Die Frau aus Mathildenhof hat mit ihrem früheren Partner abgeschlossen. Auch die gemeinsame Tochter hält sie von ihm fern.
„Abgeklärter Typ“Ex-Frau des mutmaßlichen Leverkusener Missbrauchstäters sagt in Köln aus
Sie will mit ihrem Ex-Mann nichts mehr zu tun haben. Und die gemeinsame Tochter soll ihm auch nicht mehr zu nahe kommen, seit die Vorwürfe gegen ihn bekannt geworden sind. Johanna R. (Name geändert) hat wieder ihren Mädchennamen angenommen; ihre Tochter heißt auch nicht mehr wie der Vater. Die heute Zwölfjährige leidet unter dem Down-Syndrom, auch das ist eine schwere Prüfung für die Frau, die in Mathildenhof nur ein paar hundert Meter Luftlinie von ihrem früheren Mann entfernt wohnt.
Der steht seit voriger Woche vor dem Kölner Landgericht, unter anderem wegen der Verbreitung kinderpornografischen Materials. Über Jahre hatte er junge Mädchen im Netz angesprochen, sie dazu verleitet haben, ihm intime Bilder zu schicken. Um das zu bekommen, was er wollte, fantasierte er laut Anklage Bedrohungsszenarien herbei. Über 50 Fälle sind aufgeführt. Seine heutige Frau gilt als Mittäterin, ist ebenfalls angeklagt. Sie soll auch ihre Halbschwestern missbraucht haben. Videos davon machte der Mann, Jens U. (Name geändert).
Ein Typ, der immer Bescheid wusste
Bevor es am Mittwoch vor der 2. Großen Strafkammer des Kölner Landgerichts um sexuelle Dinge geht und die Öffentlichkeit ausgeschlossen wird, äußert sich die Ex-Frau über ihre Beziehung zu ihrem deutlich älteren Partner. Die währte doppelt so lange wie die vor neun Jahren geschiedene Ehe. Sie beschreibt den heute 46 Jahre alten Mann als sehr selbstbewussten Typen, der immer Bescheid wusste.
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Natürlich: Sie war erst 17, als sie den Computer-Spezialisten auf einem Kennenlern-Portal im Internet traf. „Heute bewertet man manches anders“, sagt sie. Aber aus ihrer Sicht war der Mann, den sie 2010 heiratete, ein psychisch stabiler Mensch. „Die ist top“, sagt sie über seine seelische Befindlichkeit. Der Mann sei sogar in Extremsituationen „total abgeklärt“: Nachdem sie vor Gericht das Umgangsverbot mit der gemeinsamen Tochter erstritten hatte, „hat er das einfach so hingenommen“.
Der Angeklagte zeichnet allerdings ein anderes Bild von sich. Als Nachzügler in einer Leverkusener Unternehmerfamilie habe er es schwer gehabt. Er sei sich immer wieder gemobbt vorgekommen. Und was Familiäres angeht: Die Erblindung und das Siechtum seiner Mutter habe ihn völlig aus der Bahn geworfen.
Auf dieses Thema angesprochen, sagt seine Ex-Frau: Das habe sie nicht so wahrgenommen. Dass Jens U. es in seiner Familie als Nesthäkchen schwer gehabt habe, kann sie in Grenzen bestätigen. Aber: Eine Cousine, die dort aufgenommen wurde, habe viel mehr gelitten. Auch von sexuellen Übergriffen sei gemunkelt worden. „Aber das hat damals niemand ernst genommen.“
Dabei habe sie selbst schon früh bemerkt, dass ihr Mann offenbar eine Schwäche für sehr junge Mädchen hat: In einem Griechenland-Urlaub sei er ganz vernarrt in eine Volleyball-Spielerin gewesen. „Die war damals so 15, 16“ – ihr Mann etwa doppelt so alt. Dass sich dahinter ein Abgrund auftun könnte, hat sie viel später erfahren.