Auch in Leverkusen gingen Anfang des Jahres Tausende auf die Straße gegen einen Rechtsruck und für Demokratie.
JahresrückblickGroße Demos verteidigen internationales und feiern buntes Leverkusen
Die größte Demonstration seit Jahren erlebt die Stadt am Montag, 29. Januar. Zuerst die Jugend-Organisationen von SPD, FDP und Grünen, und dann zahlreiche weitere Institutionen und Organisationen in der Stadt hatten unter dem Motto „Gegen den Rechtsruck und die AfD – Demokratie stärken“ zu der Demonstration auf dem Platz vor dem Rathaus aufgerufen.
Anfangs rechneten die jungen Organisatoren mit vielleicht 200 Teilnehmern und korrigierten diese Zahl als Anmelder der Veranstaltung später auf 700 nach oben. Es werden dreieinhalbmal so viele. Etwa 2500 Menschen füllen den Platz in Wiesdorf restlos und machen klar: „Unsere Farbenstadt bleibt bunt!“ Anlass für den Aufruf, gegen Rechtsextremismus auf die Straße zu gehen, waren die Enthüllungen des Recherche-Netzwerks Correctiv über ein Rechtsextremisten-Treffen in Potsdam im November 2023, bei dem Pläne zur massenhaften Ausweisung von Migrantinnen und Migranten aus Deutschland debattiert wurden. Nach dem Enthüllungsbericht kommt es in vielen Dutzend Städten Deutschlands zu Demonstrationen gegen Rechtsextremisten.
Auf dem Rathausvorplatz spricht unter anderem Kofi Sam Nyantakyi, der Vorsitzende des Integrationsrats, zur Menschenmenge. „Das, was ich hier sehe, erfüllt mich mit Stolz“, sagt er. Nyantakyi erzählt den Demonstranen, wie er vor 35 Jahren angekommen war. „Leverkusen ist und wird immer meine Heimat sein.“ Er fordert „Null Toleranz gegenüber Hass, Hetze und Rassismus“. Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath stellt klar, es dürfe nicht sein, dass Menschen, die hier leben, Angst haben, ob sie bleiben können. „Hören Sie nicht auf zu kämpfen“, fordert Richrath die Zuhörer auf.
Alles zum Thema Christopher Street Day
- Wichtige Fest-, Feier- und Gedenktage Stadt Köln veröffentlicht Diversity-Kalender für 2025
- CSD und Rosenmontag Drehorgel Simon eröffnet Begegnungsstätte am Euskirchener Viehplätzchen
- Für die Liebe Italien verlassen Wahlkölner vertritt Deutschland bei europäischem Musikwettbewerb
- Rechte Gruppierung Nachfolgeorganisation der „Identitären Bewegung“ gibt Auflösung bekannt
- Analoge Fotos abseits des Touri-Blicks Fotograf bringt Köln-Kalender heraus – Spende an Suchthilfe
- Proteste gegen CSD Rechtsextremisten fokussieren sich vermehrt auf queere Szene
- Sparkassen-Vorständin „Das Geschäft mit den Baufinanzierungen erholt sich spürbar“
Erster CSD in Leverkusen wird voller Erfolg
Ziemlich genau vier Monate später zeigt sich, wie vielfältig und fröhlich Leverkusen sein kann. In Schlebusch wird es am Samstag, 1. Juni, bunt, richtig bunt. Die erste Christopher-Street-Day-Parade zieht nach langer Planung über die Straßen im Zentrum des Stadtteils. Die Parade profitiert an diesem Samstag enorm davon, dass der Stadtteil sowieso voller Menschen ist. Denn der CSD-Termin ist eingebettet in das Schlebuscher Volksfest. 1200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer werben mit Musik und Fröhlichkeit für eine inklusive, tolerante Stadt – und am Abend steigt der Krönungsball der „St. Sebastianus Schützenbruderschaft Schlebusch 1418“, die an diesem Wochenende traditionell ihr Schützenfest abhalten.
Zwar gibt es im Vorfeld Skepsis, ob es wirklich so eine tolle Idee ist, die queere Community auf die traditionsbewussten Volks- und Schützenfestgänger prallen zu lassen. Doch die Skepsis war fehl am Platz. „Es war bombastisch“, lautete das Fazit von Marco Sahler, der den CSD verantwortlich mit dem noch jungen Verein „Pride am Rhein“ auf die Beine gestellt hatte. Die Einbettung in das traditionelle Festgeschehen war genau der richtige Schritt: „Dadurch war es eine richtig familiäre Veranstaltung, es waren auch viele Ältere da, um Kontakt zur queeren Community aufzunehmen und sich zu informieren. Wir haben uns total willkommen gefühlt.“