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Morsbroicher KunsttageWie Heimat und Identität in der Kunst aussehen

Lesezeit 3 Minuten
Mirjam Baker im „Höhlenlicht“.

Mirjam Baker im „Höhlenlicht“.

Unter dem Titel „Hiergelände“ fanden die diesjährigen Kunsttage im Leverkusener Museum statt.

Am Wochenende war der Eintritt ins Museum Morsbroich frei, es hatte sich für die „Kunsttage“ in einen lebendigen Ort der Begegnung und kreativen Auseinandersetzung verwandelt – mehr noch, als es dieser Ort ohnehin ist. Es ging um das „Hiergelände“. Unter diesem Titel wollten die Kunstschaffenden hier über Heimat, Identität und das Zusammenspiel von lokalem Handeln und globalem Denken reflektieren.

„Tief in den Bildern“ waren die ersten Besuchenden der neuen Ausstellung von Mirjam Baker. Die Atmosphäre war gespannt in den schummrigen beiden Räumen mit großen Projektionen. Baker vergleicht Film mit statischer Malerei und Grafik: In ihrem Werk „Staub“ verwendet sie farbige, monochrome Pastelle als Grundlage für eine Animation. Einzelne dieser Pastelle waren im Raum eigenständig ausgestellt.

Ein Video mit zwei Protagonistinnen.

In den Werken ging es auch um Heimat und Identität.

„So kann man tief in einzelne Frames der Bewegtbildarbeit eintauchen“, erklärte Baker. Im zweiten Raum lief der Film „Höhlenlicht“, in dem 5400 Fotos von Seidenpapiermasché in dynamischen Trickfilmfahrten zu sehen waren. Das könnte man als schroffe Höhlenoberfläche beschreiben – allerdings immer wieder unterbrochen. „Damit will ich eine Raumverwirrung schaffen“, so die Künstlerin. Baker hatte hier eine einzigartige Verbindung zwischen traditionellen und modernen Medien geschaffen.

Leverkusen: Schülerinnen und Schüler „slamen“ über Heimat

Zeitgleich zur Vernissage von Baker gab es einen Poetry-Slam. Junge Poeten präsentierten ihre Texte, umweht vom Duft frisch gebackener Waffeln, der durch den Raum zog. Auch die Ausstellung „Es gibt kein Wort“ hatte geöffnet. Familien und Kunstinteressierte schlenderten durch die Ausstellung. „Das ist eine Annäherung an ein Gefühl“, erklärte Maria Nona Hipolito vom Museum. Diese Ausstellung untersuche das Konzept der Heimat und die damit verbundenen vielfältigen und oft widersprüchlichen Gefühle wie „Liebe“, „Stolz“ und „Ablehnung“. „Sie reflektiert über die Bedeutung und den Verlust von Heimat, besonders im Kontext aktueller Krisen, Migration und Entfremdung“, so Hipolito.

Ein besonders großer Blickfang war Ahmet Dogu Ipeks „Table II“, eine geschnitzte Walnuss-Wurzel auf einem Teppich mit traditionellen türkischen Ornamenten, die die Verbindung zwischen Natur und Kultur thematisiert. Zoya Cherkassky-Nnadis Gemälde „Tomatoes“ und die Serie „My Soviet Childhood“ behandeln Identität und Entfremdung, basierend auf ihrer Migrationserfahrung von Kiew nach Israel.

Ein anderer Film zeigte in einem dunklen Raum Gleise – das Werk rekonstruiert die traumatische Zugfahrt von Usbekistan nach Moskau. „Fliegende Kunstvermittlerinnen“ waren im Einsatz und boten spontane Führungen an, die tiefe Einblicke in die präsentierten Werke gaben. Im kleinen Spiegelsaal des Museums hielt Antje Schiffers einen von vielen Vorträgen über die Zentralperspektive in der Stadionmalerei. Ihre neue Werkserie „Stadion Bayer 04 Leverkusen“ zog die Zuhörer in ihren Bann.

Die Ausstellung von Mirjam Baker ist auch über die „Kunsttage“ hinaus noch einen Monat lang im Kunstverein zu erleben.