Der vor einem Jahr gegründete Fachbereich Mobilität und Klimaschutz der Leverkusener Stadtverwaltung sieht sich mit riesigen Aufgaben konfrontiert.
Neues Amt zieht erstes FazitSo will Leverkusen dem Klimawandel begegnen
Dürre im Sommer, immer höhere Temperaturen auch in unseren Breiten, plötzliches Hochwasser – der Klimawandel macht sich mehr als bemerkbar. Und während die Vereinten Nationen nach weltweiten Lösungen suchen, hat sich auch die kommunale Ebene den Herausforderungen der Klimakrise ganz konkret vor Ort zu stellen. Dies für die Stadtverwaltung Leverkusen anzugehen, ist seit jetzt einem Jahr Aufgabe des neu gegründeten Fachbereichs 31, „Mobilität und Klimaschutz“.
Leiterin dieses Fachbereichs, der die Arbeit zwischen den beteiligten Fachämtern der Stadt und mit kommunalen Akteuren koordinieren soll, ist Christiane Jäger, die ihr Amt im Oktober vergangenen Jahres antrat. Sie hat 30 Jahre Erfahrung in führenden Positionen in der Stadtverwaltung Köln gemacht und war bis vergangene Woche noch Vorsitzende der Kölner SPD. Ihre neue Aufgabe in Leverkusen findet sie laut eigenem Bekunden so spannend, weil sie ein weltweites Problem mit handfesten örtlichen Aufgaben verbindet und weil Leverkusen eine eher überschaubare Großstadt ist als die Millionen-Stadt Köln.
„Autogerecht“, das war gestern
Allerdings eine Stadt mit ganz besonderen Herausforderungen für die ihr anvertrauten Aufgaben: eine Industriestadt, die jahrzehntelang „autogerecht“ werden wollte und heute mit einer Verkehrsbelastung leben muss, die deutschlandweit an der Spitze liegt. Das Ziel, Treibhausemissionen zu senken und die Folgen der Klimaerwärmung kontrollierbarer zu machen, erfordert einen langen Atem – doch tun auch alsbald greifbare Ergebnisse Not.
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Im ersten Jahr kam dem neuen Fachbereich, der sich selbst noch finden, ordnen und vernetzen muss, das Starkregenereignis mit Hochwasser im vergangenen Sommer dazwischen, das viel Arbeitskraft der zunächst sechs, demnächst zwölf Mitarbeitenden im Team gebunden hat. Das aber auch eindringlich vorgeführt hat, welche Auswirkungen der Klimawandel bei uns haben kann.
Schwerpunkt Photovoltaik
Hochwasserschutz, Klimaresilienz, nachhaltige Entwicklung, Energiesparen sind Schlagworte, mit denen die neue Klimamanagerin in Jägers Team, Stefanie Bergmann, wirbt: für erneuerbare Energien, entsprechende Umstellungen bei einer Modernisierung. Die städtischen Töchter Wupsi, EVL und TBL sind dabei mit eingespannt, mit ihren jeweiligen Projekten und bei der Beratung zu Fördermöglichkeiten.
Besonders vorangetrieben werden soll dabei der Ausbau der Photovoltaik. In Leverkusen werden derzeit 1700 private Solaranlagen betrieben, damit sei das Potenzial bei weitem nicht ausgeschöpft, unterstreicht Umweltdezernent Alexander Lünenbach. Wer sich informieren will, ob sich die Installation einer Solaranlage auf seinem Haus lohnt, kann dazu jetzt eine interaktive Karte auf der städtischen Homepage nutzen, die für jede Dachfläche in der Stadt berechnen kann, ob sich die Investition lohnt. Für knapp die Hälfte der Gebäude soll dies so sein. Bei den städtischen Gebäuden wurden schon einige Umstellungen geschafft.
Beim Thema Mobilität, bisher Hauptaufgabe von Mobilitätsmanager Christian Syring, der nun aber zum Monatsende in den Ruhestand geht, stehen Angebotsausweitungen beim öffentlichen Personennahverkehr und beim Radverkehr ganz oben auf der Liste. Neue Schnellbuslinien, Taktverdichtungen, ab kommendem Monat auch ein neues Rufbussystem mit Kleinbussen nach dem Vorbild Londoner Taxis sind geplant, neue Wupsi-Linien sollen im kommenden Jahr hinzukommen, der Nahverkehrsplan aus dem Jahr 1987 wird im kommenden Jahr aktualisiert.
Als Erfolgsmodell kann bereits das Verleihsystem Wupsi-Rad gelten, mit seinen 60 Stationen im Stadtgebiet, das um E-Bikes und E-Lastenräder erweitert wurden und dessen weiterer Ausbau bis 2024 geplant ist. Überhaupt gilt es, ein 2002 vom Rat verabschiedetes Mobilitätskonzept umzusetzen, das 90 Maßnahmen auflistet.
Die Stadtverwaltung selbst möchte in Sachen Mobilitätswende auch selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Rund 1700 der 3400 Mitarbeitenden in der Stadtverwaltung haben bereits das besonders günstige Jobticket für den Nahverkehr gebucht. Hinzu kommen weitere Beschäftigte des Klinikums. Im kommenden Jahr will die Stadt ihren Mitarbeitenden eine besondere Förderung für die Anschaffung eines Fahrrades anbieten. Wie diese Förderung genau aussehen soll, ist derzeit noch verwaltungsintern in der Abstimmung.
Es lässt sich erahnen, was Christiane Jäger meint, wenn sie von „Risiken und Chancen“ ihres neuen Arbeitsbereiches spricht und „eine riesige Koordinationsaufgabe“ vor ihrem Team sieht. Es gibt wohl besser überschaubare Jobs.