Opladen ist die vierte Station der Sommertour des Oberbürgermeisters, auch hier erfährt er viel über die Lebenswelt der Bürgerinnen und Bürger.
Marktgespräch in OpladenBusticket statt Führerschein macht eine Seniorin glücklich
Begegnungen wie die mit Elisabeth Grund sind die sonnigen Seiten des Oberbürgermeister-Daseins. „Ich möchte mich einfach mal für das Busticket bedanken“, sagt die Seniorin zu Uwe Richrath, den sie auf dem Opladener Marktplatz angetroffen hat. Das bekam sie von der Stadt, weil sie freiwillig ihren Führerschein abgegeben hat. 87 werde sie nächste Woche, erzählt Grund und noch bis vor gut einem Jahr sei sie immer mit dem Auto gefahren. Aber das wurde beschwerlicher. Eine Umstellung sei das Leben ohne Führerschein schon gewesen. „Wenn ich mal etwas vergessen hatte, sagte ich zu meinem Mann: Ich fahr’ noch mal los. Dann sagte der: Womit?“, erzählt die Seniorin und schlägt sich lachend die Hand vor die Stirn.
Mit ihrem mittlerweile verstorbenen Mann sei sie gelegentlich Taxi gefahren, jetzt setzt sie voll auf den öffentlichen Nahverkehr. „Meine Hüfte braucht auch mehr Bewegung!“ Dann schreibe sie also einen Einkaufszettel, um nichts mehr zu vergessen, wenn es donnerstags zum Markt nach Opladen geht. „Anfangs hatte ich keine Ahnung vom Busfahren“, erzählt die fröhliche Frau. „Ich wohne in Rheindorf und habe mich da einfach an die Bushaltestelle gestellt und gedacht: Irgendwann kommt ein Bus nach Opladen.“ Heute kennt sie den Fahrplan und kann dem Oberbürgermeister bestätigen: „Das funktioniert wunderbar, der kommt immer pünktlich.“
Verweis auf Mängelmelder
Das Marktgespräch in Opladen ist das vierte in der Reihe der Sommertour des Oberbürgermeisters. Zuvor war er bereits in Rheindorf, Alkenrath und Wiesdorf, drei weitere Termine stehen noch an (siehe unten). Mittlerweile kann Richrath schon ganz gut sagen, was die Themen sind, mit denen die meisten Bürger an ihn herantreten: „Sauberkeit, Grünschnitt und der Zustand von Straßen und Radwegen.“ Er verweist dann gerne auf den städtischen Mängelmelder. „Schreiben sie die Stelle da rein, dann kümmert sich jemand darum“, sagt Richrath einem Mann, der sich über einen zugewucherten Radweg beschwert.
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Aber auch spezielle Anliegen werden an den Oberbürgermeister herangetragen. Wie etwa das von Dominic Bauer. Der Leverkusener ist selbstständiger Berufsbetreuer mit Schwerpunkt auf Menschen mit Behinderung und als solcher auch im Landesvorstand des Berufsverbandes tätig. Von Richrath wünscht er sich, dass er sich für den wichtigen Beruf einsetze. „Die Branche ist stark unterbezahlt. Die Betreuungspauschale pro Klient wurde zuletzt 2019 erhöht und war schon damals unzureichend.“ Heute, mit der Inflation, reiche es hinten und vorne nicht mehr. „Man kann das Lebensnotwendige noch machen, aber die wichtige Betreuung bleibt auf der Strecke.“
Bauer hat Wirtschaftsinformatik studiert und nebenberuflich bei der Lebenshilfe gearbeitet. „Dabei habe ich gemerkt, dass die Rechte von Menschen mit Behinderungen viel zu oft nicht geachtet werden“, erzählt der Opladener. „Da habe ich mir gedacht: Das kann ich besser.“ Und sich als hauptberuflicher Betreuer selbstständig gemacht, mittlerweile mit zwei Angestellten. Von der Bedeutung seiner Aufgabe ist er weiterhin überzeugt. „Es ist schlimm, welche Barrieren immer noch in den Köpfen stecken, auch in denen, von meinen Klienten“, erzählt er. Da werde er manchmal angerufen und ein Kunde fragt: „Darf ich mir eigentlich die Haare färben?“. „Du hast jedes Recht der Welt, dir die Haare zu färben, wie jeder andere Mensch auch“, sagt Bauer dann.
Abiturientin begleitet Richrath
Interessiert hört auch Franziska Drescher den Gesprächen zu. Die 18-jährige Abiturientin der Marienschule hat jüngst den Preis „Young Women in Public Affairs Award“ des Zonta Clubs Leverkusen verliehen bekommen. Die Liste ihres ehrenamtlichen Engagements ist lang: Misereor-AG in und außerhalb der Schule, Jugendarbeit in der Gemeinde, Ferienfahrten für jüngere Kinder. Nun begleitet sie den Oberbürgermeister bei seinem Marktbesuch in Opladen, um auch mal einen Einblick in die Politik zu bekommen.
„Tatsächlich habe ich mir schon einmal überlegt, ob ich in die Politik gehen soll, aber ich kann mir nicht so richtig vorstellen, mich an eine Partei zu binden“, sagt die 18-Jährige. Lieber engagiere sie sich aktivistisch und projektbezogen, etwa bei Fridays for Future. Zunächst stehe für sie ein freiwilliges soziales Jahr in der Kirchengemeinde an. Und wer weiß: Vielleicht steht sie eines Tages als Bürgermeisterin auf einem Marktplatz und hört sich die Geschichten der Menschen an.
Führerschein gegen Busticket
Seit 1. Mai 2023 können Bürgerinnen und Bürger, die über 75 Jahre alt sind, ihren Führerschein gegen ein kostenloses Deutschlandticket eintauschen. Bei Abgabe des Führerscheins erhalten die Bürgerinnen und Bürger einen Gutschein, der im Kundencenter der Wupsi in ein Deutschlandticket umgewandelt werden kann. Dieses ist ein Jahr lang gültig, die Kosten übernehmen die Stadt Leverkusen und die Wupsi. Interessierte können sich für weitere Auskünfte zum Ablauf sowie für Terminvereinbarungen per E-Mail oder telefonisch unter 0214 406-36454 an die Führerscheinstelle wenden. 364-fuehrerscheinstelle@stadt.leverkusen.de
Weitere Marktgespräche des Oberbürgermeisters finden am Freitag, 19. Juli, von 9 bis 11.30 Uhr in Küppersteg, am Dienstag, 23. Juli, von 9 bis 12 Uhr in Lützenkirchen und schließlich am Mittwoch, 24. Juli, von 9 bis 13.30 Uhr in Schlebusch statt.