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BielertkircheWieso die Opladener Gemeinde Zukunftspläne trotz viel Fluthilfe überarbeitet

Lesezeit 4 Minuten
Die Bielertkirche in Opladen

Die Bielertkirche in Opladen ist weiterhin zum größten Teil eingerüstet.

NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach brachte frohe Kunde mit nach Opladen. Trotz des Landesgeldes steht die Gemeinde vor einem Problem.

Die Erleichterung über die Zusage von mehreren Millionen Euro Fluthilfe war der Presbyteriumsvorsitzenden Gunda Lakaschus-Lohrenz am Donnerstag anzumerken. „Wir sind sehr, sehr froh, dass Sie da sind und dass Sie Geld mitbringen“, sagte Lakaschus-Lohrenz geradeheraus in Richtung der nordrhein-westfälischen Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) im Veranstaltungssaal des Gemeindehauses der Bielertkirche in Opladen. Und füge unumwunden hinzu: „Wenn das nicht so wäre, würden wir am Fliegenfänger hängen.“

Scharrenbach hatte am Reformationstag tatsächlich frohe Kunde und die Zusage über viel Geld aus dem NRW-Topf für die Beseitigung von Schäden des verheerenden Hochwassers vom 15. Juli 2021 dabei: Über knapp 4,138 Millionen Euro lautet die Finanzhilfe des Landes.

Kostensteigerungen bei Sanierung der Bielertkirche

Die Ministerin, die nicht zum ersten Mal in die Bielertstraße gekommen war, betonte wie auch Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD), wie sehr sich gezeigt habe, dass die Menschen in der und rund um die evangelische Gemeinde in der Not nach Flut zusammengestanden, gemeinsam angepackt und damit den Beginn für etwas Neues gesetzt hätten. „Sie haben gemerkt, wie sehr die Kirche den Menschen am Herzen liegt“, sagte Scharrenbach.

Die Mitte 2022 begonnenen Flut-Sanierungsarbeiten an der Kirche sind inzwischen weiter fortgeschritten. Schon vor der Flut hatte die evangelische Gemeinde Opladen außerdem Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten an der in die Jahre gekommenen Backsteinfassade und dem schiefergedeckten Dach in Angriff genommen. Deren Kosten waren zunächst auf 4,1 Millionen Euro kalkuliert, sind aber inzwischen auf 4,75 Millionen Euro gestiegen.

Vier Männer und eine Frau halten ein Dokument in einer Baustelle

Bauministerin Ina Scharrenbach (2. v.l.) überbrachte der Presbyteriumsvorsitzenden Gunda Lakaschus-Lohrenz (M.) den Förderbescheid. Pfarrer Stephan Nösser (l.), Oberbürgermeister Uwe Richrath und Finanzkirchenvorstand Ulrich Kabelac freuen sich in der mit Gerüsten vollgestellten Kirche.

Der Kirchturm selbst ist inklusive des vergoldeten Wetterhahns von außen fertiggestellt. Das Wetterschutzdach über dem Gotteshaus ist abgebaut, die alten Fugen der Backsteine sämtlich entfernt und in kleinen Teilen auch schon erneuert. Aktuell sind Dachdecker dabei, das Dach neu zu verschiefern – eine anspruchsvolle Arbeit zum Beispiel rund um die kleinen Gauben, die das Dach des Kirchenschiffes zieren.

Innenraum der Bielertkirche wird ab Mitte 2025 neu gestaltet

Der Innenraum der Kirche, der im Juli 2021 bis zu den Altarstufen von Wasser und Schlamm geflutet war, ist weiterhin bis hoch in den Turm hinein vollgestellt mit Gerüsten. Immerhin gibt es auch hier Fortschritt zu vermelden: „Die Asbestsanierung des Decken- und Wandputzes ist beendet“, wusste Sabine Kabatnick, Architektin im Verwaltungsamt des Leverkusener Kirchenkreises, zu berichten. Das freut die Gemeindemitglieder, denn es bedeutet, dass die Stadt ihr amtliches Betretungsverbot für die Kirche aufgehoben hat und das Gebäude wieder begangen werden darf.

Wie es weitergeht, skizzierte Roland Wruck, stellvertretender Kirchbaumeister der Gemeinde: Mitte 2025 kann mit der Gestaltung des Innenraums begonnen werden. Wie der aussehen wird, dazu hatte die Gemeinde im vergangenen Jahr einen Architektenwettbewerb veranstaltet. Als Sieger ging daraus ein Bonner Büro hervor, das für die Kirche einen zentral angeordneten Altar vorsieht, um den herum sich von allen Seiten Stuhlreihen gruppieren sollen. Wie die Stühle finanziert werden, ist aber nur eine von vielen offenen Fragen. Da kommt der Förderverein der Kirche ins Spiel. Antje Herrmann erklärte für den Verein, man habe sich zum Ziel gesetzt, einzelne Projekte der Sanierung, wie eben die Bestuhlung oder auch die Vergoldung des Wetterhahns aus Spenden zu finanzieren.

Das Gemeindehaus an der Bielertstraße in Opladen

Das Gemeindehaus an der Bielertstraße in Opladen.

Mit Blick auf die – schmaler werdenden – Finanzen musste die Gemeinde auch ihr Ein-Standort-Konzept für das Areal der Bielertkirche überdenken. „Durch das Minus bei der Kirchensteuerzuweisung in Höhe von 20 Prozent haben wir Mindereinnahmen von mehreren Hunderttausend Euro“, erläuterte Finanzkirchenvorstand Ulrich Kabelac. „Der Plan war, etwas neu zu bauen. Das müssen wir auf seine Machbarkeit prüfen.“ Damit ist der Neubau gemeint, der sich von der hinteren Seite des Gemeindehauses über den Parkplatz in Richtung Kirche erstrecken sollte. Der kommt nun erst einmal nicht.

Der Plan war, etwas neu zu bauen. Das müssen wir auf seine Machbarkeit prüfen.
Ulrich Kabelac, Finanzkirchenvorstand der evangelischen Kirche Opladen

Man bleibe aber beim Ein-Standort-Konzept, betonte Lakaschus-Lohrenz, bei dem rund um die Bielertkirche das neue Zentrum evangelischen Lebens in Opladen entstehen soll. „Es steht nicht in Frage, dass wir auch Quettingen aufgeben“, so die Presbyteriumsvorsitzende. Einstweilen feiern die Opladener Protestanten dort aber weiterhin ihre Gottesdienste, denn die Kirche an der Kolberger/Ecke Jakobistraße ist die einzig nutzbare für sie. Die Schlüssel für die bereits aufgegebene Kirche in Lützenkirchen hat die Gemeinde am Dienstag, 29. Oktober, an die neuen Eigentümer übergeben: die HKM-Stiftung von Heike und Klaus Müller.

Und wann der erste Gottesdienst nach der Sanierung an der Bielertstraße gefeiert wird, dazu hat sich die Gemeinde ein festes Datum gesetzt: Zum Reformationstag 2026 soll der Innenraum fertiggestellt sein. Das ist auch in etwa der 150. Geburtstag der am 6. September 1876 geweihten Kirche. Ob das klappt, in 15,16 Monaten Bauzeit? „Wir haben fest vor zu feiern. Der Zustand ist dann der, der er ist“, so die Presbyteriumsvorsitzende.