Leverkusen – Gerade erst hat die Energieversorgung Leverkusen (EVL) ihre Preise für die Endkunden erhöht – für Strom seit dem 1. August, für Erdgas ab dem 1. Oktober – da zeichnen sich bereits die nächsten Tariferhöhungen ab. „Es ist eine absolute Katastrophe“, so drückte es Thomas Eimermacher im Finanzausschuss der Stadt Leverkusen am Montagabend aus.
Rasant steigende Energiepreise schlagen durch
Der kaufmännische Geschäftsführer der EVL trug den Rechenschaftsbericht für sein Unternehmen vor, das jeweils zur Hälfte der Stadt Leverkusen und der Rheinenergie AG Köln gehört. Und er wagte einen vorsichtigen, nicht eben optimistisch stimmenden Ausblick in die Zukunft.
Die infolge des Krieges in der Ukraine rasant steigenden Energiepreise schlagen durch und werden in Kürze alle Haushalte treffen, bestätigte Eimermacher nur, was jedem inzwischen bewusst sein dürfte. Im November werde die von der Bundesregierung beschlossene Gasumlage noch hinzukommen. Wieviel diese ausmachen werde, müsse die EVL bis Mitte September ihrer Kundschaft mitteilen – es gilt eine sechs Wochen lange Vorwarnfrist.
Er rechne inzwischen damit, dass die Tarife für Gas und auch Strom – der ja zu großen Teilen ebenfalls mit Gas hergestellt wird – bereits zum Jahreswechsel erneut angehoben werden müssen, so Eimermacher. Auch wenn die Rheinenergie Trading, die den Einkauf der Energie für die EVL tätigt, frühzeitig eingekauft habe.
EVL hat keine eigenen Gasspeicher
So habe sich der Preis für Erdgaslieferungen für ein ganzes Jahr, also bis Ende September 2023, inzwischen fast verdreifacht; Tendenz: weiter steigend. Über eigene Gasspeicher verfügt die EVL nicht, ist also abhängig von einer gleichmäßigen Lieferung.
Denn bräche die Gasversorgung auch nur in Teilen zusammen, wäre das wirklich eine Katastrophe, denn jeder einzelne Haushalt müsste von Arbeitstrupps in Handarbeit an der Zuleitung einzeln wieder ans Gasnetz angeschlossen werden. Ein kaum zu leistendes Unterfangen.
Wenn der Strom abgedreht wird
Wer seine Stromrechnung nicht pünktlich zahlt, dem drohen nach einer freundlichen Zahlungserinnerung und wiederholten Mahnungen sowie einem Angebot, die Schulden über ein halbes Jahr in Raten verteilt abzuzahlen, eine Stromsperre. Durchschnittlich 2000 Mal im Jahr kommt es in Leverkusen dazu, berichtete EVL-Geschäftsführer Thomas Eimermacher auf Nachfrage im städtischen Finanzausschuss.
Erfahrungsgemäß gehe es nach einer solchen Abschaltung dann fast immer ganz schnell. „In 95 Prozent der Fälle wird dann erstaunlicherweise innerhalb von einem oder zwei Tagen gezahlt“, so Eimermachers Erfahrung. Die EVL gehe mit diesem härtesten ihrer Druckmittel allerdings sehr verantwortungsbewusst und zurückhaltend um. Ganz auf eine Stromsperre zu verzichten, sei aber auch falsch, denn dann würden die Schulden der Säumigen ja auf alle anderen, korrekten Kunden umgelegt.
Im laufenden Jahr zeichnet sich aber ab, dass die Stromrechnungen disziplinierter bezahlt werden als in den Jahren zuvor. Nach der aktuellen Entwicklung rechne er in diesem Jahr mit etwa 400 Stromsperren, so Eimermacher. (ger)
Um den Bürgerinnen und Bürgern angesichts ihrer explodierenden Energiekosten zu helfen, hat die EVL gemeinsam mit der Wohnungsgesellschaft Leverkusen (WGL), der Sparkasse und weiteren Beteiligten eine Kampagne zum Energiesparen gestartet. Praktische Tipps für den Alltag sollen den Verbrauch effektiv zu senken helfen.
Die WGL hat unterdessen die Erfahrung gemacht, dass der Ernst der Lage vielen ihrer Mieterinnen und Mietern offensichtlich noch nicht bewusst geworden ist. Ihr Vorschlag, die Nebenkosten-Abschlagszahlungen im Hinblick auf die zu erwartenden Kostensteigerungen vorsorglich jetzt schon anzuheben, um die Höhe der Nachzahlungen in Grenzen zu halten, ist auf wenig Gegenliebe gestoßen. „Höhere Vorauszahlungen will kaum einer leisten“, berichtete Geschäftsführer Dieter Roeloffs im Ausschuss.