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„atmoon“Förderpreisgewinnerin stellt in Leverkusen Kunst mit meditativem Effekt aus

Lesezeit 3 Minuten
Juliane Kuhn ( v.l., Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Kunsthochschule für Medien Köln), Tatiana Heuman (Preisträgerin des diesjährigen KHM-Förderpreises Kunst für FLINTA) und Thekla Zell (Kuratorin am Museum Morsbroich) gaben Einblicke in die Ausstellung und die Hintergründe des Förderpreises.

Juliane Kuhn ( v.l., Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Kunsthochschule für Medien Köln), Tatiana Heuman (Preisträgerin des diesjährigen KHM-Förderpreises Kunst für FLINTA) und Thekla Zell (Kuratorin am Museum Morsbroich) gaben Einblicke in die Ausstellung und die Hintergründe des Förderpreises.

Dass Kunst mehrere Sinne gleichzeitig ansprechen kann, können Interessierte im Museum Morsbroich erleben.

„Der Mensch braucht Stunden, wo er sich sammelt und in sich hineinlebt.“ Dieses Zitat von Albert Schweitzer könnte die Präambel der Ausstellung „atmoon“ von Tatiana Heuman sein, die am Freitag, 11. Oktober, im Museum Morsbroich eröffnet wird. Die in Buenos Aires geborene Künstlerin ist Preisträgerin des diesjährigen, sich an Frauen, sowie lesbische, intersexuelle, nicht-binäre, trans- und agender Personen (FLINTA*) richtenden Förderpreises der Kunsthochschule für Medien Köln. Ihre ausgestellten Klang-Video-Installationen laden zur Kontemplation und Reflexion über das Verhältnis von Mensch und Natur ein.

Ein kopfloser Körper hält in jeder Hand eine Ohrepithese. Zu einem meditativen Sound mit Komponenten des Meeresrauschens bewegt er sich im Rhythmus der Wellen. Langsam taucht er ein in die Fluten und wird eins mit dem Element Wasser. Am Ende der repetitiven Arbeit vervollständigt sich der Torso wieder: Die Künstlerin selbst lässt sich in der Brandung treiben. Diese ist eine von drei audiovisuellen Installationen, die auf der zweiten Etage des Museums in jeweils einem Raum auf die Besucher warten. Entwickelt hat die Preisträgerin die Exponate mit den Videokünstlerinnen Tati Cuoco und Alice Daneluzzo. Die Versöhnung mit der Natur sei ein wesentliches Motiv ihrer Kunst, erläutert Heuman.

Interdisziplinäre Kunst in Leverkusen

Die mittlerweile in Berlin lebende Absolventin der Kunsthochschule Köln hat im vergangenen Jahr ihr Studium der medialen Künste beendet. Sie arbeite gerne interdisziplinär, erklärt die Künstlerin. Hauptbestandteile ihres künstlerischen Wirkens seien dabei Audio- und Medienkunst sowie somatische Bewegungsforschung. Neben ihrer Tätigkeit als Musikerin und Komponistin richte sie zum Beispiel Veranstaltungen aus, bei denen Menschen zu ihrer Klangkunst schlafen könnten, um zu erfahren wie sich der Sound auf den Körper und die Träume auswirke.

Dass auch bei den Installationen der körperliche Aspekt zentral ist, wird schnell deutlich. In einem weiteren Video ist der durch langsames, hörbares Atmen sich immer wieder wölbende Rücken der Künstlerin zu sehen. „Je länger man darauf schaut, desto mehr kommt man in Einklang mit dem Rhythmus“, schildert Thekla Zell, Kuratorin am Museum Morsbroich, ihre persönlichen Eindrücke. Sie sei sehr glücklich darüber, „mal etwas anderes“ zeigen zu können, da zumeist eher klassisch bildende Kunst in dem Museum ausgestellt werde.

Förderpreis erleichtert den Einstieg in künstlerische Karriere

Seit 2020 vergebe das Museum Morsbroich in Kooperation mit dem Gleichstellungsabteilung der Kunsthochschule für Medien Köln den mit 1000 Euro dotierten Förderpreis für Nachwuchskünstlerinnen (FLINTA*), berichtet Thekla. Die Absolventinnen der Kunsthochschule Köln könnten sich jedes Jahr bewerben. Es sei „total wichtig“, dass die Künstlerinnen nach dem Studium durch dieses Projekt die Möglichkeit bekämen, wertvolle Erfahrungen bei eigenen Ausstellungen zu machen und sich zu vernetzen, betont Juliane Kuhn, die Referentin für Presse und Öffentlichkeitsarbeit an der KHM ist.

Die Ausrichtung der Kölner Kunsthochschule folge dem Prinzip: „Alles hat mit allem zu tun“, ordnet Kuhn ein. Aus diesem Grund gebe es auch keine Klassen. Jeder Studierende solle sich in jedem künstlerischen Bereich einmal ausprobieren können. Es könne gut sein, dass jemand mit Tonarbeiten beginne und sein Studium als Dokumentarfilmer abschließe, so Kuhn. Dies sei auch einer der Gründe gewesen, weshalb sie sich für die KHM entschieden habe, bestätigt Heuman lächelnd.


Vernissage am 11. Oktober

Die Ausstellung „atmoon“ kann von Freitag, 11. Oktober, bis Sonntag, 19. Januar 2025, im Museum Morsbroich, Gustav-Heinemann-Straße 80, besichtigt und erfahren werden. Die Eröffnung der Ausstellung findet um 18 Uhr bei freiem Eintritt zusammen mit der Eröffnung der Leverkusener Kunstnacht im Spiegelsaal des Museums statt. Um 21 Uhr spielt Tatiana Heuman ein „atmoon live set“. (jmö)