Die EVL gehört zum Tafelsilber der Stadt. Dabei hält sie nur 50 Prozent an der Gesellschaft.
HaushaltskriseWarum Leverkusen seinen Versorger behalten dürfte
Ein Haushaltsdefizit, das man mit den üblichen Mitteln nicht in den Griff bekommen kann, dazu drückende Altschulden. Da könnte man auf die Idee kommen, eine attraktive Tochter abzugeben. Von allen Gesellschaften, an denen die Stadt Leverkusen Anteile hält, ist die Energieversorgung sicherlich diejenige, die sich am leichtesten abstoßen ließe. Und die im Gegenzug einen erklecklichen Erlös für die Stadtkasse brächte.
Der Versorger hat zuletzt mit mehr als 350 Millionen Euro einen Umsatzrekord bilanziert – auch wenn das Plus von 120 Millionen vor allem aus dem enormen Anstieg der Energiepreise resultiert. Aber er ist ein zuverlässiger Lieferant von Überschüssen. Zuletzt waren das gut zwölf Millionen, von denen die Hälfte in die Leverkusener Stadtkasse floss. So etwas ist attraktiv.
Die EVL sichert Leverkusens Sportstätten
Thomas Eimermacher gibt sich trotzdem sicher, dass ein Verkauf nicht zur Debatte steht. Die Idee sei im Stadtrat zwar durchaus präsent, ist sein Eindruck. Aber eine ernsthafte Option sei sie nicht. Schließlich würde sich nach einem Verkauf sofort die Frage stellen, wie Leverkusens Sportstätten unterhalten werden sollen: Der EVL-Überschuss sichert den Bestand des hochdefizitären Sportpark Leverkusen.
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Tatsächlich hatte der Stadtrat die Wirtschaftsprüfer von Pricewaterhouse-Coopers damit beauftragt, den Wert der EVL zu ermitteln. Die Sache liege aber derzeit auf Eis, hat die Stadtverwaltung gerade auf Anfrage von Benedikt Rees (Klimaliste) mitgeteilt: Dazu hätten die Prüfer erhebliche Vorarbeiten der EVL benötigt, und das sei derzeit nicht zu leisten. Wichtiger noch: Es erscheine fraglich, ob der Wert des Versorgers überhaupt zutreffend ermittelt werden kann: Würde PWC das gängige Ertragswertverfahren anwenden, sei das „nur auf Basis von Annahmen möglich“, heißt es aus der Stadtverwaltung.
Eimermacher weiß als kaufmännischer Geschäftsführer der Energieversorgung Leverkusen natürlich, dass ein Deal vergleichsweise einfach erscheint: Denn mit dem 50-Prozent-Teilhaber Rhein-Energie ist ein potenzieller Käufer schon im Haus. Der Kölner Konzern stellt einer Tradition folgend auch den Technischen Geschäftsführer, derzeit amtiert Ulrik Dietzler an der Seite von Eimermacher, der auf Leverkusener Ticket unterwegs ist.
Die Leverkusen/Kölner Halbe-halbe-Konstellation bei der EVL aber habe sich bewährt, „die Claims sind abgesteckt“, sagt Eimermacher. Auch, wenn sein Unternehmen im Vergleich klein sei. „Bei der Rhein-Energie ist alles Faktor zehn.“
Das RWE ist nicht mehr dabei
Ursprünglich war es nicht die Rhein-Energie, die sich die Stadt Leverkusen an die Seite holte, sondern der RWE-Konzern. 1977 war das, und die Beteiligung war eine Folge der Eingemeindung Opladens. Die Stadtwerke der ehemaligen Kreisstadt gingen in den Stadtwerken Leverkusen auf. Das RWE brachte neben Kapital auch Technik in das neue Konstrukt ein, nämlich das Mittelspannungsnetz. 1973, als zwei Jahre vor der kommunalen Neugliederung, waren die Leverkusener Stadtwerke zu einer Kapitalgesellschaft umgewandelt worden. Zuvor war der Versorger ein städtischer Eigenbetrieb.
2002 übertrug RWE seine EVL-Geschäftsanteile an die Kölner Rhein-Energie. Das war Teil eines Strategiewechsels des Kölner Versorgers, der sich inzwischen als regionales Unternehmen sieht und zum Beispiel auch 50,1 Prozent der Belkaw-Anteile hält.
Die Wurzeln der EVL reichen in das Jahr 1906 zurück. Damals wurde mit dem Baubüro der Wiesdorfer Gemeindeverwaltung der Grundstein für die öffentliche Versorgung Leverkusens mit Energie und Trinkwasser gelegt. 1930 entstanden mit der Stadt Leverkusen die „städtischen Betriebe“ zunächst als Regiebetrieb.