhof-Teich: Im Sinne des Hochwasserschutzes prüft der Wupperverband derzeit, ob der Teich umgebaut werden kann. Wenn der Wasserspiegel abgesenkt werden kann, schafft man einen Rückhalteraum für Starkregen.

Der Weiher am Lindenhof ist nach wie vor bei Hochwasser gefährdet, überzulaufen. Foto: Ralf Krieger

Wenns regnet, läuft hier das ungefilterte Wasser von der Autobahn 3 in den Lindenhof-Teich.

Der Mutzbach muss im Verlauf von Odenthal bis Manfort bei Starkregen nicht nur viel Wasser aus den versiegelten Siedlungen am Oberlauf aufnehmen, auf seinem letzten Kilometer vor der Dhünn wird der Mutzbach zum Schmutzbach. Denn er dient als Abwasserkanal für die Autobahn 3: Von dort fließt bei Regen ungeklärtes Abwasser, mit Ölresten und Reifenabrieb, direkt in den Bach und in den Teich hinterm Lindenhof. Das ist vollkommen legal, weil es so im Planfeststellungsbeschluss von 1966 steht. Dass sich seit der Genehmigung die Verkehrszahlen vervielfacht haben, spielt keine Rolle. Sollte der Autobahn-3-Ausbau kommen, wäre mit der ungefilterten Direkteinleitung Schluss, dann muss die Autobahn GmbH in der Nähe große Becken bauen.

Weil sich die Stadtverwaltung mit TBL, Wupperverband und Autobahn GmbH in der Sache auseinandersetzen müsse, könne man noch nichts Konkretes berichten, heißt es aus dem Rathaus. Sobald Ergebnisse zu den Teichen vorliegen, will man berichten.


Der Verlauf des Baches

Der Mutzbach mündet in die Dhünn. Foto: Ralf Krieger

Das Ende des geplagten und in Rohre gezwängten, trüben Bächleins: die Mündung in die Dhünn ist unscheinbar.

Der Mutzbach fließt einmal um den Leverkusener Südosten herum: Er entspringt in Odenthal Voiswinkel und fließt durch Paffrath, Schildgen, das Waldbad in Dünnwald, unterquert in Höhe von Köln-Stammheim die A3. Er entwässert 25 Quadratkilometer. Die letzten oberirdischen Meter geht es durch den Kurtekotten, unter dem Willy-Brandt-Ring hindurch zum Lindenhofteich. Am Ablauf verschwindet er für die letzten 1,3 Kilometer bis zur Dhünn in einem Rohr mit einem Meter Durchmesser.