Leverkusen – Eigentlich sollte es nur eine fröhliche Halloween-Party werden, zu der die Leverkusener Grünen ins Schlebuscher Industriemuseum Sensenhammer einladen wollten. Dass dabei auch auf das 40-jährige Bestehen des Kreisverbandes zurückgeblickt werden sollte, hatte dem Vorstand erst gar nicht gepasst. Die Altvorderen der Partei setzten sich aber doch irgendwie durch und so gab es neben einigen schön-scheußlich verkleideten Partybesuchern auch ein paar Kritiker, die mit ihren Erinnerungen und Ermahnungen Wasser in den Wein gossen.
Da mochte die Band Dream auch zuversichtlich „Forever young“ als Geburtstagsständchen spielen, Parteimitbegründer Klaus Wolf verstand es, aus einem verabredeten Acht-Minuten-Grußwort eine halbstündige Rede zu machen, in der er humorvoll bis sarkastisch die Party der von Revoluzzern zu Kon-senspolitikern gereiften Parteifreunde ein wenig auf links zu ziehen, Tenor: „So hatten wir uns das nicht vorgestellt.“
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Mit „wir“ meinte er vor allem Gerd Wölwer, Lutz Diese, Wilfried Schmickler, Peter Ippolito, Michael Jansen, Marita Schmitz, Roswitha Arnold, Brigitte Wolf und sich selbst, die einst in Wölwers Küche Pläne schmiedeten, Leverkusen solidarisch, gewaltfrei, ökologisch und transparent zu wandeln, „weg vom Filz der Hinterzimmer“, „die Hasenbande jagen“. Dass nach anfänglichen Erfolgen ein „Rollback“ erfolgte, rief der heute 70-Jährige ebenso in Erinnerung wie manche ungeliebten Kompromisse mit der SPD und später „in der Koalition der Willigen“ mit der CDU und OB Reinhard Buchhorn. Auch ermahnte er zu „etwas Demut“ bei allen tollen Umfragewerten. „Das Klima wird auch wieder härter werden.“
Viel Beifall für Wolf
Für seinen Beitrag, der gewollt nicht allen gefallen konnte, bekam Wolf gleichwohl viel Beifall, von den Grünen wie ihren Gästen aus anderen Parteien und städtischen Institutionen. Aber ihm galt auch die Überleitung der Parteivorsitzenden Anja Boenke, dass nach einem alten weißen Mann nun eine junge Frau komme, womit die Landesvorsitzende Mona Neubaur mit ihrem Grußwort angekündigt wurde, der zu Leverkusen vor allem die Stichworte Bayer und Autobahnen einfielen.
Fraktionsvorsitzende Roswitha Arnold stellte beim Rückblick auf die Geschichte der Ortspartei fest, „Kritik üben und aushalten war immer schon in der DNA der Partei“. Immerhin hätten die Grünen in den zuvor sehr bräsigen Stadtrat frischen Wind gebracht und Umweltthemen etabliert. Heute hetze Bayer nicht mehr seinen Werksschutz auf die Grünen, sondern suche den Dialog, was Partygast Ulrich Bornewasser vom Nachbarschaftsbüro Chempunkt sicher bestätigen konnte. Und mitfeiern konnte sogar Partei-Mitbegründerin Brigitte von Bonin, der vor zwei Wochen erst die erneute Parteimitgliedschaft verwehrt worden war.