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Wiesdorfer BuchbindereiEin Nischen-Handwerk floriert in Leverkusen

Lesezeit 3 Minuten
In der Buchbinderei Lang in Wiesdorf zählt ausschließlich Handarbeit.

In der Buchbinderei Lang in Wiesdorf zählt ausschließlich Handarbeit.

Auf einer Rundfahrt besuchten Handwerker-Funktionäre die Buchbinderei Lang in Wiesdorf

Sicherlich steht irgendwo in der Buchbinderei Lang auch ein Computer. Wahrscheinlich im Büro, zu sehen ist am Donnerstagmorgen allerdings keiner, denn die Einbände, die Bilderrahmen, Passepartouts und Druck-Erzeugnisse, die in der Lichstraße gefertigt werden, sind keine Produkte computergesteuerter Maschinen; in der Wiesdorfer Werkstatt zählt ausschließlich Handarbeit.

Es geht also ausnahmsweise nur mal kurz um Digitalisierung, weil deshalb nämlich nicht mehr so viele Bücher gebunden werden wie früher. Vielleicht auch deshalb hören die Mitreisenden einer hochrangigen Delegation von Handwerker-Funktionären, die mit dem Leverkusener Oberbürgermeister Uwe Richrath und einem Vertreter der Wirtschaftsförderung gekommen sind, so gebannt zu, als die Buchbindermeisterin Katrin Böttcher aus ihrem Betrieb erzählt.

Katrin Böttcher mit Baby und ihrem Vater Frank Lang im Verkaufsraum der Buchbinderei Lang an der Lichstraße.

Katrin Böttcher mit Baby und ihrem Vater Frank Lang im Verkaufsraum der Buchbinderei Lang an der Lichstraße.

Die 30-jährige Frau sagt, man habe keinen Mangel an guten Bewerbungen für die Azubi-Stelle, was ihren 59 Jahre alten Familienbetrieb von vielen anderen Gewerken unterscheidet. Vielleicht liegt es daran, dass in Wiesdorf Meister, Gesellen und Azubis in einer geheizten, schönen Werkstatt feine, saubere Arbeit an interessanten Bildern, Büchern und Kulturgütern leisten können. Die konzentrierte Atmosphäre in der alten Familienwerkstatt ist spürbar.

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Die Buchbinderei habe ihr Opa Fritz Lang gegründet, erklärt Böttcher, ihr Vater Frank Lang habe übernommen, jetzt sei sie an der Reihe: Nicht sofort nach der Schule sei sie eingestiegen, habe erstmal Völkerkunde studiert und in Ghana gearbeitet, dann aber sei der Funke fürs Bücherbinden auch auf sie übergesprungen. Erst mit Mitte 20 sei sie eingestiegen.

Metall-Lettern in der Buchbinderei Lang.

Metall-Lettern in der Buchbinderei Lang.

Von Anfang an habe die Werkstatt sich nicht nur aufs Bücherbinden festgelegt, sondern auch maßgefertigte Bilderrahmungen im Angebot, das habe schon der Großvater Fritz so entschieden, als er sich 1964 nahe am Bayer-Werk niederließ. Das war offenbar keine schlechte Entscheidung, denn vieles, was früher für die Ewigkeit gebunden wurde, reicht heute als Datei. Das Buchbinderhandwerk sei ein Nischen-Gewerk, hieß es.

Kölner Stadtarchiv ist Kunde der Buchbinderei

Wer braucht die Arbeit der Buchbinder? Archive, etwa das Kölner Archiv. Früher sei auch die Stadt Leverkusen Kundin gewesen. Menschen kämen zu Lang, die sehr kleine Buchauflagen fertigen ließen. Andere Arbeiten sind Leder- oder Leineneinbände oder wenn Bücher Goldrücken bekommen sollen. Außerdem sind das Buchbinderhandwerk und die Papier-Restaurierung eng verwandt.

Viele der bundesweit noch 70 Lehrlinge jährlich wollen Restauratoren werden. Auch die Wiesdorfer Werkstatt arbeitet mit solchen Spezialisten zusammen, wenn sie mal ein wertvolles, aber kaputtes Buch hereinbekommen. Gemälderestauratoren haben sie an der Hand, wenn ein Riss im Ölbild ist oder die Farbe abblättert.

Die „Handwerkstour“ ist eine Rundfahrt, an der sich Geschäftsführer und Präsidenten der Handwerkskammern Bergisches Land und Köln beteiligen. Neben dem Kölner Handwerkerpräsident Hans Peter Wollseifer war Marcus Otto von der Kreishandwerkerschaft Bergisches Land dabei, Stephanie Bargfrede, Garrelt Duyn aus Köln, sowie Christian Zöller von der Leverkusener Wirtschaftsförderung und Oberbürgermeister Uwe Richrath. Dem erzählte Buchbinder Lang von seinen Sorgen: Dass gegenüber seiner Werkstatt auf dem von Paeschke gekauften Ganser-Gelände bitte kein neuer sozialer Brennpunkt entstehen soll.