Leverkusen – Von einem „Zielpapier für folgende Generationen“ spricht Oberbürgermeister Uwe Richrath eingangs. Dann ist von Visionen die Rede, von Skizzen, einem Vorentwurf für künftige Planungen, einer Konzeption. Auf dem Papier heißt es Verwaltungsstandortkonzept. Und bei den unterschiedlichen Bezeichnungen geht es vor allem um die Frage, wie verbindlich das denn sein soll, was der Rat beschließen soll, um die weit übers Stadtgebiet verteilten Ämter der Stadtverwaltung örtlich sinnvoll zu konzentrieren. Denn endgültig festlegen möchte man sich in vielen Punkten lieber doch nicht. Also hat man im Hauptausschuss erst einmal entschieden, erst im Stadtrat ein wenig zu entscheiden. Aber, bitte, unverbindlich.
Rathaus im Erholungshaus?
Ganz zentral dabei ist die Frage nach der künftigen Unterbringung der Stadtspitze, obwohl das zeitlich die zu allerletzt zu treffende Entscheidung sein wird. Bleiben der OB und seine Crew sowie der Stadtrat mit seinen Tagungsräumen im „Ufo“ über der Rathaus-Galerie? Oder sollen sie ausziehen? Und wenn, wohin? In die jetzige Musikschule? Das lehnen mehrere Fraktionen ab, auch wenn die Idee einer Vollendung des nur halb verwirklichten Forums mit Einzug der Musikschule dort reizvoll erscheint. Oder – das haben die Grünen vorgeschlagen – Umzug ins Erholungshaus? Das wird zwar gegenwärtig als Impfzentrum genutzt, soll aber wieder Spielstätte der Bayer-Kultur werden, woran Bayer keinen Zweifel lässt.
Wie wichtig ist ein Rathaus in der City? Für Frank Schönberger (CDU), Vorsitzender der City-Werbegemeinschaft, ist es als Frequenzbringer unentbehrlich, um für den Einzelhandel Leben in die Stadt zu bringen. Die Räumlichkeiten über der Einkaufspassage wären anders auch kaum zu nutzen, ein Leerstand wäre fatal. OB Richrath sieht es anders: „Wir müssen Wiesdorf ganzheitlicher sehen und neu kreieren, in neuen Strukturen. Wir müssen das Einkaufszentrum über den Handel definieren, nicht übers Rathaus.“
Den Mittelweg zeigt Bernhard Marewski (CDU) auf. Der Mietvertrag fürs Rathaus ende 2027 und so schnell werde man sicher nicht ausziehen. Kein Grund zur Eile also. Es sei immerhin ein guter Ansatz, planvoll handeln zu wollen. Das sei in Leverkusen meist nicht der Fall gewesen, hier sei Stadtentwicklung mehr passiert als geplant gewesen. „Leverkusen hat vieles nie zu Ende gebracht, meist nicht nach Konzept gehandelt.“
Stimmiges Konzept nicht zerfleddern
Während die Grünen auf Arbeitskreise aus Rat und Verwaltung sowie eine frühe Bürgerbeteiligung setzen, hält die CDU dies für fatal. So werde ein stimmiges Konzept schnellstens zerredet. Rüdiger Scholz (CDU) erinnert daran, das auch die Neue Bahnstadt nach einem Konzept entstanden sei, das in 20 Jahren aber auch allerhand Veränderungen erfahren habe. Uwe Richrath merkt an, dass Konzepte es an sich haben, sich veränderten Bedingungen anzupassen. „Das ist eben Demokratie.“ Da könne noch viel passieren, sagt Milanie Kreutz (SPD), die mit einer Umsetzung in einem Zeitraum von zehn bis 18 Jahren rechnet. Schnell gehen soll nur eins: Der Umzug der Ämter von der Miselohestraße nach Wiesdorf. Denn über eine Aufgabe dieses maroden Verwaltungsgebäudes im Norden Opladens besteht inzwischen Einigkeit. In Opladen bahnt sich dafür der Konflikt an, ob ein Verwaltungsneubau in der Neuen Bahnstadt entstehen soll. Opladen plus schwärmt davon, die Grünen warnen davor.