Mit einem Heimspiel auf dem Königsberger Platz in Rheindorf begann die Sommertournee des Stadtchefs.
Sprechstunde mit Uwe RichrathWas Leverkusens OB auf dem Markt erfährt
Ist der Friedenspark gleich nebenan eine Oase oder voller Mängel? Je nachdem, wer am Donnerstag auf dem Königsberger Platz das Gespräch sucht mit Uwe Richrath, vertritt die eine oder die andere Auffassung. Zwei passionierte Radler bemängeln den holprigen Radweg dort – der OB empfiehlt, den ADFC anzusprechen. „Der Kurt Krefft macht richtig Druck“, findet Richrath mit Blick auf den Vorsitzenden des Radler-Clubs in Leverkusen. Bringt vielleicht mehr, als innerhalb der Stadtverwaltung das sehr dicke Brett Mobilitätswende im Detail zu bohren.
Ein frei laufender, offenbar gefährlicher Hund hat im Park einen Passanten erschreckt. Auch das hat den Oberbürgermeister zu interessieren auf seiner Sommertour über Leverkusens Wochenmärkte, die Richrath am Donnerstag mit einem Heimspiel beginnt. Der Rheindorfer kennt hier jede Menge Leute, das zeigt sich immer wieder in den knapp vier Stunden auf dem Königsberger Platz. Natürlich: Hier ist er zur Schule gegangen, hat Handball gespielt, war und ist Mitglied in Vereinen.
Die OB-Sprechstunde füllt sich
Zwischendurch besucht Richrath das Seniorenzentrum der Arbeiterwohlfahrt nebenan. Die Visite zieht sich; es gibt offenbar auch dort einiges zu bereden. Solange halten die Beauftragte für den Bürgerdialog, Sabine Fessl-Hazar, und drei Kolleginnen aus dem OB-Büro die Stellung am städtischen Marktstand. Der ist reichlich bestückt mit Kugelschreibern, Blöcken, Taschen, Studentenfutter – was die Werbeetats der Sparkasse, der EVL oder der Stadtverwaltung selbst so hergeben. Die Präsente sind gelegentlich auch der Eisbrecher, nicht nur für die Kinder aus der Kita Masurenstraße. Längst nicht jeder und jede findet es normal, dass sich der Oberbürgermeister von Leverkusen stundenlang auf dem Markt aufhält, zuhört, zugewandt ist. Dass man einfach mal sagen kann, was man auf dem Herzen hat.
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Drei Anwohner des Königsberger Platzes stören sich daran, dass Jugendliche nachts die Stühle vor der Eisdiele kapern und herumlärmen. Gerade jetzt, wo man nachts mal das Fenster auflassen möchte, um die Wärme aus der Wohnung zu bekommen. „Rufen Sie die Leitstelle des Ordnungsdienstes an. Dafür haben wir die“, ist Richraths Tipp. Lärmende Kinder auf dem Spielplatz, der zu ihrem Wohnblock gehört, seien Sache der WGL. „Sagen Sie denen Bescheid, bevor Sie selbst was unternehmen“, rät der Oberbürgermeister, der seit vielen Jahren im Aufsichtsrat der städtischen Wohnungsgesellschaft sitzt.
Der OB hält Rheindorf für unterschätzt
Wie man wohnt, gerade in Rheindorf-Nord, dessen Zentrum der Königsberger Platz ist, hat für den OB große Bedeutung. Für viele Besucher des Markts auch. Immer wieder geht es um den heruntergekommenen Block, der die Nordseite des Platzes dominiert. Die WGL hat ihn mittlerweile gekauft; seine Kernsanierung soll der Startschuss sein für eine große Umgestaltung auch der Ost- und der Südseite des Areals. Da ist aus Richraths Sicht städtebaulich noch mehr drin, obwohl er findet, dass der Stadtteil insgesamt viel besser ist als sein Ruf. Das sagt er nicht nur als Ur-Rheindorfer.
Umso wichtiger ist, dass die Versorgung gewährleistet bleibt. Ein Beispiel kommt zur Sprache, als ein älteres Ehepaar den OB anspricht: Der renommierte Lungenfacharzt Norbert Mülleneisen tritt altersbedingt inzwischen etwas kürzer. Aber seine Nachfolge ist offenbar geregelt, wenn er mal ganz aufhört.
Der Mängelmelder ist sehr gefragt
Der nächste Gast ist nicht zum ersten Mal da: Voriges Jahr habe er darauf aufmerksam gemacht, dass vier Bänke im Friedenspark abmontiert wurden. Sie seien immer noch nicht ersetzt. Richrath hat spontan keine Erklärung, so etwas ist Sache der Technischen Betriebe Leverkusen. Trotzdem bekommt der Nachbar einen Termin in der Sprechstunde des Oberbürgermeisters. Genau wie der „kölsche Hennes“, ein alter Bekannter. Neben dem Terminbuch für die Sprechstunde ist der Leverkusener Mängelmelder eine wichtige Hilfe auf der Wochenmarkt-Tournee. Er wird ein paar Mal abgescannt: Wenn man ein Problem auf der Stadtkarte zeigen kann, ist man dort richtig.
Als ein 99-Jähriger im Rollstuhl an den Stand gefahren wird, kommt die Frage der Fragen auf: „Nächstes Jahr komme ich gratulieren“, verspricht Uwe Richrath. Im Sommer 2025 ist er nach menschlichem Ermessen noch Oberbürgermeister. Die Wahl ist erst nächsten Oktober. Ob er dann noch einmal antritt, lässt der Sozialdemokrat noch offen. Das bleibt auch am Marktstand so. Was man aber sagen kann: Amtsmüde wirkt Uwe Richrath nach nun neun Jahren nicht.
Weitere Termine
Am Freitag, 12. Juli, besucht der Oberbürgermeister von 9 bis 11.30 Uhr den Markt in Alkenrath. Am Mittwoch, 17. Juli, ist er von 9 bis 13 Uhr auf dem Markt in Wiesdorf, am Donnerstag, 18. Juli, ebenfalls von 9 bis 13 Uhr den in Opladen und am Freitag, 19. Juli von 9 bis 11.30 Uhr den in Küppersteg. Am Dienstag, 23. Juli, ist Uwe Richrath von 9 bis 12 Uhr auf dem Markt in Lützenkirchen und am Mittwoch, 24. Juli von 9 bis 13.30 Uhr in Schlebusch.