Der Leverkusener Hermann Obser hatte die Säule beim Abriss des alten Rathauses gerettet.
Säule vom EingangWie ein Stück des alten Leverkusener Rathauses ins Stadtarchiv kam
Vom alten Rathaus – dem 1910 gebauten, ersten Leverkusener Ratssitz – gibt es heute nur noch Bilder. Am Montag, 25. Oktober 1971, begann eine Woche, in der sich die Innenstadt Leverkusens nachhaltig veränderte: Das alte Rathaus wurde mit einer Abrissbirne niedergemacht. Bis heute wirkt dieser Verlust wie eine Wunde bei vielen Leverkusenern, die den Abbruch erlebt haben. Von der Bausubstanz ist nicht viel übrig, jetzt ist aber ein Stück wieder aufgetaucht und befindet sich als Schenkung im Besitz der Stadt Leverkusen: eine Säule, die damals von Hermann Obser gerettet wurde.
Den Abriss begrüßten längst nicht alle Leverkusener. Auch Hermann Obser fand damals nicht gut, dass überall in der Stadt „alte Zöpfe“ abgeschnitten wurden, erinnert sich die Tochter Hildegard Obser-Hunger. Der Vater, bei den Stadtwerken angestellt, kümmerte sich gerne ums Abklemmen der elektrischen Leitung der dem Abbruch geweihten Gebäude. Dann habe er Fundstücke mitgebracht. „Unser Haus war später ein Museum“, sagt die Tochter.
Rettung für die Nachwelt – auf Kosten des Arbeitgebers
Obsers hatten kein Auto, deshalb fuhr der Vater die Stücke mit einem Stadtwerke-Auto nach Hause: „Alles auf Kosten der EVL“, sagt die Tochter lachend. Die EVL ist die Nachfolge-Firma der Stadtwerke. Nicht nur die Säule habe der Vater gesichert, auch ein Wasserspeier und ein Teil des Dachs des 1968 abgebrochenen Schloss’ Reuschenberg und Teile aus den verschwundenen herrschaftlichen Bayer-Villen und vieler anderer Gebäude gehörten zu Obsers „Privat-Museum“. Frau Obser, die Ehefrau, soll die Sammlung erst widerstrebend akzeptiert haben, dann soll sie laut der Tochter aber den Sinn der Sammlung gesehen haben. Die Säule habe jahrelang erst in der Garage gelegen, dann habe sie ein Bekannter im Garten aufgestellt.
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Der hat auf der Oberseite ein Aluminium-Schild aufgebracht. Neben einer Erklärung steht darauf: „Aus dem Schutt gerettet von Hermann Obser Leverkusen“. Der Vater Obser ist seit Jahren tot. Viele der Fundstücke haben die Erben verschenkt. Auch mit dem Geschichtsverein gibt es Kontakte. Die Säule mit einem kantigen Ornament trug das Vordach überm Eingang zu der Gastwirtschaft, die es damals selbstverständlich im Rathaus gab, dem Eingang zum Ratskeller. Jetzt steht sie in einem Zeitungsraum im Stadtarchiv und kann dort begutachtet und angefasst werden.
Seit den 1970er-Jahren stand die Säule im Garten, vor ein paar Wochen übereignete die Familie das sicher über 100 Kilogramm schwere Stück der Stadtverwaltung. Dort steht die Säule jetzt unscheinbar im Erdgeschoss in einem Zeitungs-Raum, sie kann auch nach Anmeldung besichtigt werden, macht in der Ecke neben einer Heizung aber noch nicht viel her.
Der Archiv-Leiter Julius Leonhard kann sich aber vorstellen, dass sie mal etwas repräsentativer aufgestellt werden könnte. Falls es irgendwann einmal ein Heimatmuseum gibt, wird sie dort ihren Platz finden. Die historische Leverkusener Ausstellung könnte auf dem Opladener Frankenberg zu sehen sein, jedenfalls wünscht sich das der Opladener Geschichtsverein, es gibt aber keine konkreten Pläne.