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Currenta-ExplosionLeverkusener Initiative will gegen die Verbrennung vorgehen

Lesezeit 3 Minuten
Der Explosion am 27. Juli 2021 in der Sondermüllverbrennung widmet sich jetzt eine Bürgerinitiative.

Der Explosion am 27. Juli 2021 in der Sondermüllverbrennung widmet sich jetzt eine Bürgerinitiative.

Der Wortführer der Initiative hat eine Klage wegen angeblich schlecht ausgerüsteter Arbeiter eingereicht.

Die Initiative heißt zwar „Gute Luft für Leverkusen – Schluss mit der Giftmüllverbrennung“, aber ganz klar konnte das Ziel, das man letztlich verfolgen will, noch nicht formuliert werden. Einigen Interessierten, die sich in der Kneipe Manforter Treff zum schon zweiten Treffen versammelt hatten, würde es reichen, wenn die Verbrennung irgendwie reduziert ablaufen könnte. Zum Beispiel hielte es der Ex-Gastronom Karlheinz Giesen aus Bürrig für ausreichend, wenn Currenta auf die flüssigen Lösemittel und die Tanklager verzichten würde. Andere in der Gruppe vertreten die extremere Ansicht, dass Chemieabfall-Verbrennung nah am Wohngebiet nicht akzeptabel sei. Die Anlage stillzulegen, müsse das Ziel sein.

Die Explosion in Currentas Tanklager im Entsorgungszentrum in Bürrig ist drei Jahre her. Dort hatte sich ein Stoff selbst erhitzt, daraufhin kam es zu der folgenschweren Explosion.

Die gut 15 Leute, die sich am Mittwochabend versammelt hatten, hörten interessiert, dass der Initiator Gottfried Schweitzer jetzt selbst eine Klage gegen Unbekannt bei der zuständigen Staatsanwaltschaft eingereicht hätte. Bei dieser Klage geht es nicht um die Umstände, die zur Explosion geführt haben, das Thema verfolgt die Dortmunder Staatsanwaltschaft sowieso. Schweitzer geht es um die Aufräumarbeiten.

Schaum liegt nach der Explosion am Boden.

Wie wurde nach dem Brand aufgeräumt?

Er will Informationen erhalten haben, denen nach eine Gruppe bulgarische Arbeiter nach der Explosion engagiert worden sei. Er habe erfahren, dass diese Männer angeblich nur mit Schutzeinrichtungen ausgerüstet gewesen seien, die wie FFP2-Masken ausgesehen hätten, weshalb für ihn der Vorwurf der fahrlässigen Körperverletzung im Raum steht.

So hätten sie den chemisch vermutlich stark verunreinigten Brandort aufgeräumt. Den Vorwurf hatte Schweitzer schon im Rahmen einer Bürgerversammlung aufgebracht. Currenta hatte dazu dem „Leverkusener Anzeiger“ auf Anfrage mitgeteilt, dass für alle die gleichen Sicherheitsregeln gegolten hätten.

Initiative will Verantwortliche anschreiben

Die Initiative will den Verantwortlichen auf die Nerven gehen. Oberbürgermeister Uwe Richrath habe auf einen Brief nicht ordentlich geantwortet, sagen sie. Er habe die Verantwortung für die Aufarbeitung an die Bezirksregierung weitergereicht. Die Bezirksregierung ist die Genehmigungsbehörde für die Currenta-Anlagen in Bürrig.

Den Oberbürgermeister will die Initiative nicht aus der Pflicht entlassen, auch Currenta will man anschreiben. Einige Bürriger berichteten davon, dass oft der Luftmesswagen der Firma im Stadtteil unterwegs sei, man wüsste gerne, was da gemessen werde.

Einigen sitzt der verlorene Kampf der Leverkusener gegen den riesigen Autobahn-Ausbau der Brücke noch in den Knochen. Mit dem Wunsch nach einem Tunnel sei man „gegen die Wand gefahren“, sagte eine Bürrigerin. Es werde wohl schwer, Leute zu motivieren.

Bekannte Kritiker der Sondermüllverbrennungsanlage waren nicht zum Treff gekommen. Das mag daran liegen, dass zuvor ein Flugblatt in Bürrig verteilt worden war, das von Gottfried Schweitzer unterzeichnet worden war. Er ist Mitglied bei der MLPD (Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands), eine Partei, die noch ein Zentralkomitee hat. Allerdings beschwor er, dass er die Parteipolitik aus der Initiative heraushalten werde, die solle ihre Entscheidungen streng basisdemokratisch fällen.