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SchutzgebietNaturschützer aus Leverkusen und Monheim befürchten wegen Windpark großen Schaden für die Natur

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Das Windrad neben dem Buschbergsee soll höher werden als der Kölner Dom, erklären Jörg Baade (v.l.), Hans-Martin Kochanek, Stefanie Bias, Roger Briesewitz und Wolfgang Heep bei einer gemeinsamen Pressekonferenz des Nabu aus Monheim und Leverkusen.

Das Windrad neben dem Buschbergsee soll höher werden als der Kölner Dom, erklären Jörg Baade (v.l.), Hans-Martin Kochanek, Stefanie Bias, Roger Briesewitz und Wolfgang Heep bei einer gemeinsamen Pressekonferenz des Nabu aus Monheim und Leverkusen.

Bei zwei von sechs geplanten Windrädern muss die Stadt Monheim mit einer Klage rechnen.

Die Naturschützer vom Nabu sind dieses Mal wirklich in einer ganz schwierigen Klemme: „Wir sind nicht gegen Windräder, aber das hier macht zu viel Schaden, es spricht zu viel dagegen, das sollte hier nicht gebaut werden“, sagt Hans-Martin Kochanek. Der ehemalige Leiter des Naturguts Ophoven hat den Vorsitz im Leverkusener Nabu inne. Weit über ein Jahrzehnt hat sich das Naturgut unter seiner Leitung mit dem Spruch „Jeder jeden Tag“ in allen Ebenen der Gesellschaft für Klimaschutz eingesetzt – und jetzt muss ausgerechnet er sich gegen ein Windrad aussprechen. Er sagt, es gebe sehr viel bessere Standorte als diesen.

Der Grund: Das Windrad, das der städtische Monheimer Stromerzeuger auf eigenem Stadtgebiet, aber unmittelbar an der Leverkusener Stadtgrenze aufstellen will, liegt nur 300 Meter neben dem Buschbergsee. Eigentlich ist der See nur eine der vielen Kiesgruben in der Gegend, die sich aber dank eines Zauns entwickeln konnte und zu einem der seltenen Leverkusener Naturschutzgebiete ernannt wurde. Maßgeblich für den Wert sind die seltenen Vögel, die dort brüten.

Leverkusen: Wieso ein Windrad dort stören würde

Der Leverkusener Ornithologe Roger Briesewitz erklärt, weshalb ein Windrad die Natur an der Stelle stören würde: Zum Beispiel brüteten an dem See die seltenen Sturmmöwen: „20 Prozent aller noch in NRW beheimateten Sturmmöwen leben am Buschbergsee“, sagt Briesewitz. Dazu kämen noch viele andere Arten, Flussregenpfeifer zum Beispiel, viele Zugvögel machten am Buschbergsee Rast. Das geplante Windrad soll auch noch genau in den Einflugkorridor der Vögel gestellt werden, erklärt Kochanek. Die Vögel nutzen Flugbahnen, die vorzugsweise über unbewohnten Gegenden liegen. Kochanek: „Das Windrad wäre eine Schreddermaschine für die Vögel.“ Der Biotope-Verbund am Rhein, zu dem auch das Worringer Bruch gehört, werde empfindlich gestört.

Die Monheimer und Leverkusener Naturschutzverbände hatten zu einer Pressekonferenz an der Stadtgrenze geladen. Jörg Baade von der Monheimer Gruppe sagt, die Stadt wolle sechs Windräder aufstellen. Vier davon seien ok, aber den Standort am Buschbergsee und einen im Knipprather Wald, dem letzten Stück Wald von Monheim, wolle man nicht akzeptieren: „Windräder im Wald zu bauen, macht man nicht, wenn es irgendwie geht.“ Stefanie Bias vom Leverkusener Nabu sagt, jedes Windrad habe zudem einen Platzbedarf von 2500 Quadratmetern, eine meist geschotterte Fläche um den Mast. Zum Bau der Räder, die laut Nabu-Information hier 250 Meter hoch werden sollen, müssten breite Schneisen in den Feldern angelegt und in den Wald geschlagen werden.

Die Naturschützer sind fest entschlossen, notfalls gegen das Buschbergsee-Windrad zu klagen. Es bleibe ihnen nichts anderes übrig. Es habe ein Einspruchsverfahren gegeben, in dem habe die Stadt Monheim die Belange des Naturschutzes nach Ansicht des Nabu im Prinzip nicht beachtet. Man habe einen 30-seitigen Einspruch geschrieben, weil das Artenschutzgutachten der Monheimer die Verhältnisse am Buschbergsee nicht korrekt wiedergegeben habe, so die Windrad-Kritiker.

Die Gutachter im Auftrag der Windrad-Planer hätten sich noch nicht einmal den Buschbergsee angesehen, damit liefern sie den Kritikern ein schönes Argument für eine juristische Auseinandersetzung. Man habe auch das Gespräch mit dem Monheimer Bürgermeister Daniel Zimmermann gesucht. Die Monheimer haben für ihre Windräder inzwischen ein konkreteres Planungsstadium erreicht. Auch der Leverkusener Energieversorger EVL will sich in den Windpark einbringen und zwei Anlagen in der Gegend aufstellen, aber die EVL ist noch nicht so weit mit der Planung.

Wie zum Beweis ihrer Einwände erhebt sich während des Gesprächs neben dem Buschbergsee ein großer Raubvogel und dreht Runden im Aufwind. „Der fliegt jetzt genau da, wo der Rotor später ist“, sagt Briesewitz. Die Sturmmöwen sind nicht zu sehen. Die zwei Ornithologen in der Gruppe heben ihre Ferngläser: Es ist eine große Rohrweihe, ein Zugvogel auf der Durchreise, erkennen sie übereinstimmend.


Naturschützer über Alternativen

Weil sie sich dem Klimaschutz verpflichtet fühlen, haben die Naturschützer Gegenvorschläge gemacht: Statt an der Monheimer Stadtgrenze könnten Windräder besser in Leverkusen Heiligeneiche aufgestellt werden; an der Stelle in der Nähe des Buschbergsees könnte statt des Windrads besser ein Solarpark gebaut werden, so ein Vorschlag von Kochanek.