Das historische Ambiente von Schloss Morsbroich machte die Vorstellung zu einem besonderen Erlebnis.
„La serva padrona“Schloss Morsbroich in Leverkusen wird Kulisse für Opernintermezzo
Das Vogelzwitschern verstummt, als der altertümlich gekleidete Diener Vespone auf einer Bank im Morsbroicher Schlosspark aufwacht und kräftig eine Glocke läutet. Der Wind trägt sanft gezupfte Klänge eines Cembalos durch die Stuhlreihen vor der prächtigen Schlossfassade. Den Tag über hat es viel geregnet, sodass alles in der Abendsonne glänzt. Zur Vorstellung bleibt es aber trocken. So bildet das Schloss eine atemberaubende Kulisse für Giovanni Battista Pergolesis Open-Air-Opernintermezzo „La serva padrona“ – „Diener des Herrn“.
Unter der Leitung von Werner Ehrhardt spielt das kleine Bayer-Kultur-Orchester „l’arte del mondo“ (auf Deutsch „Die Kunst der Welt“) die humorvolle und zugleich tiefgründige Geschichte um den alten Uberto und seine gewitzte Magd Serpina komplett akustisch, ohne Verstärkung. Bereits die Eröffnung mit der Sinfonie aus „Lo frate 'nnamorato“ von Pergolesi setzt den Ton für den Abend: Eine Mischung aus Leichtigkeit und barocker Pracht stimmt das Publikum ein. Die Streicherinnen und Streicher spielen präzise und schaffen musikalische Welten, die für sich genommen schon höchst beeindruckend waren.
Als die ersten Töne der Arie „Aspettare e non venire“ erklingen, betritt Achim Hoffmann als Uberto die Schlosstreppe. Mit seiner Bassstimme singt er Passagen auf Deutsch und Italienisch. So können die Zuhörer der Geschichte des alten Junggesellen folgen, der vergeblich auf sein Frühstück wartet. Die Komik in dem gesamten Zusammenspiel von Musik, Kostümen, Setting und Spiel sorgt auch immer wieder für herzliche Lacher.
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Marianna Herzig als Serpina glänzt mit ihrer hellen, klaren Sopranstimme. Sie verkörpert die entschlossene Magd. Besonders eindrucksvoll ist ihre Arie „Stizzoso, mio stizzoso“, in der sie Ubertos Pläne, sie zu heiraten, mit spielerischer Überlegenheit zunichtemacht. „Dieses Weib ist noch schwärzer als der Teufel“, kommentiert Uberto.
Der Diener Vespone, gespielt von Norbert Ebel, ist gänzlich stumm und fügt der Inszenierung eine weitere Komik-Dimension hinzu. Seine pantomimische Darstellung und Interaktionen mit Serpina, Uberto und Zuschauerinnen und Zuschauern im Publikum sorgen immer wieder für Schmunzeln. Einmal versucht er, eine Dame aus dem Publikum auf die Bühne zu holen, damit Uberto diese stattdessen heiraten könne.
Mischung aus erstklassiger Musik und viel Humor in Leverkusen
Das Setting sorgt für eine einmalige historische Glaubwürdigkeit, sodass man komplett in die Welt des Stückes eintauchen konnte. Während vor der Aufführung noch viele gebannt auf das Regenradar im Smartphone blicken, ist der Fokus von der Sekunde, in der Ehrhardt ansetzt, voll auf das Geschehen gerichtet.
Besonders beeindruckend ist das Duett „Lo conosco a quegli occhietti“ („Ich erkenne ihn an den kleinen Augen“), welches die erste Hälfte der Oper abschließt. Dann erreicht die Vorstellung ihren Höhepunkt: Serpinas Plan, Uberto eifersüchtig zu machen, indem sie Vespone als ihren Bräutigam präsentiert. Ubertos Arie „Son imbrogliato io già“, zu Deutsch „Ich bin bereits betrogen worden“, spiegelt seine innere Zerrissenheit wider und führt schließlich zur erlösenden Entscheidung, Serpina doch zu heiraten, sodass das Duett „Contento tu sarai“ die Handlung so zu einem guten Ende bringt.